Schlafverhalten kann auf Herz-Kreislauf-Risikos hinweisen
Wie wichtig Schlaf für unsere Gesundheit ist, wurde durch zahlreiche Studien bereits belegt. In einer aktuellen Forschungsarbeit hat sich nun gezeigt, dass allein die Schlafdauer schon ein aussagekräftiger Indikator zur Prognose kardiovaskulärer Erkrankungen ist. Werden weitere Schlafparameter berücksichtigt, wird die Prognose entsprechend präziser.
In der neuen Studie wurde untersucht, inwiefern der Schlaf zur Bewertung des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen dienen kann. Dabei hat sich gezeigt, dass durch Hinzuziehung des Schlafverhaltens die Risikoprognose deutlich verbessert wird. Die entsprechenden Studienergebnisse sind in dem „Journal of the American Heart Association“ veröffentlicht.
Schlaf ein wichtiger Gesundheitsfaktor
Unser Schlaf beeinflusst auf vielfältige Weise die Gesundheit, wobei insbesondere die Schlafdauer meist im Fokus steht. Zu wenig, aber auch zu viel Schlaf wurde in früheren Studien bereits mit negativen Gesundheitseffekten in Zusammenhang gebracht.
Wie viel Schlaf optimal vor Krankheiten schützt, ist mittlerweile hinlänglich untersucht. Weniger als fünf Stunden und mehr als neuen Stunden sollten es demnach keinesfalls sein. In den bisherigen Studien wurde meist eine Schlafdauer von sieben Stunden als ideal ermittelt.
Schlaf als Indikator des Herz-Kreislauf-Risikos
Das Forschungsteam um Dr. Nour Makarem von der Columbia University Mailman School of Public Health hat nun anhand der Daten von Teilnehmenden der MESA-Schlafstudie untersucht, inwiefern die Schlafdauer und andere Schlafparameter zur Bestimmung des kardiovaskulären Risikos beitragen können.
Bei den 1.920 Teilnehmenden im mittleren bis gehobenen Alter lagen 95 Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor und 93 Neuerkrankungen kamen in der mittlere Nachbeobachtungszeit von 4,4 Jahre hinzu.
In Bezug auf das Schlafverhalten stellten die Forschenden fest, dass 63 Prozent der Teilnehmenden weniger als sieben Stunden pro Nacht schliefen und 30 Prozent weniger als sechs Stunden. Bei 39 Prozent fiel die Schlafdauer sehr variabel aus und gleiches galt bei 25 Prozent bezüglich des Schlafzeitpunkts.
Zudem hatten 14 Prozent mit übermäßiger Tagesmüdigkeit zu kämpfen und und 36 Prozent klagten über starke Schlafstörungssymptome, berichtet das Team. Und 47 Prozent seien von einer mittelschweren bis schweren Schlafapnoe (Atemaussetzer im Schlaf) betroffen gewesen.
Vier neue Bewertungsansätze gebildet
Anhand der Schlafmerkmale bildeten die Forschenden vier Ansätze zu Risikobewertung. Diese umfassten:
- Schlafdauer;
- Schlafmerkmale wie Schlafdauer, Schlaflosigkeit, Tagesschläfrigkeit und obstruktive Schlafapnoe, die in Studien bereits als kardiovaskuläre Risikofaktoren identifiziert wurden;
- Schlafmerkmale, die in der MESA-Studie mit kardiovaskulären Erkrankungen in Verbindung gebracht wurden, wie die Schlafdauer und -effizienz, Tagesschläfrigkeit und obstruktive Schlafapnoe;
- alle Schlafmerkmale der dritten Kategorie zuzügliche der Schlafregelmäßigkeit.
- Nour Makarem, Cecilia Castro‐Diehl, Marie‐Pierre St‐Onge, Susan Redline, Steven Shea, Donald Lloyd‐Jones, Hongyan Ning, Brooke Aggarwal: Redefining Cardiovascular Health to Include Sleep: Prospective Associations With Cardiovascular Disease in the MESA Sleep Study: in: Journal of the American Heart Association (veröffentlicht 19.10.2022), ahajournals.org
- Columbia University's Mailman School of Public Health: Sleep as a New Eighth Measure of Cardiovascular Health (veröffentlicht 19.10.2022), publichealth.columbia.edu
Anschließend analysierte das Forschungsteam die Assoziationen dieser vier Bewertungsansätze mit dem Auftreten kardiovaskulärer Erkrankungen und überprüfte deren Vorhersagekraft im Vergleich zu den Kennzahlen der „Life’s Simple 7“ (LS7), die von der American Heart Association entwickelt wurden.
Zusammenhänge mit dem Erkrankungsrisiko
Die Datenauswertung habe gezeigt, dass die Teilnehmenden mit den besten Werten in den vier Gruppen und bei den LS7-Werten mit einer um bis zu 80 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit eine vorliegende kardiovaskuläre Erkrankung hatten, berichten die Forschenden.
Allerdings sei der LS7-Wert nicht signifikant mit dem Neuauftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert gewesen. Anders war es laut den Fachleuten bei der Schlafdauer und dem erweiterten 4. Ansatz zur Risikobewertung, wo die besten Werte mit einem deutlich reduzierten Risiko kardiovaskulärer Neuerkrankungen verbunden waren.
Sowohl kardiovaskuläre Gesundheitswerte, die nur die Schlafdauer berücksichtigten, als auch kardiovaskuläre Gesundheitswerte, die mehrere Schlafparameter umfassten (Schlafdauer, -effizienz und -regelmäßigkeit, Tagesschläfrigkeit und Schlafstörungen) hatten demnach eine Vorhersagekraft für zukünftige kardiovaskuläre Erkrankungen, berichtet das Team.
Schlaf als Risikoindikator berücksichtigen
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Schlaf ein wesentlicher Bestandteil der kardiovaskulären Gesundheit ist“, so Dr. Nour Makarem in einer Pressemitteilung zu den Studienergebnissen. Und sogar ein Ansatz, der nur die Schlafdauer umfasst – den am häufigsten gemessene Aspekt der Schlafgesundheit – sei zur Prognose des kardiovaskulären Risikos geeignet.
Bei der Bewertung des kardiovaskulären Risikos sollte das Schlafverhalten daher nach Ansicht der Forschenden dringend mit einbezogen werden.
„Gesundheitsdienstleister sollten die Schlafgewohnheiten ihrer Patienten beurteilen, schlafbezogene Probleme besprechen und die Patienten darüber aufklären, wie wichtig es ist, dem Schlaf im Kampf gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen Priorität einzuräumen“, resümiert Makarem. (fp)
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