Mehr Tote in Ostdeutschland als im Rest der Bundesrepublik
06.01.2014
Erkrankungen der Herzkranzgefäße und chronische Herz-Kreislauf-Erkrankungen, in deren Verlauf es zum Tode kommt, werden auch in 2014 zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland zählen. Doch nicht überall, das zeigt die Statistik, ist die Wahrscheinlichkeit gleich groß an einer dieser Zivilisationskrankheit zu sterben.
Menschen aus den ostdeutschen Bundesländern sind mehr davon betroffen, als ihre Mitbürger aus den westdeutschen Bundesländern. Auch Todesfälle in Folge einer Krebserkrankung werden in Ostdeutschland häufiger diagnostiziert als in der übrigen Bundesrepublik. Das geht aus der Statistik der Todesursachen des Statistikamts „Eurostat“ aus dem Jahr 2012 hervor, das eine Auswertung regionaler Sterbedaten für die Zeitung „Welt“ unternommen hat.
Hohes Alter ist ein Grund für die höhere Sterberate
Demnach ist die Sterberate in Sachsen-Anhalt am höchsten. Auf 100.000 Einwohner kamen in 2013 1310 Todesfälle. So viele gab es in keinem anderen Bundesland. Ein Grund dafür, ist die Überalterung der Bevölkerung gerade in den neuen Bundeländern. Zu den fünf Bundesländern mit den höchsten Sterberaten, zählen Sachsen, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern. Das Saarland bildet die einzige Ausnahme. Doch warum sind gerade die Volkskrankheiten Herzleiden oder Krebs im Osten Deutschlands überdurchschnittlich weiter verbreitetet, als in den westdeutschen Bundesländern? Die Forscher haben einige Faktoren ermittelt, die für die höhere Sterberate verantwortlich sein können. Nach der Deutsch-deutschen Wiedervereinigung stieg in den neuen Bundesländern insbesondere bei den Männern die Sterblichkeit zunächst an. In den er-Jahren sank die Gesamtsterblichkeit in den neuen Bundesländern stärker als in den Alten.
Die aktuellen Daten zeigen, dass neben der Überalterung auch sozioökonomische Faktoren wie Bildung und Einkommen diese Entwicklung beeinflusst haben. Nach der Wiedervereinigung haben immer mehr junge Menschen die ostdeutschen Bundesländer verlassen. In den Hochzeiten der Abwanderung haben fast 240.000 Menschen im Jahr den Weg in den Westen auf sich genommen, weil dort mehr Arbeitsplätze vorhanden waren. Betroffen von der Abwanderung junger Menschen waren vor allem die ländlichen Regionen und zurück blieben die älteren Menschen.
Das Statistische Bundesamt hatte ermittelt, dass in 2012 92 Prozent der Toten, die in Folge einer Erkrankung des Herzens gestorben sind, älter als 65 Jahre oder noch älter waren. Dieser Trend wird sich sicherlich aufgrund der Altersstruktur in Ostdeutschland auch in Zukunft bestätigen, denn es sind gerade die alten Menschen, die an den Folgen einer chronischen Herz-Kreislauf-Erkrankung oder an Krebs sterben werden. Sachsen-Anhalt steht in diesem Zeitraum mit 609 Todesfällen von 100.000 Einwohnern, die sich in Folge einer Herzkrankheit ereigneten, an der Spitze der Bundesländer. Danach kommen Sachsen, Thüringen und Brandenburg.
Berlin hat die niedrigste Sterberate
Berlin hatte, so die Statistiker, in dem gleichem Zeitraum nur 345 Fälle pro 100.000 Einwohner und damit den niedrigsten Wert aller Bundesländer. Auch in Hamburg, in Baden-Württemberg und in Hessen ist die Sterberate besonders gering. Anhand der Statistik von Berlin und Sachsen-Anhalt lässt sich der Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschland besonders gut erkennen. Die Wahrscheinlichkeit an einem Herzleiden zu sterben, ist laut den Daten in Sachsen-Anhalt um 76 Prozent höher als in Berlin. Auch bei der zweithäufigsten Todesursachen, den Tumoren bzw. Krebserkrankungen sieht es ähnlich aus. Im regionalen Vergleich hat Sachsen-Anhalt auch hier die höchste Sterblichkeit. Auf 100.000 Einwohner kamen in 2010 354 tödlich verlaufende Krebserkrankungen. Menschen, die also in Dessau, Halle und Magdeburg leben, haben ein rund 50 Prozent höheres Risiko, an Krebs zu sterben als beispielsweise in Baden-Württemberg, das Bundesland mit der geringsten Krebs-Sterberate. Doch nicht nur die Bevölkerungsstruktur ist für die Ergebnisse verantwortlich. Mediziner sehen weitere Gründe in den örtlichen Umweltbelastungen und Ernährungsgewohnheiten der Bewohner. Ein wesentlicher Faktor aber auch ist die Nutzung von Vorsorgeuntersuchungen, denn je früher eine Krebserkrankung erkannt wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit mit einer entsprechenden Therapie zu überleben. (fr)
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