Beeinflusst die finanzielle Lage das Risiko für Herzkrankheiten?
Es gibt bekanntlich verschiedene gesundheitliche Faktoren, welche ein mögliches Risiko für Herzerkrankungen darstellen. Neuste Studienergebnisse deuten jetzt darauf hin, dass auch der finanzielle und soziale Status einer Person eine wesentliche Rolle spielt und wertvolle Informationen über das potenzielle Risiko einer Herzerkrankung liefern kann.
Bei zwei aktuellen Untersuchungen wurde festgestellt, dass einige Marker des finanziellen und sozialen Status von Menschen, die als soziale Gesundheitsfaktoren bekannt sind, wichtige Informationen über das potenzielle Risiko einer Herzerkrankung liefern. Die Ergebnisse dieser Studien wurden auf der diesjährigen American College of Cardiology’s Annual Scientific Session / World Congress of Cardiology vorgestellt.
Wichtige Marker wurden häufig nicht berücksichtigt
Da verschiedene Marker des finanziellen und sozialen Status einer Person auf das potenzielle Risiko einer Herzkrankheit hinweisen können, ist es wichtig, diese wertvollen Informationen zu berücksichtigen. Bisher wurden solche Marker jedoch viel zu häufig übersehen, berichten die Forschenden in einer Pressemitteilung.
Wichtige gesundheitliche Ungleichheiten sollten beseitigt werden
In zwei Studien wurde untersucht, welche Rolle soziale Faktoren wie Ernährungssicherheit, finanzielle Stabilität und Zugang zur Gesundheitsversorgung beim Risiko für Herzkrankheiten spielen können. Denn die Berücksichtigung dieser Faktoren als Teil der medizinischen Aufzeichnungen und der Entscheidungsfindung könnte dazu beitragen, bestehende gesundheitliche Ungerechtigkeiten zu beseitigen.
Unberücksichtigte Risikofaktoren für Herzkrankheiten
Bei der Behandlung von bestimmten kardiovaskulärer Risikofaktoren werden häufig wichtige Faktoren wie Ernährung, Wohnung und finanzielle Sicherheit nicht berücksichtigt. Aber genau diese Risikofaktoren spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Solche Probleme von Menschen müssen aus einer breiteren Perspektive betrachtet werden, um so die Zahl der Herz-Kreislauf-Erkrankungen effektiver zu reduzieren, betonen die Forschenden.
Daten von mehr als 400.000 Menschen wurden analysiert
Für die Studie wurden die Daten von mehr als 400.000 erwachsenen Menschen in den USA ausgewertet, welche an einer großen telefonischen Umfrage teilgenommen hatte, die seit mehr als 35 Jahren jährlich durchgeführt wird. Fast jede zehnte befragte Person berichtete, an mindestens einer Form von Herzerkrankungen zu leiden.
Welche Rolle spielten Ernährung, Wohnraum und Finanzen?
Die Forschenden untersuchten, wie die Wahrnehmung der Befragten bezüglich ihres Niveaus an Nahrung, Wohnung und finanzieller Sicherheit mit der Wahrscheinlichkeit zusammenhängt, dass sie an verschiedenen Formen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden, wie beispielsweise Herzinfarkt, Schlaganfall, koronare Herzkrankheit oder kongestive Herzkrankheit.
Wie stark erhöhte sich das Risiko für Herzerkrankungen?
Nach der Berücksichtigung von bekannten Risikofaktoren für Herzkrankheiten wurde festgestellt, dass mehrere soziale Faktoren unabhängig voneinander mit einem erhöhten Risiko für Herzkrankheiten in Verbindung gebracht werden können. Eine unsichere Ernährungs- und Wohnsituation erhöhte die Wahrscheinlichkeit einer Herzerkrankung um mehr als 50 Prozent. Schwierigkeiten beim Zugang zur Gesundheitsversorgung erhöhten das Risiko um 47 Prozent. Menschen mit einem hohen Grad an finanzieller Unsicherheit litten mehr als doppelt so häufig an einer Herzkrankheit, verglichen mit Menschen, die sich als finanziell abgesichert betrachteten.
Ursachen für die Ergebnisse?
Es gibt mehrere mögliche Ursachen für die festgestellten Ergebnisse. Finanzielle Unsicherheit im Bezug auf die Ernährung könnte es beispielsweise schwierig machen, eine gesunde Ernährung für das Herz aufrechtzuerhalten. Generelle Unsicherheit im Bezug auf Finanzen oder Wohnsicherheit kann zu Stress führen, der wiederum physiologische Effekte auslösen kann, die zu Herzkrankheiten beitragen. Ein suboptimaler Zugang zur Gesundheitsversorgung kann bewirken, dass Menschen die Untersuchung oder Pflege so lange hinauszögern, bis ein vorhandenes Herz-Kreislauf-Problem weiter fortgeschritten und schwieriger zu kontrollieren ist.
Diese Faktoren sollten in Zukunft berücksichtigt werden
Gesundheitssysteme sollten für ihre elektronischen Gesundheitsakten in Zukunft Fragen berücksichtigen, die für die sozialen Determinanten der Gesundheit relevant sind. Sorgen im Bezug auf Ernährung, Unterkunft und Finanzen sollten unbedingt berücksichtigt werden. Eine Zusammenarbeit von Ärztinnen und Ärzten und gemeinnützigen Organisationen sollten sich zusätzlich zu anderen bekannten kardiovaskulären Risikofaktoren mit diesen Problemen auseinandersetzen.
Fehleinschätzung könnte gesundheitliche Ungleichheiten begünstigen
Eine separate Studie konzentrierte sich auf die Modellierungsinstrumente, die üblicherweise zur Einschätzung des kardiovaskulären Risikos eines Patienten verwendet werden. Die Forschenden stellten fest, dass die derzeitigen Risikovorhersagemodelle, welche keine Details über Einkommen, Bildungsniveau, Wohnstatus oder Ernährungsunsicherheit enthalten, das kardiovaskuläre Risiko von Menschengruppen mit einem niedrigen Einkommen wahrscheinlich unterschätzen. Diese Fehleinschätzung könnte zu gesundheitlichen Ungerechtigkeiten beitragen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Social, financial factors critical to assessing cardiovascular risk, in Eurekalert (Veröffentlicht 18.03.2020), Eurekalert
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.