Vielen Europäern sind die Symptome eines Schlaganfalls oder Herzinfarkts nicht bekannt
11.09.2013
Bei einem Herzinfarkt oder Schlaganfall entscheidet schnelles, richtiges Handeln oftmals über Leben und Tod der Patienten. Doch viele Menschen können die Warnhinweise eines Herzinfarkts beziehungsweise Schlaganfalls nicht einmal erkennen, so das Ergebnis einer repräsentativen Befragung des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK).
In neun europäischen Ländern ermittelten die Forscher, welche Kenntnisse in der Bevölkerung zu den Symptomen und erforderlichen Maßnahmen bei einem Herzinfarkt oder Schlaganfall vorhanden sind. Das Ergebnis ist ernüchternd: „Viele Europäer kennen überraschend wenige Anzeichen von Herzinfarkt und Schlaganfall“, berichtet das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in einer aktuellen Pressemitteilung. Zwar hätten die Deutschen neben den Österreichern beim Erkennen der Symptome am besten abgeschnitten, doch fehlte das Wissen zu den erforderlichen Sofortmaßnahmen. „Nur jeder dritte Deutsche würde im Notfall einen Krankenwagen rufen – damit sind sie das Schlusslicht im europäischen Vergleich“, so die Mitteilung des Max-Planck-Instituts. Hier werde die Gesundheit zu einem Bildungsproblem.
Jeder Fünfte kennt kein einziges Schlaganfall-Symptom
Herzinfarkte und Schlaganfälle zählen laut Angaben der Forscher „weltweit zu den häufigsten Todesursachen“ und im Notfall ist hier besonders schnelles Handeln gefragt. Wer jedoch die Warnhinweise nicht erkennt, kann nicht angemessen reagieren. Dies betrifft zum Beispiel die acht Prozent der Bevölkerung, welche in der aktuellen Erhebung kein einziges Herzinfarkt-Symptom benennen konnten beziehungsweise die knapp 20 Prozent, welche nicht ein Schlaganfall-Symptom kannten. Bei den typischen Beschwerden eines Herzinfarktes würden allerdings immerhin etwas mehr als die Hälfte der Europäer Brustschmerzen als eindeutigen Warnhinweis erkennen. Welche Symptom-Kenntnisse in der Bevölkerung vorhanden sind, ermittelten die Forscher indem sie „insgesamt 10.228 Personen aus Österreich, Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Niederlanden, Großbritannien, Russland und Polen“ dazu aufforderten, typische Krankheitsanzeichen eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls aus einer Liste auszuwählen.
Nur ein Drittel der Deutschen würde einen Krankenwagen rufen
Bei den Herzinfarkt-Symptomen erkannten die Deutschen durchschnittlich 3,2 von sechs Symptomen, „während Italiener, Polen, Spanier und Russen weniger als zwei Symptome erkannten“, berichtet das Max-Planck-Institut. Doch was nutzt dieses Wissen, wenn anschließend vielen nicht klar ist, was sie tun sollten. So gaben beispielsweise nur 33 Prozent der befragten Deutschen an, sie würden bei Verdacht auf einen Schlaganfall sofort einen Krankenwagen rufen. Eine Maßnahme, die laut Aussage der Forscher normalerweise sofort erfolgen sollte, da sie den „Patienten am schnellsten die beste Behandlung garantiert.“ Im Gegensatz zu den Deutschen hätten zwei Drittel der Polen und Russen und die Hälfte der anderen Europäer gewusst, welches Vorgehen zu ergreifen ist. Kurios und gleicherweise bedenklich sind die Schritte, die viele Deutsche und Österreicher statt der erforderlichen Maßnahmen einleiten würden. So empfahlen laut Mitteilung des Max-Planck-Instituts „28 Prozent der Deutschen und 30 Prozent der Österreicher den Betroffenen einen Tee oder ein Schluck Wasser zu trinken, oder sich ins Bett zu legen und einfach abzuwarten.“ Eine Empfehlung, die schlimmstenfalls tödliche Folgen haben könnte.
Mehr Gesundheitskompetenz erforderlich
Studienleiterin Jutta Mata vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung sprach von einer überraschenden „Diskrepanz zwischen Symptom- und Handlungswissen“ – vor allem in Deutschland. Des Weiteren zeigte sich der geschäftsführende Direktor des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, Gerd Gigerenzer, darüber erstaunt, dass „selbst Menschen mit Bluthochdruck oder Übergewicht, die ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall haben, nur wenig besser informiert“ sind, als der Durchschnitt der Bevölkerung. Bemerkenswert sei auch, „dass jene, die ihren Arzt regelmäßig aufsuchen, in keinem Land besser wissen, was sie bei Schlaganfall-Symptomen tun sollen – außer in Großbritannien“, so Gigerenzer weiter. Hier werde vielfach über mehr Geld und bessere Technologie im Gesundheitswesen diskutiert, „aber was wir am meisten bräuchten, sind mehr Bürger mit Gesundheitskompetenz und Ärzte, welche die Zeit haben, ihre Patienten zu informieren“, so das Fazit des Experten. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.