290 Millionen Menschen weltweit sind unwissentlich mit Virushepatitis infiziert
Hepatitis-Infektionen sind eine der häufigsten Ursachen für schwere Leberschäden und seit 2010 werden Hepatitis-Viren durch die Weltgesundheitsorganisation als eine der tödlichen globalen Gesundheitsbedrohung eingestuft. Jährlich weisen Gesundheitseinrichtungen daher am 28. Juli zum Welt-Hepatitis-Tag auf die Bedrohung durch Hepatitis hin. Allerdings ist das Gesundheitsrisiko im öffentlichen Bewusstsein nur wenig präsent. So wissen viele Betroffene nicht, das sie infiziert sind.
„Hepatitis: Findet die fehlenden Millionen“ lautet das diesjährige Motto des Welt-Hepatitis-Tages. Dies beziehe sich auf den Anspruch, jene unentdeckten Patienten zu finden, die ohne ihr Wissen infiziert sind. Bei den meisten Betroffenen zeigen sich lange Zeit keine Beschwerden, so dass sie nicht auf ihre Erkrankung aufmerksam werden. Setzen die ersten Symptome ein, „ist jedoch oft schon der ideale Zeitpunkt für eine Therapie vorbei“, betont Professor Thomas Berg vom Universitätsklinikum Leipzig (UKL) in einer aktuellen Pressemitteilung.
325 Millionen Infizierte weltweit
Den Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge leiden bis zu 325 Millionen Menschen weltweit an chronischer Hepatitis B oder C. Doch einem Großteil der Betroffenen ist die Erkrankung nicht bewusst, da sie meist über lange Zeit keine Beschwerden verursacht. So ahnen rund 290 Millionen Betroffene nicht von ihrer Infektion, berichtet das UKL unter Berufung auf die Deutsche Leberhilfe, die Ausrichterin des Welt-Hepatitis-Tages. Schätzungen zufolge gebe es auch hierzulande rund 150.000 unentdeckte Erkrankte, bei gleichzeitig rund 5000 gemeldeten neuentdeckten Hepatitis-Fälle pro Jahr.
Unzureichende Diagnose- und Therapierate
Durch entsprechende Screening-Methoden lasse sich eine Infektion mit Hepatitisviren gut nachweisen und Hepatitis-C-Infektionen seien zudem praktisch immer heilbar. Auch chronische Hepatitis-B-Infektion seien gut kontrollierbar, aber bisher nur selten heilbar. „Doch gerade im Vergleich mit anderen Infektionskrankheiten wie HIV, Malaria oder Tuberkulose liegen Diagnose- und Therapierate weltweit zurück“, bemängelt Professor Berg.
Infektionen werden oftmals nicht entdeckt
Es gibt sehr gute Screeningmethoden und sehr effektive Therapien und je früher man damit beginnt, desto besser, betont der Leberexperte vom Universitätsklinikum Leipzig. Die WHO habe sich vorgenommen, die Häufigkeit von Hepatitis C Infektionen bis zum Jahr 2030 um 90 Prozent zu reduzieren. Doch sei auch hierzulande noch unklar, wie diese Ziele erreicht werden sollen. „Zwar haben hier alle Patienten einfachen Zugang zur Therapie, aber ein Konzept für ein Screening und für Überweisungen zum behandelnden Facharzt existieren immer noch nicht“, so Professor Berg. Es sei bedauerlich, dass bei den normalen Gesundheits-Voruntersuchungen in Deutschland keine Leberuntersuchung stattfinde und so mögliche Hepatitis-Infektionen nicht entdeckt werden können.
Gute Therapiemöglichkeiten bei entsprechende Diagnose
Therapierbar seien die Infektionen heutzutage auf jeden Fall. So gebe es für Hepatitis C eine einfache und nebenwirkungsarme Therapie auf Tablettenbasis, die nur wenige Wochen dauert, und auch Hepatitis B sei mittlerweile sehr gut behandelbar, allerdings bisher meist nur mittels Dauertherapie. Auch Kurzzeittherapien seien hier jedoch bereits in der Entwicklung. Bisher bleibe der beste Schutz gegen Hepatitis B aber immer noch die Impfung. Dennoch bedürfe es um vorliegende Infektionen frühzeitig zu entdecken.
Infektionsquellen sollten beseitigt werden
Laut Professor Berg wird in anderen Ländern schon über ein Bevölkerungs-Screening nachgedacht oder zumindest über ein Screening für bestimmte Risiko- oder Altersgruppen, so Professor Berg. Doch gehe man hierzulande davon aus, dass sich bei einem Anteil Infizierter von zirka 0,5 Prozent der Gesamtbevölkerung ein Screening der Allgemeinbevölkerung nicht rechne.“ Ziel müsse es jedoch sein, die Infektionsquellen auszutrocknen, da die Viren nur von Mensch zu Mensch übertragen werden.
Risikogruppen müssen erreicht werden
Übertagen werden die Viren verstärkt durch Risikogruppen, wie beispielsweise Menschen mit intravenösem Drogenkonsum und diese Menschen müsse man erreichen, um die Infektionsketten zu unterbrechen, betont Professor Berg. Dazu brauche es neben Gesundheitsprogrammen auch den politischen Willen. (fp)
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Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universitätsklinikum Leipzig: Millionen Menschen sind weltweit mit einer Virushepatitis infiziert und wissen es nicht (Abruf: 25.07.2019), UKL
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.