Neuer Angriffspunkt gegen Herpes-Viren entdeckt
Die Entdeckung eines amerikanischen Forschungsteams öffnet die Tür zu einem neuen Ansatz zur Bekämpfung von Herpesviren. Das Team hat einen gemeinsamen Angriffspunkt identifiziert, mit dem die Vermehrung aller menschlichen Herpesviren gehemmt werden könnte.
Forschende der American Society for Microbiology fanden heraus, dass die Replikation von Herpes-Viren gehemmt werden kann, indem zwei Enzyme der Viren angegriffen werden. Die Entdeckung bietet die Grundlage zur Entwicklung von neuen Wirkstoffen, die gegen alle menschlichen Herpesviren wirksam sein könnten. Die Ergebnisse wurden kürzlich in dem Fachjournal „mBio“ präsentiert.
Neun verschiedene Herpes-Viren befallen den Menschen
Mit Herpes verbinden die meisten Personen ein brennendes Bläschen auf der Lippe. „Viele Menschen kennen die Herpes-Simplex-Viren, aber eigentlich gibt es eine Familie von neun verschiedenen Herpesviren, darunter auch das Cytomegalovirus (CMV), das immungeschwächten Menschen, Personen nach Transplantationen und Chemotherapie-Betroffenen viele Probleme bereitet“, erläutert Studienmitautor Professor Dennis Wright. Ihm zufolge werden bessere Therapeutika benötigt, die bei anfälligen Bevölkerungsgruppen eingesetzt werden können.
Krankheiten durch Herpes-Viren
Neben dem weit verbreiteten Lippenherpes, der durch Herpes-Simplex-Viren ausgelöst wird, können Herpesviren auch viele andere Erkrankungen hervorrufen, darunter beispielsweise Genitalherpes, Meningitis, Windpocken, Hepatitis und Enzephalitis. Einige Herpes-Arten wie das Epstein-Barr-Virus (EBV) und das humane Herpesvirus Typ 8 (HHV-8) stehen sogar mit der Entstehung von Krebs in Verbindung.
Möglichkeiten gegen Herpes-Viren sind begrenzt
„Die derzeit verfügbaren Medikamente sind nicht sehr wirksam, wenn es um die Behandlung aller Viren geht, und viele von ihnen haben eine erhebliche dosislimitierende Toxizität und damit verbundene Nebenwirkungen“, betont Wright. Ideal wäre ein Wirkstoff, der alle neun Herpesviren gleichzeitig hemmt.
Neue Herangehensweise zur Behandlung von Herpes-Viren
Die Forscherin und Professorin Dr. Sandra K. Weller identifizierte an der Medizinischen Fakultät der Universität von Connecticut Enzyme des Herpesvirus, die Magnesium benötigen, damit sich das Virus vermehren kann. „Die meisten Bemühungen bei der Entdeckung von Medikamenten gegen Herpesviren konzentrierten sich auf Nukleosid-Analoga, die auf virale DNA-Polymerasen abzielen“, erklärt die Wissenschaftlerin. Die Entdeckung der Enzyme ermögliche eine völlig neue Herangehensweise.
Zwei Wirkstoffe gegen Herpes-Enzyme entdeckt
Die Forschungsgruppe testete im Rahmen der Studie, welche Verbindungen die entdeckten Enzyme bei der Replikation des Virus hemmen. Dabei fand das Team heraus, dass zwei Wirkstoffe namens AK-157 und AK-166 aus der Gruppe der als Desinfektionsmittel verwendeten 8-Hydroxychinolone eine starke antivirale Aktivität gegen Herpesviren aufweisen. Die Wirkstoffe greifen offenbar direkt die Enzyme an, die die Herpesviren zur Vermehrung benötigen.
Weitere Forschung notwendig
Die Ergebnisse eröffnen die Möglichkeit zur Entwicklung von neuen Wirkstoffen gegen alle Herpesviren. Die Forschenden haben die Wirksamkeit bislang erst unter Laborbedingungen nachgewiesen. In folgenden Schritten muss nun überprüft werden, wie und ob diese Erkenntnisse in die Praxis überführt werden können. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- American Society for Microbiology: Study Identifies New Way To Attack Herpesviruses (veröffentlicht: 25.01.2022), asm.org
- Katherine A. DiScipio, Savithri Weerasooriya, Renata Szczepaniak, et al.: Two-Metal Ion-Dependent Enzymes as Potential Antiviral Targets in Human Herpesviruses; in: mBio, 2022., journals.asm.org
- MSD Manual: Übersicht von Herpesvirusinfektionen (Stand: Februar 2018), msdmanuals.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.