Hepatitis-Infektionen können über Jahrzehnte unerkannt bleiben
Mehrere Hunderttausend Menschen sind Schätzungen zufolge in Deutschland mit Hepatitis B- oder C-Viren infiziert. Eine Hepatitis-Infektion kann Jahre bis sogar Jahrzehnte unentdeckt und unbehandelt bleiben, da nicht immer typische Symptome auftreten. Dabei sind die Infektionen die häufigste Ursache für Leberzirrhose und Leberzellkrebs.
Fachleute der Deutschen Leberstiftung informieren im Vorfeld des 23. Deutschen Lebertages am 20. November 2022 über Infektionen mit Hepatitis-Viren. Denn unbemerkt können die Infektionen chronisch werden, was schwerwiegende Folgen wie Zirrhose und Leberkrebs nach sich ziehen kann. Dabei können die Infektionen oftmals gut behandelt werden, wenn sie erstmal entdeckt wurden.
Fünf Virenarten können eine Hepatitis verursachen
Medizinerinnen und Mediziner sprechen von einer Virushepatitis, wenn die Leber aufgrund einer Virusinfektion entzündet ist. Fünf verschiedene Hepatitis-Viren (A, B, C, D und E) sind bekannt, die eine Virushepatitis auslösen können.
Jede Art des Hepatitis-Virus unterscheidet sich hinsichtlich der Übertragungswege, dem Schweregrad der Erkrankung, der geografischen Verbreitung und den Präventionsmöglichkeiten. Alle sind ansteckend, doch bemerken tun Infizierte die Erkrankung nicht zwangsläufig, da die Leber selbst kein Schmerzempfinden hervorruft.
Hepatitis zählt zu den gefährlichsten Infektionskrankheiten
Vor allem Infektionen mit Hepatitis-Viren von Typ B, C und D führen zu chronischen Lebererkrankungen. Über eine Millionen Todesfälle pro Jahr sind weltweit auf eine Virushepatitis zurückzuführen. Damit zählen Hepatitis-Viren zu den gefährlichsten Infektionskrankheiten.
Gegen Hepatitis gibt es gute Behandlungsmöglichkeiten
Anders als bei vielen anderen Infektionen, existieren gegen Hepatitis jedoch gute antivirale Therapien. Infektionen mit Hepatitis B und D lassen sich nach Angaben der Deutschen Leberstiftung praktisch nebenwirkungsfrei beherrschen. Hepatitis C-Infektionen können sogar innerhalb von acht bis zwölf Wochen vollständig geheilt werden.
Check-up beinhaltet einmaliges Hepatitis-Screening
Es mangelt also in erster Linie nicht an den Behandlungsmöglichkeiten, sondern eher an der Früherkennung. Hier zeichnet sich nun eine erste positive Entwicklung ab.
„Der vor einem Jahr eingeführte einmalige Anspruch auf ein Screening auf Hepatitis B und C im Rahmen der ‘Gesundheitsuntersuchung‘, die vormals ‘Check-up 35‘ genannt wurde, ist ein wichtiger Schritt, um bislang unbekannte HBV- und HCV-Infektionen zu diagnostizieren“, erläutert Professor Dr. Christoph Sarrazin, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberhilfe.
Das Screening soll laut Professor Sarrazin dazu beitragen, die hohe Dunkelziffer an unentdeckten Infektionen mit den beiden Hepatitis-Viren zu verringern. Betroffene sollen so die Chance auf eine frühzeitige Behandlung bekommen.
Risikogruppen werden oft nicht erreicht
„Erfahrungsgemäß werden jedoch vulnerable Gruppen wie beispielsweise Inhaftierte, Drogengebrauchende, Menschen mit Migrationshintergrund und Obdachlose durch die ‘Gesundheitsuntersuchung‘ weniger gut erreicht“, gibt der Vorstandsvorsitzende zu bedenken.
Die Leberstiftung setzt sich daher dafür ein, dass Testangebote für besonders gefährdete Gruppen an deren Aufenthaltsorten gemacht werden, beispielsweise in Einrichtungen der Drogen- oder Obdachlosenhilfe. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutschen Leberstiftung e.V.: „total zentral: die Leber!“: Virushepatitis – Warum Entzündungen der Leber häufig unentdeckt bleiben (veröffentlicht: 13.10.2022), idw-online.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.