Herzinsuffizienz-Risiko bei Frauen
Die Herzinsuffizienz (Herzschwäche) zählt hierzulande zu den häufigsten Todesursachen. Bis zu vier Millionen Menschen in Deutschland haben ein schwaches Herz. Weibliche Herzen unterscheiden sich von denen von Männern in Größe und Pumpleistung. Eine Expertin erläutert, was bei Frauen zur Herzschwäche führt.
Herzschwäche bei Frauen ist ein oft verkanntes Problem. Dabei machen Frauen in Deutschland rund die Hälfte aller Betroffenen aus und es sterben rund ein Drittel mehr Frauen als Männer daran, berichtet die Deutsche Herzstiftung in einer älteren Mitteilung. Eine Kardiologin erklärt, was weibliche Herzen anfällig macht.
Folgen für den gesamten Körper
Wenn die Pumpkraft des Herzens nachlässt, hat das Folgen für den gesamten Körper. Organe wie Gehirn, Leber, Nieren und Muskeln werden nicht mehr genügend mit sauerstoff- und nährstoffreichem Blut versorgt, wird in einer aktuellen Pressemitteilung der Deutschen Herzstiftung erklärt.
Kardiologinnen und Kardiologen unterscheiden verschiedene Formen der Herzschwäche (medizinisch: Herzinsuffizienz). Bei der Herzschwäche mit verminderter Pumpfunktion (systolische Herzinsuffizienz) pumpt das Organ nicht mehr kräftig genug.
Bei der Herzschwäche mit erhaltener Pumpfunktion pumpt das Herz zwar noch kräftig, es füllt sich aber nicht mehr ausreichend mit Blut, weil das Gewebe nicht mehr elastisch genug ist. Dann ist die Rede von diastolischer Herzschwäche.
Unterschiede von weiblichen und männlichen Herzen
„Frauen leiden eher an diastolischer Herzschwäche, also einer Störung der Dehnbarkeit und damit der Füllung des Herzens“, erläutert die Kardiologin Prof. Dr. Christiane Tiefenbacher, Vorstandsmitglied der Deutschen Herzstiftung. Dies ist auf die Unterschiede von weiblichen und männlichen Herzen sowohl in der Größe als auch in der Pumpleistung zurückzuführen.
Das spiegelt sich in der Form der Herzinsuffizienz wider. Denn Frauen haben laut der Expertin generell ein etwas steiferes und kleineres Herz als Männer. Das Organ kann sich schlechter dehnen und mit Blut füllen. Dies wird über eine höhere Pumpleistung ausgeglichen.
Wenn Frauen älter werden, gewinnt diese anatomische Gegebenheit an Bedeutung: Mit zunehmendem Alter nimmt die Herzgröße ab. In den Wechseljahren kommt es durch die verringerte Östrogenproduktion neben Blutdrucksteigerungen auch zu einer vermehrten Bildung von Bindegewebe im Herzen und das Herz verliert weiter an Elastizität.
Oft die Folge eines Herzinfarkts
Es gibt noch weitere Einflussfaktoren, die die weibliche Herzschwäche begünstigen: „Besonders Bluthochdruck, Übergewicht und Diabetes mellitus wirken sich negativ auf die Elastizität des Herzgewebes aus und stellen für Frauen daher bedeutende Risikofaktoren für eine Herzschwäche dar. Treten sie gemeinsam auf, potenzieren sich ihre Wirkungen“, so Prof. Dr. Tiefenbacher.
Auch mit Blick auf das Herzinfarkt-Risiko seien die genannten Faktoren kritisch. „Eine Herzschwäche ist häufig die Folge eines Herzinfarkts. Bei dem Infarkt im Herzen stirbt Herzgewebe ab und Vernarbungen entstehen, was die Leistung des Herzens einschränkt“, erklärt die Chefärztin für Kardiologie am Marien-Hospital Wesel.
Erste Symptome einer Herzschwäche
Eine Herzinsuffizienz entwickelt sich meist schleichend – und bleibt daher oft lange unerkannt. Die Symptome werden häufig fälschlicherweise als Alterserscheinung abgetan.
„Frauen sollten wachsam sein. Atemnot, eine nachlassende Leistungsfähigkeit sowie Erschöpfung sind erste Symptome einer Herzschwäche. Auch lassen Wassereinlagerungen, sogenannte Ödeme, häufig die Füße anschwellen“, sagt die Herzstiftung-Expertin. Alltägliche Aktivitäten wie Treppensteigen, Einkaufen oder Radfahren werden anstrengender.
Wichtig zu wissen: Ein plötzliches Auftreten von Symptomen wie Kurzatmigkeit, Müdigkeit, körperliche Schwäche, Schlafstörungen oder auch gelegentlich Beschwerden im Rücken und Oberbauch können bei Frauen einen Herzinfarkt anzeigen. Der typische Brustschmerz fehlt bei ihnen oft oder ist weniger stark ausgeprägt.
Eine der häufigsten Todesursachen
Wie es in der aktuellen Mitteilung weiter heißt, ist die Herzschwäche eine ernste und tückische Erkrankung, die sich meistens mit unspektakulären Symptomen und schleichend mit Atemnot, Leistungsabnahme und Flüssigkeitseinlagerungen bemerkbar macht, zum Beispiel in den Unterschenkeln (geschwollene Beine, Knöchelödeme).
Dies birgt die Gefahr, dass ältere Betroffene ihre Beschwerden dem Alter zuschreiben und diese einfach so hinnehmen, anstatt zur Ärztin oder zum Arzt zu gehen. Eine chronische Herzinsuffizienz sollte unbedingt behandelt werden.
In Deutschland zählt die Herzschwäche zu den häufigsten Todesursachen und ist eine häufigere Todesursache als Krebs. Bis zu vier Millionen Menschen hierzulande haben ein schwaches Herz. Mit zunehmendem Alter steigt das Erkrankungsrisiko. Über 40.000 Menschen sterben jährlich an dieser Krankheit.
„Jeder, der unter Atemnot leidet, sollte ärztlich abklären lassen, ob eine Herzkrankheit, etwa eine Herzschwäche, die Ursache ist“, empfiehlt Prof. Tiefenbacher. „Je früher ein krankes Herz erkannt und behandelt wird, umso eher kann man einer Verschlechterung entgegenwirken.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Herzstiftung: Herzschwäche-Risiko bei Frauen, (Abruf: 02.07.2022), Deutsche Herzstiftung
- Deutsche Herzstiftung: Frauenherzen in Gefahr: Wie schützen sie sich vor einer Herzschwäche?, (Abruf: 02.07.2022), Deutsche Herzstiftung
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.