Liebeskummer: Broken-Heart-Syndrom mit Symptomen wie beim Herzinfarkt
In der Zeit um den Valentinstag herum, wenn die ganze Umwelt zu turteln scheint, ist Liebeskummer besonders hart. Das „gebrochene Herz“ ist nicht nur eine sentimentale Einbildung: Stress und Kummer können tatsächlich körperliche Auswirkungen haben. Beim sogenannten Broken-Heart-Syndrom können ähnliche Symptome auftreten wie bei einem Herzinfarkt.
Liebeskummer am Valentinstag noch schlimmer
Für Menschen, die unglücklich verliebt sind oder sich gerade erst vom Partner getrennt haben, ist die Zeit um den Valentinstag besonders schlimm. In Blumenläden floriert das Geschäft, Juweliere hoffen auf gute Umsätze, rote Herzen prangen überall: Während der Tag der Liebenden begangen wird, sind sie selbst in ihrem Liebeskummer gefangen und werden ständig an das Glück der anderen erinnert. Freunde und Bekannte haben dann meist gutgemeinte Tipps gegen Liebeskummer parat, wie etwa, dass man darüber reden und sich besser nicht herumwälzen soll. Doch Betroffene können leider oft nur wenig damit anfangen. Besonders problematisch ist es, wenn zu dem seelischen Leiden auch noch körperliche Beschwerden kommen.
Broken-Heart-Syndrom als Krankheitsbild
Dass Liebeskummer auch körperliche Auswirkungen hat, ist seit Jahrzehnten bekannt. Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet, befassen sich Kardiologen seit Anfang der 1990er Jahre mit dem sogenannten Broken-Heart-Syndrom als Krankheitsbild. Die Stress-Kardiomyopathie, wie das Syndrom im Fachjargon heißt, kann bei schweren Verlusten, Trennungen und psychischer Belastung auftreten, erläuterte Jürgen Pache, Chefarzt der Kardiologie an der Schön Klinik Starnberger See. Den Angaben zufolge geht die Erkrankung mit ähnlichen Symptomen einher wie ein Infarkt: Das Herz krampft sich dabei zusammen und die Brust schmerzt. Allerdings ist hier keine verschlossene Ader die Ursache, sondern eine durch Stress bedingte Verengung der Herzkranzgefäße und damit eine Funktionsstörung des Herzmuskels. „Betroffen sind Menschen, die plötzlich existenziell in Not sind, etwa weil plötzlich die ganze Lebensgrundlage entzogen ist“, so Pache.
Phänomen zunächst bei älteren Frauen festgestellt
Wie es in der dpa-Meldung heißt, kann das Syndrom jedoch auch nach körperlicher Belastung oder im Zusammenhang mit sehr starken körperlichen Schmerzen auftreten, die ihrerseits psychischen Stress verursachen. Den Angaben zufolge ist in einem Drittel der Fälle keine Ursache feststellbar. Das Gebrochene-Herz-Syndrom war zunächst vor allem bei älteren Frauen festgestellt worden, die ihren Mann verloren hatten. Japanische Mediziner waren die ersten, die das Phänomen beschrieben. Sie nannten es Takotsubo, weil die Form der linke Herzkammer an gleichnamige Tintenfischfallen erinnert. Mittlerweile wurden laut dpa 1.700 Fälle in einem internationalen Register gesammelt, um das eher seltene Phänomen besser zu verstehen. Wissenschaftler berichteten darüber im Fachmagazin „New England Journal of Medicine“.
Liebeskummer mit schweren körperliche Auswirkungen
Es ist bekannt, dass psychischer Stress, wie bei einer Trennung oder durch Mobbing, den Blutdruck in die Höhe treiben kann. „Das sind extreme psychische Belastungen, die ganz gewaltige Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System haben“, sagte Pache. Zwar berichten Menschen mit Liebeskummer auch öfter über Schmerzen in der Herzgegend, meist kommen sie aber ohne medizinische Hilfe aus. Verspannungen, Bauchschmerzen, Magenprobleme, Schlaflosigkeit, Müdigkeit, innere Unruhe, Erschöpfung, Konzentrationsstörungen, eingeschränkte Leistungsfähigkeit und ein geschwächtes Immunsystem – Liebeskummer kann den Körper gewaltig beeinträchtigen. Das bestätigt auch Iris Hauth, Präsidentin der Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde.
Betroffene sollten Hilfe suchen
Hauth zufolge hätten Experimente in den USA hätten gezeigt, dass seelischer Schmerz und soziale Zurückweisung im Gehirn ähnliche Regionen aktivieren wie körperlicher Schmerz. „Es gibt einige wenige Studien, die die seelische Verarbeitung von Liebeskummer mit funktioneller Kernspintomographie darstellen“, erläuterte die Ärztliche Direktorin am Zentrum für Psychiatrie des Alexianer St. Joseph-Krankenhaus in Berlin.
Auch wenn fast jeder Mensch im Laufe seines Lebens Trennung, Schmerz und unerfüllte Liebe durchleiden muss: „Der Liebeskummer an sich ist wissenschaftlich relativ schlecht untersucht.“ Langzeitfolgen lassen sich nur schwer nachweisen. Wie auch bei anderen psychischen Krisen sollten Menschen mit Liebeskummer Hilfe suchen, wenn sie nicht alleine zurecht kommen. Laut Hauth sollten Betroffene bei Konzentrationsmangel, Depression oder gar Gedanken an Suizid unbedingt einen Therapeuten oder Psychiater zu Rate ziehen. Schon in Johann Wolfgang von Goethes „Die Leiden des jungen Werther“ ist eindrücklich beschrieben, dass enttäuschte Liebe in manchen Fällen suizidal endet.
„Opfer“ des Valentinstages
Auch wenn es nicht belegt ist, wird doch von Experten beobachtet, dass es am Valentinstag, wie auch zu Weihnachten viel Arbeit für Experten gibt, die die Probleme, die durch Knatsch und Beziehungskrisen an solchen Tagen häufig auftauchen, wieder kitten sollen. „An Tagen, an denen hohe Erwartungen bestehen an die Einfühlung und das aufeinander Eingehen, kommt es natürlich leichter zur Differenz – gerade wenn die Beziehung schon vorher problematisch war“, so Hauth. Die Vizepräsidentin des Berufsverbands psychologischer Berater, Sandra Neumayr, betreut seit 2012 per Hotline „Opfer“ des Valentinstages. Laut dpa sagte sie, es schmerze, „andere Verliebte zu sehen und selbst unglücklich zu sein“. Und in bestehenden Beziehungen wögen Konflikte schwerer als sonst. „Am Tag der Liebe stellt man sich etwas Anderes vor, als Kälte, Streit, Vorwürfe und Kränkungen.“ (ad)
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