Neuer Schnelltest für Krebs und Herzinfarkt vorgestellt
Ein internationales Forschungsteam stellte kürzlich einen neuen Schnelltest vor, der Hausärztinnen und Hausärzten dabei helfen soll, Herzinfarkte und bestimmte Krebserkrankungen zu diagnostizieren oder deren Verlauf zu überwachen. Der Test ist so konzipiert, dass kein Labor für die Auswertung nötig ist.
Forschende des Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft präsentierten einen einfach zu handhabenden Schnelltest namens CrisprZyme, der Ärztinnen und Ärzte bei der Diagnose von Krebs und Herzinfarkt helfen soll. Die Forschungsergebnisse wurde kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Nature Nanotechnology“ vorgestellt.
Ein Schnelltest für verschiedene Krankheiten
Spätestens seit der Corona-Pandemie sind die meisten Menschen hierzulande mit sogenannten Antigen-Schnelltests in Berührung gekommen. Diese Tests basieren auf Antikörpern, die virale Eiweißfragmente auf einem Teststreifen binden können, wodurch sich der Streifen dann entsprechend verfärbt.
Die aufwändigere Variante stellen PCR-Tests dar, bei denen das Erbgut zuerst aufbereitet und vervielfältigt werden muss, wodurch ein genaueres Ergebnis erzielt wird. Jedoch müssen solche Tests in Laboren durchgeführt werden, weshalb das Ergebnis nicht unmittelbar zur Verfügung steht.
Was ist die CRISPR-basierte Diagnostik?
Bei der sogenannten CRISPR-basierten Diagnostik wird ein ähnliches Prinzip verfolgt. Dabei spüren bestimmte Enzyme DNA- oder RNA-Stücke auf. Vergleichbar mit den Corona-Tests kann mittels einer Blut- oder Urinprobe, die auf einen Teststreifen gegeben wird, nach Spuren von RNA-Sequenzen gesucht werden, die für eine bestimmte Krankheit oder Infektion typisch sind.
Bislang mussten die Proben für das Verfahren jedoch unter kontrollierten Bedingungen und mit teuren Geräten in einem Labor aufbereitet werden, damit das Signal stark genug war, dass der Teststreifen darauf reagiert.
Neuer Test liefert Ergebnisse ohne Labor
Einer gemeinsamen Arbeitsgruppe des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin, der Charité – Universitätsmedizin Berlin, des Imperial College London sowie des M.I.T. in Boston ist es nun gelungen, einen auf dieser Technologie basierenden Schnelltest zu entwickeln, bei dem keine Aufbereitung der Proben durch ein Labor nötig ist.
Verlauf von Krebs oder Herzkrankheiten überwachen
Hausärzte und Hausärztinnen können den Test nutzen, um den Verlauf von Krankheiten wie Krebs oder Herzinfarkten zu überwachen. Die Durchführung ist nach Angaben des Forschungsteams einfach und kann bei Raumtemperatur erfolgen.
So lassen sich beispielsweise mit dem Test akute Herzinfarkte aufdecken oder bestimmte Arten von Prostatakrebs unterscheiden.
„Das Ergebnis kann mit bloßem Auge oder auf einem Papierstreifen ausgelesen werden“, bestätigt Dr. Michael Kaminski von der Charité Berlin.
„Wenn wir diagnostische Tests vereinfachen, können Ärzt*innen sie gleich in ihrer Praxis machen – ohne neue Termine für Folgeanalysen und Bluttests zu vereinbaren“, ergänzt Dr. Marta Broto vom Imperial College London.
Menge der Biomarker wird über Farbskala angezeigt
Der neue Test zeigt über eine Farbskala sogar die Menge eines Biomarkers an. Möglich ist dies durch sogenannte Nanoenzyme. Das sind winzige synthetische Materialien, die sich wie Enzyme verhalten.
Wie die Forschenden erklären, verstärken diese Nanoenzyme das Signal des Tests, sodass es leichter auf dem Teststreifen abzulesen ist. Temperaturkontrolle oder die Aufbereitung durch ein Labor entfallen gänzlich.
„Das Verfahren kann uns genau sagen, wie viel Biomarker vorhanden ist“, hebt Studienhauptautorin Professorin Molly Stevens vom Imperial College London hervor.
„Es hilft uns also nicht nur bei der Diagnose, sondern wir können damit auch den Verlauf einer Erkrankung im Laufe der Zeit überwachen und die Reaktion auf eine Behandlung“, verdeutlicht die Professorin.
Test auf andere Krankheitsbilder ausweitbar
Nach Ansicht der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist das medizinische Potenzial des Test beachtlich, nicht zuletzt, weil er auch für weitere Krankheitsbilder in Frage kommt. In weiteren Schritten will das Team den Test nun noch schneller und benutzerfreundlicher machen. Zudem muss noch genau validiert werden, wie zuverlässig der Test verschiedene Biomarker erkennt. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin: CRISPR-basierte Schnelltests für Herzinfarkt & Krebs (veröffentlicht: 18.08.2022), mdc-berlin.de/
- Imperial College London: Cancers and heart disease could be diagnosed more easily with new rapid test (veröffentlicht: 04.08.2022), imperial.ac.uk
- Broto et al.: Nanozyme-catalysed CRISPR assay for preamplification-free detection of non-coding RNAs; in Nature Nanotechnology (2022), nature.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.