Welche gesundheitlichen Gefahren entstehen durch verschmutze Luft?
Die langfristige Belastung durch Luftverschmutzung ist eine der Hauptursachen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einen vorzeitigen Tod. Dies gilt für Länder mit niedrigem Einkommen ebenso wie für Ländern mit hohem Einkommen.
Bei einer aktuellen Studie unter der Leitung der Oregon State University (OSU) wurde festgestellt, dass die weltweit auftretende Luftverschmutzung zu den Hauptursachen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählt. Dabei scheint es keinen Unterschied zu machen, ob es sich um Länder mit niedrigem oder hohem Einkommen handelt. Die Ergebnisse wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „The Lancet Planetary Health“ veröffentlicht.
Daten von 157.436 Personen wurden analysiert
Die umfangreiche Untersuchung stützte sich auf Daten aus der seit langem laufenden Prospective Urban Rural Epidemiology (PURE)-Studie. Die Forschenden nutzten die Daten des Zeitraums von 2003 bis 2018 von 157.436 Erwachsenen im Alter zwischen 35 und 70 Jahren aus 21 Ländern.
Gefahr durch PM2,5-Partikel
Insgesamt stellten die Forschenden eine Zunahme aller kardiovaskulären Ereignisse von fünf Prozent je 10 Mikrogramm pro Kubikmeter Anstieg der Konzentration von Luftschadstoffpartikeln unter 2,5 Mikrometer (PM2,5) fest. Berücksichtigt man die große Bandbreite der weltweit erfassten Konzentrationen von PM2,5, so bedeutet dies, dass 14 Prozent aller in der Studie dokumentierten kardiovaskulären Ereignisse auf eine PM2,5-Exposition zurückgeführt werden können, berichtet die Forschungsgruppe.
Risiken waren weitgehend identisch
Die Risiken in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen waren weitgehend identisch mit den Risiken in Ländern mit hohem Einkommen. Die PURE-Studie wählte mehrere Staaten aus der Gruppe mit niedrigem, mittlerem und hohem Einkommen aus, um eine Lücke in der bestehenden Forschung zu schließen, da sich die meisten Studien zur Luftverschmutzung auf Menschen in Ländern mit hohem Einkommen und relativ niedrigen Konzentrationen der Luftverschmutzung konzentriert hatten.
Warum galt das Interesse PM2,5-Partikeln?
In der aktuellen Studie wurden PM2,5-Partikel untersucht, weil diese klein genug sind, um tief in die Lungen eingeatmet zu werden, wo sie chronische Entzündungen verursachen können. Diese Partikel stammen aus einer Reihe von Verbrennungsquellen, darunter beispielsweise Automotoren, Kamine und Kohlekraftwerke.
Ergebnisse früherer Forschung
Frühere Forschungsarbeit auf Grundlage der PURE-Kohorte fand bereits Zusammenhänge zwischen der Verwendung fester Brennstoffe und der Verwendung von Kerosin mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diese bezogen sich auch auf geografische Variablen, einschließlich der Frage, ob der Wohnort einer Person ländlich oder städtisch war, sowie auf den allgemeinen Zugang zu qualitativ hochwertiger Gesundheitsversorgung in jedem Land.
Auswirkungen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Während des ausgewerteten Datenzeitraums von 15 Jahren, erlitten 9.152 Personen kardiovaskuläre Ereignisse, darunter 4.083 Herzinfarkte und 4.139 Schlaganfälle. Es traten insgesamt 3.219 Todesfälle auf, die auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückgeführt werden konnten, berichten die Forschenden.
Luftverschmutzung erhöht Schlaganfallrisiko massiv
Der stärkste Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und gesundheitlichen Folgen war den Forschenden zufolge bei den Schlaganfällen festzustellen. Dies stehe im Einklang mit anderen Forschungsarbeiten, die bereits das Schlaganfallrisiko mit der PM2,5-Belastung assoziiert haben, insbesondere bei hohen Konzentrationen.
Reduzierung der Luftverschmutzung hätte große Auswirkungen
Die langfristige Belastung durch Feinstaub-Außenluftverschmutzung stellt in Ländern mit egal welchem Einkommen eine der Hauptursachen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einen vorzeitigen Tod dar. Selbst eine kleine Reduzierung der Luftverschmutzung könnte hier zu einer signifikanten Verringerung des Krankheitsrisikos führen, berichten die Forschenden.
Es ist nicht nötig sofort die komplette Luftverschmutzung zu beseitigen, um einen positiven Effekt für die Gesundheit der Menschen zu erzielen. Wenn die Konzentration der Außenluftverschmutzung reduziert wird, ist dies direkt mit einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden. Vor der aktuellen Studie war dies noch umstritten. Denn einige frühere Untersuchungen legten nahe, dass bei hohen Konzentrationen, wie sie in vielen Entwicklungsländern zu beobachten sind, die Werte sehr stark reduziert werden müssten, bevor ein gesundheitlicher Nutzen eintreten würde.
Luftverschmutzung muss weiter reduziert werden
Über den Zeitraum der Studie hat sich die Luftverschmutzung in einigen Ländern durchaus verbessert, während sie sich in anderen Ländern verschlechtert hat. Nun bleibt zu hoffen, dass alle Staaten ihre Schlüsse aus den neuen Studienergebnissen ziehen, um schnellere Erfolge bei der Reduzierung der Luftverschmutzung zu erzielen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Perry Hystad, Andrew Larkin, Sumathy Rangarajan, Khalid F AlHabib, Álvaro Avezum et al.: Associations of outdoor fine particulate air pollution and cardiovascular disease in 157 436 individuals from 21 high-income, middle-income, and low-income countries (PURE): a prospective cohort study, in The Lancet Planetary Health (Veröffentlicht Juni 2020), The Lancet Planetary Health
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.