Wie lassen sich Herzkrankheiten verhindern?
Herzerkrankungen stellen eine große Gefahr für die menschliche Gesundheit dar und sind nicht selten mit einem vorzeitigen Tod verbunden. Der Kardiologe Dr. Luke Laffin von der Cleveland Clinic in den USA erläutert, wodurch Herzkrankheiten entstehen und wie man sich vor ihnen schützen kann.
Was versteht man unter Herzerkrankungen?
Der Begriff Herzerkrankung bezieht sich am häufigsten auf sogenannte atherosklerotische Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diese sind durch Plaqueablagerungen in verschiedenen Bereichen gekennzeichnet, beispielsweise in den Koronararterien (die das Herz mit Blut versorgen) und den periphere Arterien (die Gliedmaßen und das Gehirn mit Blut versorgen), berichtet der Mediziner in einer aktuellen Pressemitteilung.
Herzkrankheiten vorbeugen
Durch die Ablagerung von Plaque kann ein Herzinfarkt oder Schlaganfall entstehen, warnt der Experte. Es gebe allerdings Möglichkeiten, um der Entstehung von Herzkrankheiten vorzubeugen. So sollten bestimmte Faktoren beachtet werden. Diese umfassen die Ernährung, regelmäßige sportliche Betätigung, nicht rauchen und regelmäßige Untersuchungen, erläutert der Dr. Laffin.
Gesunde Ernährung für das Herz
Die mediterrane Ernährung ist laut Aussage des Experten besonders vorteilhaft für das Herz. Sie beinhaltet den Verzehr von Lebensmitteln, welche traditionell im Mittelmeerraum verzehrt werden. Ein solche Ernährung umfasse große Mengen an:
- Früchten,
- Gemüse,
- Vollkorngetreide,
- und gesunde Fetten (beispielsweise Olivenöl).
„Eine Studie des New England Journal of Medicine aus dem Jahr 2018 zeigt, dass diese Ernährungsweise nicht nur den Cholesterinspiegel und den Blutdruck verbessert. Sie senkt auch das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt”, berichtet Dr. Laffin.
Nachhaltige gesunde Ernährung schützt das Herz
Eine vollwertige, pflanzliche Ernährung könne ebenfalls das Risiko für Herzkrankheiten reduzieren. Es gibt laut dem Mediziner jedoch weniger Daten, welche darauf hindeuten, dass diese Form der Ernährung das Risiko von Schlaganfällen und Herzinfarkten senkt. Besonders wichtig sei, dass die herzgesunde Ernährung nachhaltig ist. Es nützt nichts, eine restriktive Diät zu machen und dann zwei Jahre später wieder Junkfood zu konsumieren, so der Experte.
Sport stärkt das Herz
„Das Herz ist ein Muskel, der trainiert werden muss. Wenn man die Herzfrequenz in einen aeroben Trainingsbereich bringt, wird die systolische Funktion des Herzens aufrechterhalten”, erläutert Dr. Laffin. Der Fachmann betrachtet es allerdings als noch wichtiger, dass man durch regelmäßige körperliche Aktivität zu einem niedrigeren Blutdruck kommen und Gewichtsstabilität erreichen kann.
Hierfür empfiehlt er mindestens 150 Minuten mäßig intensives Training pro Woche. Dies umfasst beispielsweise flotte Spaziergänge oder leichtes Joggen, also Aktivitäten, bei denen man sich während der Durchführung unterhalten kann.
Widerstandstraining zur Vorbeugung von Herzkrankheiten
Wenn aerobe körperliche Betätigung zur Gewohnheit geworden ist, sollte man zusätzlich Widerstandstraining mit leichten Gewichten oder Bändern durchführen. Bereits zwei- bis fünfmal solche Übungen pro Woche durchzuführen, könne helfen, Herzkrankheiten vorzubeugen.
Bei sportlicher Aktivität kann man auch trotz Zeitmangel während der Woche seine Ziele erreichen, da es hauptsächliche auf die Menge der Aktivität ankommt, betont Dr. Laffin. Intensives Training am Wochenende könne also einen ähnlichen kardiovaskulären Nutzen haben, wie fünfmaliges Training in der Woche.
Mit dem Rauchen aufhören
Rauchen stellt eine der Hauptursachen für Atherosklerose (Verhärtung und Verengung der Arterien aufgrund von Cholesterinablagerungen und Kalk) dar und Rauchen erhöht das Risiko für einen Herzinfarkt, warnt der Fachmann.
Wenn man mit dem Rauchen aufhört, seien schon nach wenigen Monaten gesundheitliche Vorteile im Bezug auf die Herzgesundheit bemerkbar, so der Mediziner. Durch ärztliche Beratung könne bestimmt werden, welche Methode der Raucherentwöhnung für die einzelne Person am besten geeignet ist.
Regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen aufsuchen
Wenn es um die Entstehung von Herzkrankheiten geht, spielt nicht nur die Lebensweise sondern auch die Genetik eine wichtige Rolle. „Wenn Sie zum Beispiel Ihren Lebensstil anpassen, aktiv werden und auf Ihre Ernährung achten, können Sie den ungesunden Cholesterinspiegel um 25 bis 30 Prozent senken. Aber der Rest ist genetisch bedingt“, erläutert Dr. Laffin.
Bestimmte Risikofaktoren, wie Genetik, Familiengeschichte und Alterung können nicht beeinflusst werden. Daher müssen manche Menschen möglicherweise Medikamente einnehmen, um der Entstehung von Herzkrankheiten vorzubeugen, so der Experte weiter.
