44. Heilpraktikerkongress: Männergesundheit mehr beachten
15.04.2011
Männer suchen bei Beschwerden weniger häufig einen Arzt oder Heilpraktiker auf, als Frauen. Sie leiden heimlich und still oder sitzen die Erkrankung ganz einfach aus. Doch das Nichtstun kann fatale Folgen haben und unter Umständen die Lebenserwartung deutlich verkürzen. Der 44. Heilpraktiker-Kongress in Baden-Baden will an diesem Wochenende im Besonderen die geschlechtsspezifische Medizin thematisieren.
Ein Mann zu sein ist risikant und ungesund
Heutzutage ein Mann zu sein, „ist ungesund und riskant“. Doch das ist bei weitem kein Naturgesetz wie der erste Vorsitzende des Fachverbandes Deutscher Heilpraktiker des Landes Baden-Württemberg, Dietmar Falkenberg, erläuterte. Aus diesem Grund stehe der 44. Heilpraktiker-Kongress unter dem Gesundheitsmotto: „Typisch Mann und typisch Frau“.
Männer gehen weniger zum Arzt oder Heilpraktiker
Warum Männer weniger häufig zum Arzt gehen, kann nur spekuliert werden. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Erziehung und Sozialisierung eine entscheidende Rolle spielt. Schon von klein auf mussten viele Jungen hören: „Ein Indianer kennt kein Schmerz“. Was so viel bedeutet, wie „stell Dich nicht so an, wenn Du Schmerzen hast“. Wenn Männer allerdings mehr auf sich selbst hören „und öfter zum Arzt gehen würden, könnte sich ihre Lebenserwartung durchaus der der Frauen annähern“ erläutert Falkenberg. Daher hätten Heilpraktiker Männer mit ihren doch sehr spezifischen gesundheitlichen sowie seelischen Problemen in den letzten Jahren mehr im Blickfeld, sagt der Heilpraktiker-Vorsitzende.
Noch immer sind zwei Drittel der Patienten, die zu Heilpraktikern oder Medizinern gehen, Frauen. In der konventionellen Medizin werde allerdings zu oft versäumt, männliche Patienten nach ihren privaten und familiären Schwierigkeiten zu befragen. Nur so könne man ein Gesamtbild erschaffen und herausfinden, welche Art der Beschwerden vorliegen, sagt der Heilpraktiker. Männer ernähren sich zudem häufig wesentlich schlechter als Frauen und zeigten zudem eine geringeres Körpergefühl.
Symptom-Verweigerer Mann
Das öffentliche Bild über Männer ist zudem nicht besser. Kranke Männer werden kaum wahrgenommen und teilweise nicht mehr vollständig anerkannt. In der öffentliche Debatte kommen Männer kaum vor. Daher sind Männer regelrechte „Symptom-Verweigerer“. „Krank und nicht mehr leistungsfähig zu sein, ist für Männer etwas Furchtbares“. Dabei litten Männer häufig unter schwerwiegenden Beschwerden wie Schlafstörungen, Magen-Darm-Symptomen oder einer mangelnden Konzentrationsfähigkeit. Nach Ansicht des Naturheilkunde Experten sind dafür Stress und Überforderung im Berufs- sowie im Privatleben ursächlich verantwortlich.
Männer trauen sich häufig nicht, offen über ihr seelischen oder gesundheitliches Befinden zu sprechen. Daher wird das Problem in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen. Denn bis heute gebe es keinen offiziellen Männergesundheitsbericht, mahnt Falkenberg. Frauengesundheitsberichte sind im Gegensatz dazu seit Jahren eine fester gesellschaftlicher Standard und etabliert. Männer begehen etwa drei mal so häufig einen Suizid und streben statistisch gesehen häufiger an bösartigen Krebstumoren.
Geschlechtergerechtigkeit auch beim Thema Gesundheit
Keineswegs will der Heilpraktiker sich falsch verstanden fühlen. Die Emanzipation und die zunehmende Beachtung der Frauen war dringend notwendig. Nun sei es aber dringend an der Zeit, im Bereich der Gesundheit auch eine Geschlechtergerechtigkeit herzustellen. „Wir müssen Männer dazu bringen, ihre Körperlichkeit und ihre Gesundheit ernster zu nehmen“. Das bedeute auch, dass Männer Erkrankungen nicht als Schwäche ansehen, sondern als ein Stück mehr Lebensqualität.
Unter dem Motto "Typisch Mann – typisch Frau?" (geschlechtsspezifische Medizin) steht der diesjährige 44. Heilpraktiker-Kongress in Baden-Baden. Mit rund 40 Vorträgen, Seminaren und Workshops bilden sich Ärzte, Heilpraktiker und Therapeuten weiter. Der Kongress findet vom 16 bis 17. April statt. (sb)
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