Ist das Tragen von Stiefeln ungesund?
Gerade in der Herbst- und Winterzeit sind Stiefel sehr beliebt. Bei der Auswahl von Stiefeln sollte allerdings auf einige Faktoren geachtet werden, da sie nicht nur die Gesundheit der Füße, sondern des ganzen Körpers beeinflussen. Die Podologin Dr. Nicole Nicolosi von der Cleveland Clinic in den USA erläutert, worauf man bei Stiefeln achten sollte.
„Die Gesundheit der Füße sollte Vorrang haben, wenn Sie Schuhe kaufen“, betont die Expertin in einer aktuellen Pressemitteilung. Denn falsche Schuhe können laut Dr. Nicole Nicolosi nicht zu unterschätzende negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben.
Gesundheitsprobleme durch falsche Schuhe
Die meisten Menschen denken beim Kauf von neuen Schuhen vermutlich kaum darüber nach, ob diese zu Ballenzehen oder Hammerzehen beitragen können. Doch dies sind mögliche Folgen flascher Schuhe.
Auch kann die Auswahl der Schuhe negative Auswirkungen auf Knie, Hüften und den Rücken haben, erläutert die Expertin.
Schuhe sollten ausreichenden Halt bieten
„Es geht vor allem um die Ausrichtung und den Halt Ihrer Füße“, betont Nicolosi. Wenn beides nicht gegeben ist, führe jeder Schritt zu einer Fehlbelastung, was dann zu verschiedenen Deformationen und chronischen Schmerzen führen kann.
Worauf sollte beim Stiefelkauf geachtet werden?
Wenn man bestimmte Grundlagen kennt und berücksichtigt, ist laut der Podologin die Auswahl der richtigen Stiefel kein Problem. So sollten die Stiefel folgende Eigenschaften aufweisen, um die Fußgesundheit zu stärken:
- breiten Raum für die Zehen,
- eine gute Fußgewölbestütze als solide Grundlage für Haltung und Bewegung,
- eine gute Stabilität der Seiten, damit sich der Schuh nicht so einfach verdrehen oder verbiegen kann.
Einlegesohlen verbessern den Komfort
Außerdem könne die Verwendung von Einlegesohlen den Komfort beim Tragen der Schuhe erhöhen. Spezielle Einlagen seien auch für Menschen hilfreich, die an einer Diabetes-Neuropathie leiden und deren Nerven in den Beinen und Füßen geschädigt sind.
Auf hochwertige Materialien achten
Schuhe sollten aus hochwertigen Materialien gefertigt sein, denn die falschen Materialien können dazu führen, dass die Füße nicht richtig atmen können, was zu Schweißfüßen und der Bildung von Bakterien führen kann, erläutert die Expertin.
Schuhe aus nicht poröse Materialien (und auch Regenstiefel) sollten flexibel sein und nicht hart an Knöchel, Zehen und Fersen drücken, so Nicolosi weiter.
Vor- und Nachteile beliebter Schuhmodelle
Die Podologin geht auch auf die Eigenarten von einigen Stiefeln ein, die besonders bei Frauen sehr beliebt sind.
Hochhackige Stiefel
Das Tragen von Schuhen mit einem hohen Absatz ist laut der Expertin damit verbunden, dass es wegen dem ungünstigen Winkel der Füße zu einem Zusammenziehen der Achillessehne kommen kann, was dann die Entstehung einer Achillessehnenentzündung begünstigt.
Zusätzlich könnten vorhandene Kapselentzündungen (entzündete Gelenkkapseln) und Neurome (verdicktes Nervengewebe zwischen den Zehen) durch das Tragen von hochhackigen Schuhen verstärkt werden und hochhackige Stiefel können Ballenzehen verursachen oder verschlimmern, so Nicolosi.
Schafsfellstiefel
Stiefel aus Schafsfell mögen zwar bequem und warm sein, wenn es aber um die Gesundheit der Füße geht, sieht die Lage schon ganz anders aus. Diese Art von Stiefeln bietet normalerweise fast keine Unterstützung für Fußgewölbe oder Knöchel, was laut der Expertin dazu führen kann, das man einen speziellen Laufstil mit umgeknickten Knöcheln entwickelt.
Zusätzlich ist das warme und weiche Innere von Schafsfellschuhen auch ideal für die Entstehung von Bakterien und Pilzen, welche laut Dr. Nicolosi Infektionen und Hautausschläge auslösen können.
Die Medizinerin rät Menschen, welche unbedingt Schafsfellstiefel tragen wollen, zur Verwendung von Einlegesohlen, die eine zusätzliche Unterstützung des Fußgewölbes bieten.
Wegen der Hygiene sollten in diesen Stiefeln immer Socken getragen werden, die den Kontakt zwischen Innenmaterial und der Haut minimieren und zusätzlich sollten die Stiefel regelmäßig desinfiziert werden, empfiehlt Dr. Nicolosi.
Keilstiefel
Die überhöhten Absätze dieser Stiefel, können mit einem zusätzlichen Druck auf den Vorderfuß verbunden sein. Ein weiteres Problem dieser Stiefel ist, dass sie kaum seitlichen Halt bieten. Dies kann besonders bei Plattfüßen oder instabilen Knöcheln problematisch werden.
Zudem sollte auch auf das Tragen von Keilstiefeln verzichtet werden, wenn man unter Problemen wie Neuromen oder Kapselentzündungen leidet, betont Dr. Nicolosi.
Reitstiefel
Diese Stiefel haben den Vorteil, dass sie meistens einen relativ niedrigen Absatz aufweisen und der runde extra tiefe Zehenraum ist besonders vorteilhaft, wenn man unter Problemen wie Ballenzehen oder Hammerzehen leidet.
Ein Problem von Reiterstiefeln ist allerdings, dass deren Einlegesohle oft flach und zu starr ist. Dies kann Fußschmerzen wie beispielsweise infolge einer Plantarfasziitis begünstigen. Diese Nachteile lassen sich durch Einlegesohlen jedoch ebenfalls beheben.
Cowboystiefel
Typische Cowboystiefel haben spitze Zehen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass sie beim Reiten viel leichter in die Steigbügel geschoben werden können. Im alltäglichen Gebrauch sind Cowboystiefel mit ihrem schmalen Zehenbereich eher ein Problem.
„Langfristig kann diese Art der Einwirkung auf die Zehen zu einer Entzündung oder Verdickung der Nerven im Vorfuß führen. Das kann zu Taubheitsgefühlen, Kribbeln und Brennen führen“, erklärt Dr. Nicolosi.
Außerdem macht ihre Form Cowboystiefel ungeeignet für Menschen mit Ballenzehen oder Hammerzehen. Zudem könne bei dieser Art von Schuh ebenfalls die Unterstützung des Fußgewölbes problematisch sein.
Nur passende Schuhe kaufen
Wenn ein Schuh bereits im Geschäft nicht richtig passt, wird sich dies auch später zu Hause nicht ändern. „Hören Sie auf das, was Ihre Füße Ihnen sagen, und stellen Sie die Stiefel zurück ins Regal. Sie werden etwas finden, das besser passt“, so Dr. Nicolosi.
Des Weiteren empfiehlt sie, Schuhe regelmäßig zu wechseln, da das Tragen unterschiedlicher Schuhe für kürzere Zeiträume die gezielte Belastung der Füße, Beine, Gelenke und Wirbelsäule reduziere. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cleveland Clinic: What Kinds of Boots Are Healthiest for Your Feet? (veröffentlicht 07.10.2022), Cleveland Clinic
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.