Honig: Traditionelles Hausmittel ohne bestätigte Wirkung
07.02.2013
Honig ist als traditionelles Heilmittel bekannt, doch bei akuten Erkrankungen sollten sich Patienten nicht auf die heilsame Wirkung des Honigs verlassen, so das Ergebnis einer aktuellen Auswertung bestehender Studien durch das Fachmagazin „Gute Pillen – Schlechte Pillen“ (GPSP), herausgegeben als Gemeinschaftsprojekt von „DER ARZNEIMITTELBRIEF“, „arznei-telegramm“, „Pharma-Brief“ und „Arzneiverordnung in der Praxis“.
Während gegen warme Milch mit Honig als Hausmittel gegen Husten laut Angaben des Fachjournals „nichts einzuwenden“ ist, warnt der Chefredakteur von „GPSP“, Christian Wagner-Ahlfs, vor „Selbstversuchen, etwa bei Krebs, Herz-Kreislauf-Krankheiten oder Diabetes.“ Selbst wenn Honig theoretisch bei einer Krankheit hilfreich sein könnte, seien medizinisch gesicherte Behandlungen vorzuziehen, berichtet die Fachzeitschrift. Auf Basis der Auswertung der verfügbaren wissenschaftliche Literatur lasse sich keine krankheitsvorbeugende Wirkung eines täglichen Honigkonsums feststellen. Trotzdem bleibt „Honig ein traditionelles Hausmittel gegen alltägliche Beschwerden“, auch wenn „die wissenschaftlichen Beweise für die Wirkung von Honig als Medizin nicht ausreichen“, erläuterte Christian Wagner-Ahlfs.
Gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe des Honigs?
Die Naturheilkunde setzt auf eine Vielzahl von potenziell gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen. des Honigs, was die Fachzeitschrift „GPSP“ als Anlass für eine Auswertung der bestehenden wissenschaftlichen Veröffentlichung zum medizinischen Nutzen des Honigs nahm. „Obwohl die medizinische Anwendung von Honig eine lange Tradition hat, sind seine Wirkungen wissenschaftlich nicht gut untersucht“ und „die Studien meist von sehr geringer Aussagekraft, da sie beispielsweise zu wenige Menschen einbeziehen und oft ein Vergleich mit einem Placebo oder einem Medikament fehlt“, so eines der wesentlichen Ergebnisse.
Honig zur Wundbehandlung
Relativ umfassend war die Datenlage im Bereich der Wundbehandlung mit Honig. Hier konnten die Autoren auf zahlreiche Studien zurückgreifen, berichtet „GPSP“. So hätten die Ergebnisse einer Forschergruppe auf eine beschleunigte Heilung bei leichten Verbrennungen hingewiesen, „wenn sterilisierter Honig auf die Wunde aufgetragen wurde.“ Da die Daten lediglich von einer Forschergruppe stammen, sei allerdings „die Verlässlichkeit erheblich geschmälert.“ Auch hätten andere Untersuchungen festgestellt, dass „bei schweren Verbrennungen Honig im Vergleich zur üblichen Behandlung die Heilung sogar zu verzögern“ scheint. Die Auswertung der wissenschaftlichen Literatur habe zudem ergeben, dass bei der Behandlung chronischer Wunden ebenfalls bisher kein klarer Nutzen der Honig-Anwendung zu erkennen ist. So heilen zum Beispiel venöse Beingeschwüre durch Auftragen von Honig (zusätzlich zu Kompressen) nicht schneller ab, berichtet „GPSP“.
Wundbehandlung nur mit sterilem Honig
Zwar wird in einigen Krankenhäusern neben den etablierten Verfahren auch Honig zur Behandlung chronischer Wunden, die auf Stoffwechselerkrankungen oder Durchblutungsstörungen zurückgehen, eingesetzt. Doch diese therapeutische Honig-Anwendung gehört in die Hände von Fachleuten, schreiben die Autoren im Fachjournal „GPSP“. In den Kliniken, die Honig zur Wundheilung anwenden, werde „der Zustand der Wunde kontinuierlich medizinisch überwacht.“ Vor „Experimenten“ zu Hause sei dringend abzuraten. Zumal in den Krankenhäusern nur sterilisierter Honig zur Anwendung kommt, da dieser ansonsten Bakterien und Pilzsporen enthalten könne, die schlimmstenfalls Wundinfektionen verursachen. Die Wundbehandlung mit Honig kann laut Mitteilung des Fachblattes aufgrund der enthaltenen Säure anfangs unangenehm brennen.
Honig wirkt antibakteriell
Dank seines hohen Zuckergehalts von 80 bis 85 Prozent kann unverdünnter Honig prinzipiell Bakterien und andere Krankheitserreger abtöten, indem er ihnen Wasser entzieht, berichtet „GPSP“. Darüber hinaus sei Honig leicht sauer, was zusätzlich das Keimwachstum hemme. Doch Pilzsporen und einige spezialisierte Bakterien können auch im Honig vorkommen, wodurch bei Kontakt mit offenen Wunden unter Umstände erhebliche Gesundheitsrisiken drohen. Bei der inneren Anwendung werde der Honig mit Speichel und Magensaft verdünnt, wodurch er seine Wirkung gegen Bakterien verliert, berichtet das Fachblatt.
Honig als Hausmittel gegen Husten
Bei Husten beziehungsweise Erkältungen und Schlafstörungen, ist Milch mit Honig ein beliebtes Hausmittel, das nach Einschätzung der „GPSP“-Autoren schon aufgrund der „Erwartung einer positiven Wirkung zur Linderung von Beschwerden beitragen kann“ (Placebo-Effekt). Darüber hinaus werde der Hustenreiz möglicherweise auch etwas durch die Speichelfluss-anregende Wirkung des Honigs gelindert. Demnach sei gegen „Honig als Hausmittel bei Husten nichts einzuwenden – auch wenn die wissenschaftliche Datenlage zum Nutzen mager ist.“ Gleich gilt vom Grundsatz her auch für Honig als Mittel gegen Lippenherpes, obwohl die Autoren hier keine bessere Wirkung als bei gängigen Herpespräparaten feststellen konnten. Belege für die angebliche Schmerzlinderung und die Förderung der Krustenbildung sind laut Angaben von „GPSP“ nicht zu finden. Die Untersuchung, in welcher dem Honig eine bessere Wirkung als dem Lippenherpesmittel Aciclovir bescheinigt wurde, habe lediglich acht Teilnehmer umfasst. Zudem dienen auch die gebräuchlichen apothekenpflichtigen Herpespräparate nur zur Linderung der Beschwerden und „durch keines der marktüblichen Arzneimittel heilt Herpes relevant schneller ab“, berichtet „GPSP“.
Einige Anwendungen widerlegt
Einige naturheilkundliche Anwendungsgebiete wie beispielsweise der Einsatz gegen Magengeschwüre mit Honig seien heute widerlegt. „Honig beseitigt keine Helicobacter-Bakterien, die häufig Auslöser von Magengeschwüren sind“, schreiben die „GPSP“-Autoren. Bei anderen Anwendungen, sei nicht unbedingt der Honig für einen Erfolg ausschlaggebend, sondern die Mixtur der Inhaltsstoffe. So habe eine Studie festgestellt, dass eine direkt aufgetragene Mischung aus Honig, Olivenöl und Bienenwachs gegen Hämorrhoiden und Blutungen wirken kann. Auch juckender Hautausschlag ließ sich mit dieser Mischung relativ erfolgreich behandeln. Doch er Honig allein sei hier keineswegs Ursache der positiven Wirkung. (fp)
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Bild: BirgitH / pixelio.de
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