Um solche unveränderlichen Faktoren für Herzerkrankungen unter Kontrolle zu halten, sollte man sich regelmäßig ärztlich beraten lassen. Es ist wichtig, den Blutdruck und die Cholesterinwerte regelmäßig überprüfen zu lassen, um zu gewährleisten, dass das Herz gesund bleibt, erläutert der Kardiologe unter Verweis auf die Empfehlungen der American Heart Association (AHA). Auch der Taillenumfang könne gemessen werden, um das kardiovaskuläre Risiko einzuschätzen.
Ab einem Alter von 45 Jahren sollte man sich zudem auf Prädiabetes und das Risiko für künftigen Diabetes testen lassen, erläutert Dr. Laffin. Wenn das Risiko gering ist, könne der Test in Abständen von drei Jahren wiederholt werden. Wenn Prädiabetes diagnostiziert wurde, sollten man sich alle ein bis zwei Jahre auf Typ-2-Diabetes testen lassen.
Gefahren durch Fettleibigkeit
Es gibt noch einige andere Faktoren, welche gewährleisten können, dass das Herz besser vor Erkrankungen geschützt ist. Beispielsweise liegt bei einem Body-Mass-Index (BMI) von über 30 ein erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten vor. Zusätzlich spielt auch die Verteilung des vorhandenen Körperfetts eine Rolle. Zentrale Adipositas erhöht das Risiko, so Dr. Laffin. Diese Fettzellen können zu zukünftigen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Problemen wie Bluthochdruck und hohem Blutzucker führen.
Übergewicht kann das Herz belasten
Nimmt das Gewicht zu, steigt der Blutdruck. Übergewicht kann auch das Herz stärker belasten und zu Schäden an den Blutgefäßen und anderen Gesundheitsproblemen führen, warnt der Mediziner. Umgekehrt sei es jedoch möglich, durch eine Gewichtsabnahme Bluthochdruck zu senken oder sogar vollständig zu verhindern.
Zusammenhang zwischen Bluthochdruck und Arterienverkalkung
Zu viel LDL-Cholesterin (Low-Density-Lipoprotein) kann dazu führen, dass sich Plaques in den Arterien ansammeln und den Blutfluss zum Herzen oder dem Gehirn abschnüren. Wenn die Arterien durch Cholesterinablagerungen und Kalk (Atherosklerose) verhärtet und verengt sind, muss das Herz noch mehr arbeiten, um das Blut durch sie zu pumpen. So erhöht sich bei Atherosklerose der Blutdruck und „Hypertonie (Bluthochdruck) erhöht ebenfalls das Risiko für Herzkrankheiten“, warnt Dr. Laffin.
Die gute Nachricht ist allerdings, dass durch gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, Nicht-Rauchen und die Einnahme entsprechender Medikamente beiden Beschwerdebilder relativ gut entgegengewirkt werden kann.
Herzerkrankungen durch Alkoholkonsum
Ein weiterer Risikofaktor für Herzkrankheiten ist übermäßiger Alkoholkonsum. Beispielsweise könne durch Alkoholkonsum am Vortag der Blutdruck am nächsten Tag höher ausfallen, so Dr. Laffin. Grundsätzlich könne der Alkoholkonsum die folgenden Krankheiten noch verschlimmern:
- Diabetes,
- Bluthochdruck,
- Herzinsuffizienz,
- Kardiomyopathie.
Eine kürzlich durchgeführte Studie habe außerdem gezeigt, dass bereits geringe Mengen Alkohol das Risiko von Vorhofflimmern erhöhen können. Während manche Menschen jahrelang ohne Probleme mit Vorhofflimmern leben, könne es bei anderen zu erheblichen Problemen führen. Dazu gehört ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle, Herzversagen, Blutgerinnsel und Herzinsuffizienz, erläutert der Mediziner.
Stress ist schlecht für das Herz
Wenn Stress chronisch wird, kann er eine wahre Kettenreaktion im Körper auslösen. Wenn man ständig gestresst ist, steigt beispielsweise der Blutdruck, was wiederum das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöhen kann. Es kann in einem solchen Fall helfen, sich psychologisch beraten zu lassen oder man führt Aktivitäten durch, die entspannend wirken, betont Dr. Laffin.
Diabetes richtig einstellen lassen
Da auch bei Diabetes ein Zusammenhang mit den Ablagerungen in den Blutgefäßen gesehen wird, ist darauf zu achten, dass die Erkrankung gut eingestellt ist. Dies beugt der Bildung von Plaque und Atherosklerose (Verstopfung der Arterien durch Plaque) vor, berichtet Dr. Laffin.
Zu wenig Schlaf erhöht Blutdruck
Nicht zuletzt kann es zu einem erhöhten Blutdruck führen, wenn man nicht ausreichend Schlaf bekommt (mindestens sieben Stunden), warnt der Experte. Bei Schlafstörungen seien Bluthochdruck und Herzkrankheiten mögliche Folgen. Bei vorliegenden Schlafprobleme sollte versucht werden, einen regelmäßigen Schlafrhythmus einzuhalten und sich tagsüber körperlich zu betätigen, so Dr. Laffin. Vor dem Schlafengehen sollte man nicht trainieren, keine fett- und zuckerhaltige Lebensmittel verzehren und keinen Alkohol konsumieren, rät der Fachmann. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cleveland Clinic: How To Prevent Heart Disease (veröffentlicht 03.02.2022), Cleveland Clinic
- Ramón Estruch, Emilio Ros, Jordi Salas-Salvadó, Maria-Isabel Covas, Dolores Corella, et al.: Primary Prevention of Cardiovascular Disease with a Mediterranean Diet Supplemented with Extra-Virgin Olive Oil or Nuts; in: New England Journal of Medicine (veröffentlicht 21.06.0218), New England Journal of Medicine
- American Heart Association: Heart-Health Screenings (Stand: 22.03.2019), AHA
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.