Mit Hilfe eines einfach durchführbaren Bluttests und eines Online-Tools kann das Risiko, innerhalb der nächsten sechs Monate einen Herzinfarkt zu erleiden, zuverlässig vorhergesagt werden.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Cambridge wurden Biomarker für einen bevorstehenden ersten Myokardinfarkt identifiziert und es wurde ein Modell zur Vorhersage der Erkrankung entwickelt. Die Ergebnisse sind in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Nature” nachzulesen.
Herzinfarkt effektiv vorhersagen
Ein Herzinfarkt ist normalerweise schwer vorherzusagen. Das hat zur Folge, dass bei vielen Menschen ein erhöhtes Risiko nicht erkannt wird und die Betroffenen auch keine vorbeugenden Maßnahmen ergreifen können. Dies ist einer der Gründe, warum Herzinfarkte heute weltweit eine der häufigsten Todesursachen sind, so das Team.
Um einen Herzinfarkt anhand von Biomarkern vorhersagen zu können, untersuchten die Forschenden insgesamt 2.018 Teilnehmende ohne kardiovaskuläre Vorerkrankungen aus sechs europäischen Kohorten. Ihre Hypothese war, dass in den Monaten vor einem Herzinfarkt verschiedene wichtige biologische Prozesse ablaufen, die sich mit einem einfachen Bluttest nachweisen lassen.
Ein Problem dabei, Herzinfarkte frühzeitig vorherzusagen, blieb bisher, dass mögliche Risikofaktoren in Studien mit einer Nachbeobachtungszeit von fünf bis zehn Jahren untersucht wurden. In diesen konnten jedoch nur Faktoren identifiziert werden, die über die Zeit stabil sind, erläutert das Team.
Lebensumstände beeinflussen Herzinfarktrisiko
„Wir wissen aber, dass die Zeit kurz vor einem Herzinfarkt sehr dynamisch ist. So verdoppelt sich beispielsweise das Risiko eines Herzinfarkts im Monat nach einer Scheidung, und das Risiko eines tödlichen Herzinfarkts ist in der Woche nach einer Krebsdiagnose fünfmal so hoch“, erläutert Studienautor Professor Johan Sundström in einer Pressemitteilung.
420 der Teilnehmenden entwickelten ihren ersten Herzinfarkt innerhalb von sechs Monaten nach der ersten Blutentnahme, berichtet das Team. Diese Blutproben wurden dann mit denen von gesunden Teilnehmenden verglichen.
Dabei wurden knapp 90 Moleküle identifiziert, die das Risiko eines ersten Herzinfarkts anzeigen. Somit könnten normale Bluttests, die bereits im Gesundheitswesen verwendet werden, zur Vorhersage des Risikos eines Herzinfarkts verwendet werden, betonen die Fachleute.
Frühe Präventionsmaßnahmen dank Bluttest
Wenn dann ein erhöhtes Risiko durch einen Bluttest erkannt wird, könnte dies die Betroffenen dazu ermutigen, vorbeugende Medikamente einzunehmen oder das Rauchen aufzugeben, hoffen die Forschenden.
Das Team entwickelte zudem ein einfaches Online-Tool, mit dem Menschen anhand der Ergebnisse ihres Bluttests ihr Risiko für einen Herzinfarkt innerhalb der nächsten sechs Monate ermitteln können.
„Dies war eines der Ziele der gesamten Studie, denn wir wissen, dass die Menschen relativ wenig Motivation verspüren, Präventivmaßnahmen zu ergreifen. Wenn man herausfindet, dass man ein erhöhtes Risiko hat, bald einen Herzinfarkt zu erleiden, ist man vielleicht motivierter, dem vorzubeugen“, erläutert Professor Sundström.
Neue Behandlungsmöglichkeiten identifizieren
Um herauszufinden, ob sich aus den erzielten Erkenntnissen effektive Behandlungsmöglichkeiten für Herzinfarkte ergeben könnten, werden die neu identifizierten Moleküle laut den Fachleuten zukünftig genauer untersucht. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Stefan Gustafsson, Erik Lampa, Karin Jensevik Eriksson, Adam S. Butterworth, Sölve Elmståhl, et al.: Markers of imminent myocardial infarction; in: Nature (veröffentlicht 12.02.2024), Nature
- Uppsala University: A standard blood test can predict a heart attack (veröffentlicht 13.12.2024), Uppsala University
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.