Hautscreening-Apps im Test – nur eine kann überzeugen
Ist das ein normaler Leberfleck oder Hautkrebs? Diese Frage stellen sich viele Personen, wenn sie einen auffälligen Fleck am Körper begutachten. Die Wartezeit für einen Termin in einer Hautarzt-Praxis kann mitunter mehrere Wochen betragen. Abhilfe bieten hier verschiedene Hautscreening-Apps für das Smartphone. Laut Stiftung Warentest kann jedoch nur eine dieser Apps überzeugen.
17 Hautscreening-Apps testete die Stiftung Warentest für die Ausgabe Januar 2023 (neun für iOS, acht für Android). Nur die App „Online Hautarzt AppDoc“ kann demnach für ein Hautscreening per Smartphone empfohlen werden. An der Entwicklung der App war das Deutsche Krebsforschungszentrum federführend beteiligt.
„AppDoc“ ist Vorreiter der Hautscreening-Apps
„AppDoc“ war nicht nur die erste App dieser Art, sondern ist nach Maßstäben von Stiftung Warentest auch die beste und die einzige, die wirklich empfohlen wird. Bereits im Jahr 2018 hat die Landesärztekammer Baden-Württemberg das Zulassungsverfahren genehmigt.
Wie das Deutsche Krebsforschungszentrum versichert, ist die App an verpflichtende Auflagen gebunden. Die wissenschaftliche Evaluation erfolgt durch die Universitätsklinik Essen. Bereits im März 2019 wurde die App von dem Berufsverband der Deutschen Dermatologen mit einem Innovationspreis ausgezeichnet.
Wie funktioniert „AppDoc“?
Jede Anfrage über die App wird von einem Facharzt aus Heidelberg mit mindestens 20 Jahren Praxiserfahrung beurteilt. Dafür senden die Patientinnen und Patienten ein Foto der zu begutachtenden Hautpartie ein. Das Bild kann über die App aufgenommen werden.
Eine Antwort erfolgt innerhalb von 48 Stunden, in den meisten Fällen bereits innerhalb von sechs Stunden. Eine fachärztliche Begutachtung über die App kostet derzeit 24,95 Euro. Die Benutzerinnen und Benutzer bleiben auf Wunsch anonym.
In 70 Prozent der Fälle kein Praxisbesuch erforderlich
Mehr als zehntausend digital eingesandte Hautprobleme wurden bereits über die App durch die Fachärzte beurteilt. In rund 70 Prozent der Fälle wurde ein Praxisbesuch so überflüssig.
„Der älteste Patient war 92 Jahre alt und schoss die Fotos mit seiner Digitalkamera, weil er kein Handy besaß“, berichtet Titus Brinker vom Deutschen Krebsforschungszentrum. Er war an der Entwicklung der App beteiligt.
Teilweise gravierende Mängel bei anderen Anbietern
Viele andere Apps sind nun auf dem deutschen Markt verfügbar. Die Genehmigungsverfahren wurden mittlerweile stark gelockert. Dies könnte auch der Hauptgrund dafür sein, dass Stiftung Warentest teilweise gravierende Mängel bei den anderen Anbietern feststellte.
Eine der Apps schätzte beispielsweise eine besonders aggressive Form von Hautkrebs falsch ein, riet aber immerhin zu einer Untersuchung „so bald wie möglich“. Bei einer weiteren App wurde in einem von drei Fällen schwarzer Hautkrebs nicht erkannt, stattdessen eine gutartige Hautveränderung diagnostiziert. Andere Apps wiesen technische Probleme auf.
Nur „AppDoc“ erreichte als Testsieger die Gesamtnote „gut“. Die App wies die höchste Treffsicherheit bei den Diagnosen auf.
App nur für schnelle Ersteinschätzung geeignet
Die Fachleute des Deutschen Krebsforschungszentrums geben jedoch zu bedenken, dass die App nur für eine schnelle Ersteinschätzung empfohlen werden kann. Nur durch eine Inspektion mit einem Auflichtmikroskop in einer Hautarztpraxis kann eindeutig geklärt werden, ob es sich um Hautkrebs handelt oder nicht. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsches Krebsforschungszentrum: Online Hautarzt „AppDoc“ ist Testsieger bei Stiftung Warentest (veröffentlicht: 22.12.2022), dkfz.de
- Wiebke Sondermann, Christof von Kalle, Jochen S. Utikal, et al.: Externe wissenschaftliche Evaluation der ersten Teledermatologie-App ohne direkten Patientenkontakt in Deutschland („Online Hautarzt – AppDoc“) (2020), link.springer.com
- Stiftung Warentest: Hautkrebs per App erkennen (veröffentlicht: 14.12.2022), test.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.