Harnsäure im Zusammenhang mit Risiko für Vorhofflimmern
Wie neue Forschungsergebnisse zeigen, können hohe Harnsäurewerte in der Lebensmitte das Risiko für unregelmäßigen Herzschlag in den folgenden Jahrzehnten erheblich erhöhen, selbst bei Menschen ohne traditionelle Risikofaktoren.
Die kürzlich in der Fachzeitschrift „Journal of the American Heart Association“ veröffentlichte Studie deutet darauf hin, dass Harnsäure eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Vorhofflimmern spielen kann, eine Herzrhythmusstörung, die zu Blutgerinnseln, Schlaganfall, Herzinsuffizienz (Herzschwäche) und anderen Herzerkrankungen führen kann.
Frühdiagnose erleichtern
„Menschen mit erhöhtem Harnsäurespiegel können von regelmäßigen kardiovaskulären Untersuchungen profitieren, um die Frühdiagnose von neu aufgetretenem Vorhofflimmern zu erleichtern“, wird die Hauptautorin der Studie, Mozhu Ding, Postdoktorandin am Institut für Umweltmedizin des Karolinska Institutet in Stockholm, Schweden, in einem Beitrag der American Heart Association (AHA) zitiert.
Erhöhte Harnsäurewerte nicht nur mit Gicht verbunden
Harnsäure entsteht, wenn der Körper Purine abbaut, die in großen Mengen in Alkohol, insbesondere Bier, und Lebensmitteln wie rotem Fleisch, Speck, Kalbfleisch, Innereien und einigen Arten von Meeresfrüchten wie Muscheln sowie in Sardellen, Sardinen und Hering enthalten sind.
Erhöhte Harnsäurewerte werden vor allem mit Gicht in Verbindung gebracht, einer Stoffwechselerkrankung, bei der sich die Gelenke entzünden.
Aber Studien haben einen hohen Harnsäurespiegel auch mit einem erhöhten Risiko für Bluthochdruck, Diabetes und Herzerkrankungen in Verbindung gebracht. Jüngste Studien deuten auf einen Zusammenhang zwischen hohen Harnsäurespiegeln und Vorhofflimmern hin, aber die Beweise sind begrenzt, insbesondere bei jüngeren, gesünderen Erwachsenen.
Risikofaktoren für Vorhofflimmern
Millionen Menschen haben Vorhofflimmern (auch als AFib bezeichnet), die am häufigsten auftretende Herzrhythmusstörung.
Herkömmliche kardiovaskuläre Risikofaktoren – darunter höheres Alter, männliches Geschlecht, Rauchen, Fettleibigkeit, Bluthochdruck, hoher Cholesterinspiegel und Typ-2-Diabetes – erklären das erhöhte Risiko für Vorhofflimmern nicht vollständig, so Dr. Elsayed Soliman, Professor für Kardiologie an der Wake Forest University School of Medicine in Winston-Salem, North Carolina.
„Deshalb ist es wichtig, nach anderen AFib-Risikofaktoren zu suchen, auf die wir reagieren können“, sagt Soliman, der nicht an der neuen Forschung beteiligt war.
Ein um 45 Prozent höheres Risiko
In der neuen Studie folgten die Forschenden 339.604 Teilnehmenden aus Schweden durchschnittlich 26 Jahre lang. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die zwischen 1985 und 1996 rekrutiert wurden, waren zum Zeitpunkt der Studienaufnahme zwischen 30 und 60 Jahre alt und frei von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Die Harnsäurewerte wurden mindestens einmal mit einem Bluttest gemessen. Die Probandinnen und Probanden wurden dann in Gruppen eingeteilt, wobei die Harnsäurewerte vom niedrigsten zum höchsten eingestuft wurden.
Die Studie ergab, dass das AFib-Risiko mit steigendem Harnsäurespiegel stieg. Insgesamt hatten diejenigen mit den höchsten Harnsäurewerten ein um 45 Prozent höheres Risiko für Vorhofflimmern als diejenigen mit den niedrigsten Werten.
Erhöhte Harnsäurewerte erhöhten das AFib-Risiko selbst bei Teilnehmenden, die während der Nachbeobachtungszeit keinen Bluthochdruck, Diabetes, koronare Herzkrankheit oder Herzinsuffizienz entwickelt hatten. Das überraschte Ding, die annimmt, dass ihre Studie die erste ist, die dies zeigt.
„Dies bedeutet, dass Harnsäure möglicherweise nicht nur durch kardiometabolische Mechanismen wirkt, um das Risiko von Vorhofflimmern zu erhöhen, sondern auch durch andere Mechanismen einen direkten Einfluss auf die Entwicklung von Vorhofflimmern haben kann“, so die Wissenschaftlerin.
Weitere Forschung nötig
Weitere Forschung ist erforderlich, um diese Mechanismen zu identifizieren, sagt die Forscherin, obwohl „Entzündungen eine Rolle spielen können“.
Vorhofflimmern-Fälle waren immer noch häufiger bei Menschen, die Bluthochdruck, Diabetes, koronare Herzkrankheit oder Herzinsuffizienz entwickelt hatten, als bei denen, bei denen dies nicht der Fall war, unabhängig vom Harnsäurespiegel.
Laut Soliman sie der nächste Schritt die Erforschung, ob die Senkung des Harnsäurespiegels dazu beitragen könnte, das AFib-Risiko zu verringern.
Medikamente und Ernährungsumstellungen, wie die Reduzierung von Alkohol und purinreichen Lebensmitteln in der Ernährung, können den Harnsäurespiegel senken, und „diese Studie wirft die Frage auf, ob wir dies tun sollten, um das AFib-Risiko zu verringern“. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- American Heart Association: Uric acid linked to later risk for irregular heart rhythm, (Abruf: 15.01.2023), American Heart Association
- Mozhu Ding, Ngoc Nguyen Viet, Bruna Gigante, Viktor Lind, Niklas Hammar & Karin Modig: Elevated Uric Acid Is Associated With New‐Onset Atrial Fibrillation: Results From the Swedish AMORIS Cohort; in: Journal of the American Heart Association, (veröffentlicht: 12.01.2023), Journal of the American Heart Association
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.