Kopfverformungen lassen sich durch die Helmtherapie beheben
29.08.2014
Nicht selten entwickeln Babys eine sogenannte lagerungsbedingte Kopfverformung, wenn sie zu viel auf dem Rücken liegen. Kommt es dabei „zu schweren Deformitäten, kann aus dem zunächst rein kosmetischen Problem sogar eine schmerzhafte Belastung der Halswirbelsäule oder des Kiefers werden“, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH). Gegen die starken Kopfverformungen empfiehlt die Fachgesellschaft daher eine sogenannte Helmtherapie, bei der mittels einer „Kopforthese, die dauerhaft getragen wird, das Wachstum des Schädels gezielt in die gewünschte Richtung“ gelenkt werden kann.
Die Kopfverformung entsteht bei Babys durch das dauerhafte Liegen auf dem Rücken. Der weiche Schädelknochen passt sich an und verändert seien Form. Da die Rücklage vor plötzlichem Kindstod schützt, ist eine andere Schlafposition allerdings nicht zu empfehlen. Doch bestehen verschiedene Möglichkeiten, der Kopfverformung frühzeitig entgegenzuwirken. Hier nennt die DGKCH zum Beispiel ein Lagerungskissen, dass die hintere Kopfpartie frei in der Luft schweben lässt, als Option. „Mit dieser einfachen Maßnahme lässt sich eine Kopfverformung vermeiden", berichtete Professor Dr. med. Joachim Jähne, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) im März auf dem 131. Chirurgenkongress in Berlin. Auch empfiehlt der Experte die Rückenlage lediglich beim Schlafen beizubehalten. Sobald die Kinder wach sind, sollten sie bewegt und auch auf den Bauch gelegt werden, da dies dem Muskelaufbau und der Beweglichkeit des Kopfes diene.
Ständige Rückenlage führt zur Kopfverformung
„Schläft das Neugeborene jede Nacht auf dem Rücken, kann der noch leicht verformbare Hinterkopf durch den Druck gegen die Unterlage abflachen“, erläutert die DGKCH das Phänomen der Kopfverformung. Zwar würden keine genaue Zahlen dazu vorliegen, wie viele Kleinkinder von einer solchen Deformität betroffen sind, „aber ich sehe jede Woche drei bis vier neue Fälle in meiner Sprechstunde“, so Professor Dr. med. Guido Fitze, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie am Universitätsklinikum Dresden. Seiner Ansicht nach könnte etwa jedes 200. Kind von einer Kopfverformung betroffen sein. Ist eine Verformung des Kopfes festzustellen, raten die Experten der DGKCH generell umgehend Gegenmaßnahmen zu ergreifen. „Kommt es zu einer Abflachung des Hinterkopfes, sollte frühzeitig mit einer Therapie begonnen werden“, betonte Professor Fitze. Hier bieten sich laut Aussage des Experten insbesondere bei leichteren Deformitäten manuelle Therapien wie die Osteopathie, Physiotherapie und Chiropraktik an, um die Verformungen mit Unterstützung durch eine Art Reflexzonentraining, die Stimulierung bestimmter Bewegungsabläufe und das Lösen der Halswirbelblockaden zu beheben. Besonders gute Erfolgschancen haben die manuellen Verfahren, wenn mit der Behandlung bereits im ersten Lebensjahr begonnen wird. Dabei erstreckt sich die Behandlungen über mehrere Monate, erläuterte Professor Fitze.
Helmtherapie frühzeitig beginnen
Massive Verformungen des Schädels lassen sich mit den manuellen Verfahren jedoch nicht korrigieren, so dass die DGKCH hier die Helmtherapie empfiehlt, um langfristige Beeinträchtigungen der Kinder zu vermeiden. „Da der Schädel im ersten Jahr besonders schnell wächst – er nimmt zwölf bis dreizehn Zentimeter an Umfang zu –, sollte mit der Helmtherapie um den sechsten Lebensmonat begonnen werden“, berichtet die Fachgesellschaft. Professor Fitze ergänzte, dass „in dieser Wachstumszeit der Helm die Verformung am besten korrigieren“ kann. Über einen Zeitraum von drei bis sechs Monate müsse die Therapie in der Regel angewandt werden. „Trägt das Kind die Orthese konsequent an 23 von 24 Stunden am Tag“, seien die zu erwartenden Ergebnisse jedoch „sehr gut“. Die Kosten für den Helm in Höhe von rund 1.700 Euro werden allerdings nicht von allen Krankenkassen übernommen. Insgesamt bestehen laut Angaben der DGKCH bei entsprechender therapeutischer Versorgung bis ins Vorschulalter gute Chancen, dass sich die Kopfverformungen wieder auswachsen. (fp)
Bild: Nicole Müller / pixelio.de
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