Nur präventive Auswirkungen möglich
Für Kurzsichtige ist das frühzeitige Lesen von Verkehrsschildern, das Erkennen eines Bekannten auf der anderen Straßenseite oder das Wiederfinden des Autos im überfüllten Parkhaus ohne Sehhilfe so gut wie unmöglich. Diese Fehlsichtigkeit, bei der weit entfernte Objekte vor der Netzhaut und damit nur unscharf abgebildet werden, betrifft fast jeden Dritten Deutschen. Eine neue Studie fand nun heraus, dass sich bei Kindern mit Kurzsichtigkeit das Voranschreiten mit Augentropfen teilweise aufhalten lässt.
Die Studie konnte zeigen, dass bei Kindern mit einer bereits bestehenden Kurzsichtigkeit durch die Gabe von Augentropfen mit Atropin-AT über ein Jahr die weitere Zunahme der Fehlsichtigkeit weniger stark war als in der Kontrollgruppe. „In Zukunft könnte es ein Ziel sein, zu verhindern, dass Kinder mit einer moderaten Kurzsichtigkeit eine hohe Kurzsichtigkeit bekommen“, schätzt Augenarzt Dr. Robert Löblich von der Artemis Augenklinik Frankfurt die Ergebnisse ein. „Damit wird aber die Brille nicht überflüssig, die Gläser werden eventuell nur weniger dick.“ Mit den Augentropfen kann also eine bestehende Fehlsichtigkeit nicht verringert werden.
Um Kurzsichtigkeit zu behandeln, müssen also nach wie vor Sehhilfen dafür sorgen, dass die Brennweite des Auges so verlängert wird, damit die Lichtstrahlen auch bei längerem Augapfel wieder auf den Punkt des schärfsten Sehens in der Netzhaut gebündelt werden. Dazu reichen häufig normale Brillen mit sogenannten Minusgläsern aus. Wer sich an der Brille stört oder sich einfach nicht an sie gewöhnt, für den bieten Kontaktlinsen eine Alternative. Wer gänzlich auf solche Sehhilfen verzichten will, kann sich durch einen LASIK-Eingriff seine Fehlsichtigkeit auch operativ korrigieren lassen.
Bei der LASIK wird mittels Kaltlichtlaser die Brechkraft der Hornhaut so behandelt, dass der Brennpunkt – wie beim Tragen einer Sehhilfe – wieder auf die Netzhaut trifft. LASIK gilt als sehr sichere Methode, um Kurzsichtigkeiten bis minus acht Dioptrien zu beheben. Damit eine Augenlaserkorrektur überhaupt in Frage kommt, darf die Hornhaut des Patienten nicht zu dünn sein. Für Jugendliche unter 18 Jahren ist die Laserbehandlung generell nicht geeignet, da sich ihre Augen noch verändern können. „Mit Neuentwicklungen wie der Femto-LASIK wurde das Verfahren in den letzten Jahren zudem noch präziser“, erklärt Dr. Löblich. „Sie ermöglicht auch Korrekturen bei unterdurchschnittlicher Hornhautdicke.“ Nach der Operation benötigen Patienten keine Sehhilfen mehr. Aber auch stärkere Kurzsichtigkeiten bis minus 20 Dioptrien lassen sich operativ beheben. Dazu greifen Mediziner auf Kunstlinsen, die sie zusätzlich zur eigenen Linse ins Auge implantieren, zurück. Welche Methode sich im Einzelfall am besten eignet und welche Vor- und Nachteile es gibt, müssen Patient und Arzt in einem ausführlichen Gespräch mit umfassenden Voruntersuchungen klären. (pm)
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