Die Fettverteilung bestimmt das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
28.08.2012
Der Bauchumfang hat maßgeblichen Einfluss auf das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Nicht das Übergewicht an sich ist entscheidend, sondern die Fettverteilung am Körper, berichteten US-Wissenschaftler auf dem Jahreskongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (European Society of Cardiology; ESC) in München.
In zahlreichen Studien wurde bereits das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit bestehendem Übergewicht beziehungsweise Fettleibigkeit in Verbindung gebracht. Zuletzt haben sich jedoch die Hinweise verdichtet, dass vor allem das Bauchfett negative Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Die US-Wissenschaftler um Dr. Karine Sahakyan von der Mayo Clinic in Rochester (USA) kamen in ihrer Untersuchung nun zu dem Ergebnis, dass auch Normalgewichtige einem gesteigerten Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen unterliegen, wenn sie einen erhöhten Bauchfettanteil aufweisen.
Zusammenhang zwischen Körperfett und Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht
„Wir wussten aus früheren Untersuchungen, dass die zentrale Fettleibigkeit schlecht ist, aber das neue an unserer Forschung ist, dass die Verteilung des Fetts auch bei Menschen mit einem normalen Gewicht“ großen Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System hat, berichtete Dr. Francisco Lopez-Jimenez, Senior-Autor der aktuellen Studie. Im Rahmen ihrer Untersuchung ermittelten die Forscher mögliche Zusammenhänge zwischen der Fettverteilung und dem Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen anhand der Daten von 12.785 US-Bürgern aus dem dritten National Health and Nutrition Examination Survey. Sämtliche Probanden waren 18 Jahre oder älter, das Durchschnittsalter lag bei 44 Jahren. Der durchschnittliche Beobachtungszeitraum betrug 14,3 Jahre. Insgesamt starben 2.562 Probanden im Laufe der Studie, 1.138 an kardiovaskulären Erkrankungen.
Taille-Hüft-Verhältnis und BMI berücksichtigt
Erfasst wurden im Rahmen der Studie „Körpermaße wie Größe, Gewicht, Taillenumfang und Hüftumfang sowie der sozioökonomische Status, Begleiterkrankungen, physiologische und Labormessungen“, so die Pressemitteilung der ESC. (Sahakyan die 12 785 Probanden anhand ihres BMI in drei Kategorien (normalgewichtig, übergewichtig, fettleibig) und bildet bei jeder dieser Kategorien zwei Untergruppen auf Basis des Taille-Hüft-Verhältnisses. Außerdem wurden die Daten um Risikofaktoren wie beispielsweise Alter, Geschlecht, Tabakkonsum, Diabetes oder Bluthochdruck bereinigt. Anschließend untersuchten die Wissenschaftler wie sich die kardiovaskulär-bedingten Todesfälle auf die sechs gebildeten Gruppen der Studienteilnehmer verteilten.
Normalgewichtige mit dicken Bäuchen haben das größte Herz-Kreislauf-Risiko
Das Ergebnis überrascht. Von den 1.138 Todesfällen, die auf eine kardiovaskuläre Erkrankung zurückgehen, waren die meisten in der Kategorie der Normalgewichtigen mit dicken Bäuchen (hohem Taille-Hüft-Verhältnis) zu beobachten. „Diese Gruppe hatte die höchste Sterberate, sogar höher als diejenigen, die basierend auf dem BMI als fettleibig eingestuft wurden“, berichtete Dr. Francisco Lopez-Jimenez. „Aus Sicht der öffentlichen Gesundheit, ist dies eine wichtige Erkenntnis”, so der Experte weiter. Demnach ist Normalgewicht mit vermehrten Fetteinlagerungen am Bauch in Bezug auf das Risiko tödlicher Herz-Kreislauf-Erkrankungen am gefährlichsten einzustufen. Der BMI ist somit als Indikator nur bedingt geeignet. In Zukunft “sollten Ärzte daher auch verstärkt auf die Bedeutung des Taillenumfangs beziehungsweise des Bauchfetts für das Risiko der Herz-Kreislauf-Erkrankungen hinweisen”, erläuterten die US-Wissenschaftler.
Schützendes Hüftfett, Schädliches Bauchfett?
Die besonders schädliche Wirkung des Bauchfetts geht nach Einschätzung der Wissenschaftler auf die vermehrte Freisetzung von Botenstoffen zurück, die ihrerseits chronische Entzündungen im Organismus bedingen. Diese belasten das Herz beziehungsweise den Stoffwechsel und begünstigen das Auftreten von Gefäßverkalkungen. Das viszerale Fett (Bauchfett) bedingt außerdem ungünstige gesundheitliche Einflüsse wie beispielsweise Insulinresistenzen, erläuterten Dr. Karine Sahakyan und Kollegen. Dem Fett auf Hüften und Beinen, welches bei den Normalgewichtigen fehlt, werden hingegen „protektive Effekte“ zugeschrieben, so die US-Wissenschaftler weiter. (fp)
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