Verbesserter Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Das sogenannte ungesunde LDL-Cholesterin ist stark mit dem Risiko für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden. LDL wird daher oft zur Bestimmung der Wahrscheinlichkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verwendet. Eine neue Methode auf Basis von zwei Proteinen kann ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen jedoch wesentlich frühzeitiger und zuverlässiger feststellen.
In einer aktuellen Untersuchung unter Beteiligung von Forschenden des Karolinska Institutet wurde festgestellt, dass zwei Proteine, welche Cholesterinpartikel im Blut transportieren, eine effektive und frühzeitige Vorhersage des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankung ermöglichen. Die entsprechenden Studienergebnisse wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „PLoS Medicine“ publiziert.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen weltweit häufigste Todesursache
Herz-Kreislauf-Erkrankungen stellen weltweit die häufigste Todesursache dar. Sie umfassen ein breites Spektrum an verschiedenen Erkrankungen, zu denen beispielsweise Schlaganfälle, Herzinfarkte und Atherosklerose in verschiedenen Organen des Körpers gehören.
Wie lassen sich Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindern?
In vielen Fällen sei es möglich, die Krankheit durch eine Veränderung des eigenen Lebensstils und eine lipidsenkende Behandlung mit Statinen und anderen Methoden zu verhindern oder zumindest aufzuhalten, so die Forschenden. Wichtig ist hierfür allerdings eine rechtzeitige Feststellung des Risikoss.
Rolle von LDL-Cholesterin
Zur Bewertung eines erhöhten Risiko von Herzerkrankungen werden allgemein Referenzwerte für das LDL-Cholesterin verwendet. Bei einigen Erkrankungen werden aber auch andere Arten von Fettpartikeln sowie sogenannte Apolipoproteine gemessen, welche Cholesterin im Blut transportieren, berichten die Fachleute.
Internationale Leitlinien für Herz-Kreislauf-Erkrankungen empfehlen Apolipoprotein apoB (welches das ungesunde Cholesterin transportiert) als alternativen Risikomarker für Menschen mit Typ-2-Diabetes, Übergewicht (hoher BMI) und sehr hohen Blutfettwerten einzusetzen, fügen die Forschenden hinzu.
Neuere Untersuchungen haben laut den Fachleuten jedoch gezeigt, wie wichtig es ist, auch das Apolipoprotein apoA-1 zu berücksichtigen, welches das gesunde entzündungshemmende HDL-Cholesterin durch den Körper transportiert.
Durch eine Berechnung des Verhältnisses apoB/apoA-1 ergebe sich einen Risikoquotient, welcher das Gleichgewicht zwischen den ungesunden Fettpartikeln (welche die Atherosklerose beschleunigen) und den schützenden apoA-1-Partikeln (die den Prozess aufhalten) widerspiegelt, so das Team.
In ihrer aktuellen Studie haben die Forschenden den vorliegenden Zusammenhang zwischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ApoB/apoA-1-Werten Bei Frauen und Männern aus Schweden analysiert. Insgesamt wurden mehr als 137.000 Teilnehmende im Alter zwischen 25 und 84 Jahren untersucht.
Diese Personen wurden für einen Zeitraum von 30 Jahren medizinisch überwacht. Innerhalb dieses Zeitraums erlitten 22.000 Teilnehmende irgendeine Form von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Vorteile der neuen Analysemethoden
Die eingesetzten Analysemethoden seien einfach, kostengünstig und sicher und erfordern keine Nüchternheit vor dem Test, wie dies bei LDL- und Nicht-HDL-Tests der Fall ist, erläutern die Forschenden.
Wann ist Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht?
„Die Ergebnisse zeigen, dass das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und erforderliche Koronarchirurgie umso höher ist, je höher der apoB/apoA-1-Wert ist. Die Studie hat auch gezeigt, dass das Risiko bei Vorhandensein von niedrigen schützenden ApoA-1-Werten erhöht ist“, berichtet Studienautor Professor Göran Walldius vom Karolinska Institutet in einer Pressemitteilung.
Es zeigte sich, dass Personen mit den höchsten apoB/apoA-1-Werten ein 70 Prozent höheres Risiko für schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ein fast dreifach höheres Risiko für einen nicht tödlichen Herzinfarkt aufwiesen, verglichen mit Menschen mit den niedrigsten apoB/apoA-1-Werten.
Erhöhte Werte lagen 20 Jahre vor Ausbruch vor
Zusätzlich waren Teilnehmende mit dem höchsten Risikoquotienten auch viele Jahre früher von schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen, als es bei Personen mit den niedrigsten apoB/apoA-1-Werten der Fall war, so das Team. Ein solcher Zusammenhang wurde sowohl bei Männern als auch bei Frauen beobachtet, und die erhöhten Werte konnten bereits 20 Jahre vor dem Ausbruch einer Herz-Kreislauf-Erkrankung festgestellt werden.
Weniger Kosten für öffentliches Gesundheitswesen
„Eine frühzeitige präventive Behandlung und Information über das kardiovaskuläre Risiko sind natürlich wichtig, um den Einzelnen in die Lage zu versetzen, seine Risikosituation zu bewältigen. Eine frühzeitige Behandlung kann auch die Kostenbelastung für das öffentliche Gesundheitswesen verringern“, fügt Professor Walldius hinzu.
ApoB/apoA-1-Verhältnis ermgöglicht bessere Vorhersage
Laut der Forschungsgruppe deuten die Ergebnisse insgesamt darauf hin, dass das ApoB/apoA-1-Verhältnis ein besserer Marker ist, um mehr Personen mit einem Risiko für künftige Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu identifizieren als die ApoB-Methode allein. Daher sollte es laut Professor Walldius durchaus möglich sein, Grenzwerte für apoB, apoA-1 und das apoB/apoA-1-Verhältnis in neue Leitlinien aufzunehmen, um die derzeitigen Leitlinien für die Erkennung und Behandlung von Dyslipidämie zu ergänzen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Göran Walldius, Ulf de Faire, Lars Alfredsson, Karin Leander, Peter Westerholm, et al.: Long-term risk of a major cardiovascular event by apoB, apoA-1, and the apoB/apoA-1 ratio—Experience from the Swedish AMORIS cohort: A cohort study; in: PLoS Medicine (veröffentlicht 01.12.2021), PLoS Medicine
- Karolinska Institutet: New way of identifying early risk of cardiovascular disease (veröffentlicht 01.12.2021), Karolinska Institutet
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.