Entzündung des Herzmuskels durch Affenpocken
Eine Infektion mit dem Affenpockenvirus kann die Entwicklung einer akuten Myokarditis nach sich ziehen. Die Entzündung des Herzmuskels sollte als mögliche Komplikation im Zusammenhang mit Affenpocken Beachtung finden.
In einer aktuellen Fallstudie unter Beteiligung von Fachleuten des São João University Hospital Centre in Portugal wird von einem 31-jährigen Mann berichtet, der etwa eine Woche nach dem Auftreten der Affenpocken-Symptome eine akute Myokarditis entwickelte. Der Fallbericht wurde in dem englischsprachigen Fachblatt „JACC: Case Reports“ veröffentlicht.
Mann litt unter Symptomen von Affenpocken
Die betroffene Person kam laut dem Team fünf Tage nach dem Auftreten von Symptomen einer Affenpocken-Infektion in die Klinik. Die Symptome umfassten Unwohlsein, Myalgie, Fieber und mehrere geschwollene Läsionen im Gesicht, an den Händen und im Genitalbereich.
Durch einen PCR-Abstrich konnte eine Infektion durch Affenpocken bestätigt werden. Drei Tage später suchte der Erkrankte erneut die Notaufnahme auf und berichtete dort über ein Engegefühl in der Brust, welches in den linken Arm ausstrahlte.
Nach den üblichen Routineuntersuchungen wurde der Erkrankte schließlich mit dem klinischen Verdacht auf eine akute Myokarditis in die Intensivstation eingewiesen.
Hinweise auf Stressschädigung des Herzens
Das anfängliche EKG zeigte einen Sinusrhythmus mit unspezifischen ventrikulären Repolarisationsanomalien, und Routinelaboruntersuchungen ergaben erhöhte Werte von C-reaktivem Protein, Kreatinphosphokinase (CPK), hochsensitivem Troponin I und natriuretischem Hirnpeptid (BNP), die alle auf eine Stressschädigung des Herzens hinweisen können, so das Team.
Nachdem eine Magnetresonanztomographie des Herzens (CMR) durchgeführt wurde, deuteten deren Ergebnisse auf eine Entzündung des Herzmuskels hin und letztendlich wurde die Diagnose einer akuten Myokarditis gestellt.
In der Fallstudie wurde zudem sogenanntes CMR-Mapping angewandt, ein umfassendes bildgebendes Verfahren, zur Unterstützung der Myokarditis-Diagnose
Besseres Verständnis der Affenpocken
„Dieser Fall macht deutlich, dass eine Beteiligung des Herzens eine mögliche Komplikation im Zusammenhang mit einer Affenpockeninfektion sein kann“, so Studienautorin Dr. Ana Isabel Pinho in einer Pressemitteilung.
„Durch diese wichtige Fallstudie entwickeln wir ein tieferes Verständnis der Affenpocken, der viralen Myokarditis und der genauen Diagnose und Behandlung dieser Krankheit“, ergänzt Dr. Julia Grapsa, die Chefredakteurin von JACC: Case Reports.
Der Fallbericht könne das Bewusstsein der wissenschaftlichen Gemeinschaft und der Angehörigen der Gesundheitsberufe für die akute Myokarditis als mögliche Komplikation im Zusammenhang mit den Affenpocken schärfen, hofft Dr. Pinho.
Eine engmaschige Überwachung der Betroffenen helfe gegebenenfalls auch, weitere potenzielle Komplikationen zu erkennen, fügt die Medizinerin hinzu.
Steigende Infektionszahlen
Das Affenpockenvirus gehört zur gleichen Familie wie das Virus, welches die Pocken verursacht. Dabei tritt blasenartiger Ausschlag an Händen, Füßen, Gesicht, Genitalien und anderen Körperteilen auf. Affenpocken wurden erstmals im Mai 2022 in der EU, den Vereinigten Staaten und anderen nicht endemischen Ländern gemeldet, und die Zahl der Infektionen steigt seither.
Eine Übertragung von Affenpocken erfolgt durch engen Kontakt mit Läsionen, Körperflüssigkeiten oder Tröpfchen aus der Atemluft. Neben dem typischen Hautausschlag können noch weitere Symptome auf die Erkrankung hinweisen. Diese umfassen Fieber, Schüttelfrost, geschwollene Lymphknoten, Atembeschwerden und Muskelschmerzen, so das Team.
Die meisten Infektionen durch Affenpocken verlaufen recht mild, wobei auftretende Symptome für einen Zeitraum von zwei bis vier Wochen anhalten können. Unter Umständen drohen jedoch infolge der Infektion auch schwerwiegendere Komplikationen, wie der aktuelle Fallbericht zeigt.
So kann die Erkrankung eine Myokarditis nach sich ziehen, eine Entzündung des Herzmuskels, die in früheren Studien bereits mit anderen Virusinfektionen wie beispielsweise einer Pockeninfektion oder auch COVID-19 in Verbindung gebracht wurde.
Patient nach einer Woche gesund entlassen
Die gute Nachricht ist jedoch, dass der Patient in dem aktuellen Fallbericht laut Aussage des Teams bereits nach einer Woche stationärer Behandlung wieder vollständig genesen entlassen werden konnte.
Nun seien weitere Untersuchungen nötig, um den Zusammenhang zwischen Affenpocken und Herzschäden genauer zu analysieren, resümieren die Forschenden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- American College of Cardiology: Monkeypox Has Potential to Cause Heart Problems (veröffentlicht 02.09.2022), American College of Cardiology
- Ana Isabel Pinho, Marta Braga, Mariana Vasconcelos, Cátia Oliveira, Luís Daniel Santos, et al.: Acute Myocarditis – a new manifestation of Monkeypox infection?; in: JACC: Case Reports (veröffentlicht 02.09.2022), JACC: Case Reports
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.