Ein Extrakt aus Cannabis ist nicht nur mit einer Verlangsamung des Wachstums von Melanomzellen verbunden, sondern auch mit einer deutlichen Erhöhung der Zelltodrate. Das Extrakt manipuliert die Melanomzellen so, dass sie sich selbst töten. Sollte sich diese Methode in der weiteren Forschung bewähren, könnte sie die Behandlung von Hautkrebs revolutionieren.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Western Australia wurde der programmierte Zelltod von Melanomzellen durch ein bestimmtes Cannabis-Extrakt (Cannabinoid PHEC-66) untersucht. Die Ergebnisse sind in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Cells“ veröffentlicht.
Erhöhte Zellschädigung
Die Forschenden fanden heraus, dass das Cannabis-Extrakt sich an Rezeptorstellen auf bestimmten Melanomzellen bindet und danach das Zellwachstum in zwei entscheidenden Phasen kontrolliert sowie gleichzeitig das Ausmaß der Zellschädigung erhöht. Dies führt dazu, dass sich die Zelle selbst töte, berichtet das Team.
„Die Schädigung der Melanomzelle verhindert, dass sie sich in neue Zellen teilt, und löst stattdessen einen programmierten Zelltod aus, der auch als Apoptose bekannt ist. Dies ist ein wachsender Bereich wichtiger Forschung, da wir Cannabisextrakte so gut wie möglich verstehen müssen, insbesondere ihr Potenzial, als Antikrebsmittel zu wirken“, erläutert Studienautor Dr. Nazim Nassar in einer Pressemitteilung.
Der nächste Schritt bestehe darin, ein gezieltes Verabreichungssystem für Melanomzellen zu entwickeln, um es für präklinische Studien vorzubereiten.
„Fortgeschrittene Abgabesysteme müssen noch vollständig entwickelt werden, was die Bedeutung kontinuierlicher Bemühungen unterstreicht, den ordnungsgemäßen und effektiven Einsatz dieser Wirkstoffe an den Zielorten sicherzustellen“, fügt Dr. Nassar hinzu.
Cannabis könnte Krebstherapie revolutionieren
Um die nachhaltige Wirksamkeit und Sicherheit des PHEC-66-Extraktes in der Krebstherapie über längere Zeiträume zu gewährleisten, sei es nun wichtig, ein Langzeitmonitoring durchzuführen. Vor allem das Sicherheitsprofil des Extraktes müsse vor einer breiten Einführung überprüft werden.
„Die anschließende Phase umfasst Tierstudien oder vorklinische Studien, um die Wirksamkeit des Cannabinoids PHEC-66 bei der Behandlung von Melanomen und anderen Krebsarten zu validieren und weiter zu erforschen“, fügt Studienautor Professor Nitin Mantri hinzu.
Sollten die weiteren Studien erfolgreich verlaufen, könnte die Verwendung von Cannabis-Extrakten die Krebsbehandlung revolutionieren, so die Hoffnung des Forschungsteams. Diese Hoffnung scheint zumindest nicht völlig abwegig, da auch andere Forschungsarbeiten bereits auf eine hilfreiche Wirkung von Cannabis in der Krebstherapie hingedeutet haben.
So wurde beispielsweise in der Fachzeitschrift „Frontiers in Oncology“ über das vielversprechende therapeutische Potenzial eines speziellen Cannabis-Derivat gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs berichtet. Möglicherweise liegt in der Pflanze der Schlüssel zur Behandlung einer ganzen Reihe von bislang schwer therapierbaren Krebserkrankungen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Ava Bachari, Nazim Nassar, Srinivasareddy Telukutla, Roby Zomer, Terrence J. Piva, et al.: Evaluating the Mechanism of Cell Death in Melanoma Induced by the Cannabis Extract PHEC-66; in: Cells (veröffentlicht 31.01.2024), Cells
- Charles Darwin University : New study reveals kill order for melanoma cells by cannabis extract (veröffentlicht 08.02.2024), Charles Darwin University
- Michele Moreau, Udoka Ibeh, Kaylie Decosmo, Noella Bih, Sayeda Yasmin-Karim, et al.: Flavonoid Derivative of Cannabis Demonstrates Therapeutic Potential in Preclinical Models of Metastatic Pancreatic Cancer; in: Frontiers in Oncology (veröffentlicht 23.07.2019), Frontiers in Oncology
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