Frauen unter 55 Jahren sind immer häufiger von einem schweren Herzinfarkt betroffen
10.04.2015
Einen schweren Herzinfarkt (STEMI) erleiden heute deutlich mehr Frauen unter 55 Jahren als noch vor 15 Jahren. Dies berichtet Dr. Jens-Uwe Röhnisch anlässlich der 81. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, welche noch bis zum 11. April in Mannheim stattfindet. Den Hauptgrund für die steigenden Zahlen sieht der Mediziner im Rauchen, zudem sei Adipositas in jüngerem Alter ein bedeutender Risikofaktor.
17 % der Frauen mit schwerem Herzinfarkt sind heute jünger als 55 Jahre
Heutzutage sind deutlich mehr jüngere Frauen von einem schweren Herzinfarkt (STEMI) betroffen als noch vor 15 Jahren. Dies zeige laut der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie eine aktuelle Auswertung des Berliner Herzinfarktregisters, in welchen seit 1999 prospektiv Daten zur stationären Therapie von Patienten mit akutem Koronarsyndrom (ACS) erhoben werden.
Demnach waren um die Jahrtausendwende nur zehn Prozent der Frauen mit einem STEMI (ST-elevation myocardial infarction) jünger als 55 Jahre, wohingegen der Anteil heute bei 17 Prozent läge. „Die prozentuale Verteilung der Altersgruppen hat sich seit 1999 über die Zeit vor allem bei Frauen hin zu jüngeren Altersgruppen verschoben“, so der Dr. Jens-Uwe Röhnisch, Leitender Oberarzt am Vivantes Klinikum Berlin-Hellersdorf, auf der 81. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. Auf dieser treffen noch bis zum 11. April in Mannheim 8.500 aktive Teilnehmer aus 25 Ländern zusammen.
Rauchen und Übergewicht sind Hauptursachen für einen STEMI
Eine zentrale Ursache sei dabei laut Dr. Röhnisch das Rauchen. Denn während 1999 noch 47 Prozent der STEMI-Patientinnen der Altersgruppe 55 bis 64 regelmäßig zur Zigarette griffen, seinen es heute 62 Prozent. „Auch Adipositas hat insbesondere bei jüngeren Frauen zugenommen“, so Dr. Röhnisch weiter. Ein Erfolg sei jedoch bei der Behandlung des ST-Hebungsinfarkts im Verlauf der letzten 15 Jahre zu verzeichnen. Durch den verstärkten Einsatz des Herzkatheters sowie der evidenzbasierten medikamentösen Therapie hätte eine „eindrucksvolle Reduktion der Krankenhaussterblichkeit“ erreicht werden können. Nun sei es wichtig, „sich aktuell auf die Primärprävention insbesondere bei jüngeren Frauen zu konzentrieren“, rät Dr. Röhnisch.
Vortrag über Depressionen bei Herz-Patienten im Krankenhaus
Neben dem Thema „Herzinfarkt bei jüngeren Frauen“ wurde bei dem Kardiologenkongress unter anderem auch über depressive Störungen bei stationär behandelten Herz-Kreislauf-Patienten referiert. Wie die Privatdozentin Nina Rieckmann von der Berlin School of Public Health an der Charité informiert, würden Herz-Patienten im Krankenhaus wesentlich öfter unter Depressionen leiden als die Allgemeinbevölkerung. Zudem würden bei den Betroffenen behandlungsbedürftige Störungen nicht ausreichend versorgt.
„CDCare-Studie“ zeigt klare Unterschiede zur Allgemeinbevölkerung
Dieses Ergebnis habe laut Rieckmann die so genannte „CDCare-Studie“ ergeben, welche zwischen Juni 2012 und August 2014 mit insgesamt 1266 Koronare Herzkrankheit-Patienten (KHK) ohne kognitive Beeinträchtigungen durchgeführt wurde. Demnach war bei 22,1 Prozent der Frauen und 15,5 Prozent der Männer war innerhalb der vorangegangenen zwölf Wochen („12-Wochen-Prävalenz“) eine Depression aufgetreten, während der Anteil in der Allgemeinbevölkerung bei 10,6 (Frauen) bzw. 4,8 Prozent (Männer) läge, so Nina Rieckmann in einer Mitteilung der DKG.
In den vorangegangenen vier Wochen („4-Wochen-Prävalenz“) waren 17,6 Prozent der Frauen und 10,7 Prozent der Männer, die aufgrund einer Herz-Kreislauf-Erkrankung stationär behandelt wurden, betroffen. 5,1 Prozent aller Teilnehmer waren zudem nach eigenen Angaben zum Zeitpunkt der Befragung aufgrund einer Depression in Behandlung. Wie Rieckmann weiter berichtet, hätten internationale Studien gezeigt, dass diese eine häufige Begleiterkrankung bei KHK-Patienten darstelle, welche zu einer schlechteren medizinischen Prognose, höheren Krankheitskosten und einer eingeschränkten Therapietreue der Patienten führen würde.
„Einige kardiologische Fachgesellschaften diskutieren die Einführung eines systematischen Depressions-Screenings bei Herzpatienten", berichtet Rieckmann in der DGK-Mitteilung. Zur Abschätzung des Behandlungsbedarfs seien „verlässliche Daten zur Prävalenz depressiver Störungen und zur Versorgungslage depressiver Herz-Kreislauf-Patienten in realen klinischen Settings“ eine Voraussetzung, so Rieckmann weiter.
Computerbasiertes Training kann Herzinsuffizienz-Patienten helfen
Neben dem wurde auf dem Kongress über die so genannte „CogTrain-HF Studie“ berichtet. Diese hatte laut der Dipl. Psych. Sonja Wedegärtner gezeigt, dass ein computerbasiertes Training bei Patienten mit einer stabiler Herzinsuffizienz die kognitiven Fähigkeiten verbessern könne. Dadurch könnte Betroffenen wirkungsvoll geholfen werden, denn eine Herzinsuffizienz führe häufig zu intellektuellen bzw. kognitiven Beeinträchtigungen, welche sich nachteilig auf den Krankheitsverlauf auswirken und die Lebensqualität erheblich einschränken. „Patienten mit Herzinsuffizienz könnten somit ebenfalls wie Gesunde von kognitiven Trainingsprogrammen profitieren“, so Sonja Wedegärtner in einer DGK-Mitteilung. (nr)
>Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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