Neue Behandlungsmethode gegen Hepatitis C – Hoffnung für alle Betroffenen
22.07.2014
Zahlreiche Menschen in Deutschland leiden an einer Hepatitis-Infektion, ohne von ihrer Erkrankung zu wissen. Um über die Risiken der Hepatitis zu informieren, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor drei Jahren den Welt-Hepatitis-Tag eingeführt, der jährlich am 28. Juli stattfindet. Weltweit ist laut Angaben der WHO „einer von zwölf Menschen mit dem Hepatitis-B- oder dem Hepatitis-C-Virus infiziert“ und auch in Deutschland sind nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) bis zu eine Million Menschen betroffen.
„Das Tückische an der Virushepatitis ist, dass viele Menschen gar nicht spüren, dass sie unter Umständen seit Jahren das Virus in sich tragen“, berichtet die WHO. Die Leber leide stumm und warnende Symptome würden oft jahrelang ausbleiben. Zwar sind die „Behandlungsmöglichkeiten der chronischen Hepatitis C besser denn je, doch nur eine Minderheit der Patienten ist diagnostiziert und noch weniger erhalten eine Behandlung“, bemängelte die WHO. Ohne Therapie drohen sowohl bei Hepatitis B als auch bei Hepatitis C langfristig potenziell tödliche Folgen wie eine Leberzirrhose oder gar Leberkrebs.
Viele Hepatitis-Infektionen werden nicht erkannt
„Je früher die Infektion entdeckt wird, desto besser lässt sie sich therapieren“, so die Mitteilung der WHO. Dabei habe die Behandlung in den letzten zehn Jahren große Fortschritte gemacht. Heute ist „Hepatitis B kontrollierbar“ und „Hepatitis C heilbar“, berichtet die Weltgesundheitsorganisation. Doch liege die Diagnoserate in Deutschland schätzungsweise lediglich bei gut 50 Prozent. Von den Hepatitis-C-Patienten erhalten laut Angaben der WHO „nur zwei bis drei überhaupt eine Behandlung und damit eine Heilungschance.“ Hier fehlen nationale Screeningprogramme, um die Diagnoserate deutlich zu verbessern. Weder die systematische Untersuchung von Risikogruppen (zum Beispiel Empfänger von Blutprodukten vor 1991 oder auch aktive und ehemalige Drogenabhängige) noch eine Kontrolle der Leberwerte im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen seien in Deutschland Standard, so die Kritik der WHO.
Neue Arzneien zur Hepatitis-C-Behandlung
Die Experten der Weltgesundheitsorganisation berichten weiter, dass „in der Hepatitis-C-Therapie gerade eine medizinische Revolution stattfindet.“ So seien die Behandlungen bis vor kurzem noch mit starken Nebenwirkungen verbunden und bei vielen Patienten nicht erfolgreich oder machbar gewesen. Nun würden neue Medikamente kürzere Behandlungszeiten, weniger Nebenwirkungen, und Heilungschancen meist über 90 Prozent versprechen. „Spritzen mit Interferon, die berüchtigt für Nebenwirkungen wie Depressionen, Grippesymptome und Blutbildveränderungen sind, werden immer häufiger verzichtbar“, erläutert die WHO. Die ersten neuen Wirkstoffe sind seit Januar 2014 zugelassen und weitere sollen in Kürze folgen. Ingo van Thiel, Pressesprecher der Deutschen Leberhilfe, erklärte hierzu, dass diese Entwicklung aus medizinischer Perspektive natürlich großartig ist. Dies sei für die Patienten, die sich behandeln lassen, eine „große Errungenschaft.“ Allerdings werde bislang nur ein Bruchteil der mit Hepatitis-C-Infizierten behandelt. „Wenn es uns nicht gelingt, die Diagnoseraten anzuheben und allen diagnostizierten Patienten Zugang zur Behandlung zu ermöglichen, wird die Hepatitis C auch in Deutschland weiterhin eine große gesundheitliche Bedrohung bleiben und viele Menschenleben kosten“, betonte van Thiel.
Erhöhte Leberwerte als Warnsignal
Insbesondere erhöhte Leberwerte sind der WHO zufolge ein möglicher – jedoch oft nicht erkannter – Hinweis auf Hepatitis. Entsprechend empfiehlt die Deutsche Leberhilfe die regelmäßige Erfassung der Leberwerte im Rahmen von Routineuntersuchungen. „Das wäre eine einfache Möglichkeit, Diagnoseraten von Lebererkrankungen zu steigern und sie so frühzeitig behandeln zu können“, betonte Ingo van Thiel. Denn nur wenige Menschen mit einer Virushepatitis entwickeln auffällige Symptome wie den typischen Ikterus (Gelbsucht) mit einer Gelbfärbung der Augen und Haut. Meist sind eher unspezifische Beschwerden wie Müdigkeit, dunkler Urin oder Druckgefühl im Oberbauch zu beobachten, welche theoretisch auch im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen stehen könnten. Zudem zeigen viele Betroffene über Jahre keinerlei Symptome, was der Virushepatitis auch den Ruf als „silent killer“ beschert hat.
Nationaler Aktionsplan gegen Virushepatitis gefordert
Zwar bietet die neue Therapie gegen Hepatitis-C-Infektionen eine vielversprechende Behandlungsoption mit hohen Heilungschance und relativ geringen Nebenwirkungen, doch sind die hohen Preise der neuen Arzneimittel, welche je nach Patient weit über 100.000 Euro kosten können, nach Ansicht von Ingo van Thiel als Behandlungshindernis zu bewerten. „Hier wäre es sehr wünschenswert, dass die Hersteller ihre Preise senken“, betonte der Sprecher der Deutschen Leberhilfe. Des Weiteren ist nach übereinstimmender Einschätzung der WHO und der Deutschen Leberhilfe ein nationaler Aktionsplan zur Bekämpfung der Virushepatitis erforderlich, der eine frühe Diagnose und damit den rechtzeitigen Zugang zu einer adäquaten Behandlung ermöglicht. Seit 2013 liege der Bundesregierung ein solcher Aktionsplan gegen die Virushepatitis vor, der von einem breiten Aktionsbündnis erstellt wurde und auf seien Umsetzung wartet. „Sowohl für die breite Bevölkerung als auch insbesondere für Risikogruppen sind Maßnahmen zur Prävention und Behandlung der Virushepatitis benannt, deren Umsetzung dringend erforderlich ist“, berichtet die WHO. Zudem könnte ein solcher Aktionsplan das Thema Hepatitis allgemein mehr in den Fokus des öffentlichen Bewusstseins rücken. (fp)
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