Neue Erkenntnisse: Durch zu viel „gutes“ Cholesterin wird Herzinfarkt-Risiko erhöht
Gesundheitsexperten zufolge ist bei rund jedem dritten Bundesbürger das Cholesterin zu hoch. Ein erhöhter Cholesterinspiegel kann zu Erkrankungen der Gefäße führen, mit möglichen Folgen wie einem Herzinfarkt. Bisher ging man davon aus, dass dieses Risiko für das sogenannte „schlechte“ LDL-Cholesterin gilt. Im Gegensatz dazu soll das „gute“ HDL-Cholesterin dem Gesundheitsrisiko sogar entgegenwirken. Doch nun stellten Wissenschaftler was ganz anderes fest.
„Gutes“ versus „schlechtes“ Cholesterin
Seit Jahren tobt ein Streit über das gute und böse Cholesterin. Hohe Cholesterinwerte gelten als gesundheitsgefährdend, sie sollen Arteriosklerose (Arterienverkalkung) und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen. Allerdings gilt dies Experten zufolge nur für das sogenannte „schlechte“ LDL-Cholesterin. Im Gegensatz dazu soll das „gute“ HDL-Cholesterin dem Gesundheitsrisiko sogar entgegenwirken. Doch nun zeigte eine Studie, dass auch zu viel „gutes“ Cholesterin zu einem erhöhten Herzinfarkt-Risiko führt.
Erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Laut einer Meldung der Nachrichtenagentur APA präsentierte die Präsidentin der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG), Andrea Podczeck-Schweighofer, auf dem Europäischen Kardiologiekongress in München Untersuchungsergebnisse, denen zufolge zu viel „gutes“ HDL-Cholesterin zu einem erhöhten Herzinfarkt- und Sterblichkeitsrisiko führt.
Demnach haben einer US-Studie zufolge speziell Personen mit HDL-Werten über 60 Milligramm/Deziliter (1,5 mmo/L) ein um fast 50 Prozent erhöhtes Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Krankheit zu versterben oder einen Herzinfarkt zu erleiden, als Teilnehmer mit Werten zwischen 41 und 60 Milligramm/Deziliter.
In der Studie um den Erstautor Dr. Marc Allard-Ratick von der Emory University School of Medicine in Atlanta (US-Bundesstaat Georgia) wurden die Zusammenhänge zwischen HDL-Cholesterin-Werten und dem Infarkt- und Sterblichkeitsrisiko bei fast 6.000 Menschen mit einem Durchschnittsalter von 63 Jahren ausgewertet, von denen die meisten bereits eine Herzkrankheit hatten.
Weitere Untersuchungen erforderlich
„HDL wird häufig als ‚gutes Cholesterin‘ bezeichnet, weil HDL-Moleküle den Transport von Cholesterin aus der Gefäßwand unterstützen und damit das Risiko von verstopften Arterien und Arteriosklerose senken können“, erläuterte Podczeck-Schweighofer laut APA.
Der Expertin zufolge seien die Studienergebnisse interessant, weil sie vorliegende Daten erhärten, dass sehr hohe HDL-Cholesterin-Werte eventuell keine Schutzwirkung haben.
Zudem sei die Untersuchung im Unterschied zu den meisten sonst verfügbaren Daten vor allem mit Patienten mit bestehenden Herzkrankheiten durchgeführt worden.
Wie es in der APA-Mitteilung heißt, räumen die Studienautoren aber ein, dass weitere Untersuchungen erforderlich seien, um die Mechanismen im Detail zu verstehen.
„Eines ist allerdings klar. Das Mantra vom HDL-Cholesterin als ‚gutem‘ Cholesterin wird nicht mehr für alle gelten“, so Podczeck-Schweighofer.
Kein direkter Schutzfaktor
Die US-Studie war nicht die erste, die zeigte, dass „gutes“ HDL-Cholesterin dem Herzen schaden kann.
Auch ein internationales Wissenschaftlerteam hatte vor zwei Jahren im Fachjournal „Science“ berichtet, dass HDL generell wohl nicht der direkte Schutzfaktor gegen Herzkrankheiten sei, für den er von vielen Menschen – auch Kardiologen – gehalten werde.
Es bleibt daher wohl nicht aus, bei betroffenen Patienten Maßnahmen zu ergreifen, um das Cholesterin zu senken.
Dafür wird meist eine Ernährungsumstellung empfohlen. Reicht das nicht aus, werden häufig cholesterinsenkende Medikamente verschrieben. (ad)
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