Herzinsuffizienz: Was bei Herzschwäche notwendig ist
Rund vier Millionen Menschen in Deutschland leiden an Herzinsuffizienz (Herzschwäche). Die Krankheit ist meist die Folge einer vorbestehenden Erkrankung. Fachleute erklären, wie sich Krankheitslast und Sterblichkeit durch Herzschwäche verringern lässt.
Die Herzschwäche zählt zu den zehn häufigsten Todesursachen in Deutschland und ist ein Hauptfaktor für den Plötzlichen Herztod mit mehr als 65.000 Todesfällen pro Jahr. Meist ist die Herzinsuffizienz das Endstadium von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Folge nicht-kardialer Ursachen (COVID-19, Entzündungskrankheiten, Krebstherapie). Die Deutsche Herzstiftung berichtet in einer aktuellen Mitteilung, was bei einer Herzschwäche notwendig ist.
Zahl der Erkrankungen wird zunehmen
Bei der Herzschwäche steigt die Zahl der vollstationären Krankenhausaufnahmen bei Personen besonders ab 65 Jahren steil an (12-mal mehr Aufnahmen bei über 65-Jährigen gegenüber den 45- bis unter 65-Jährigen).
Aufgrund der Altersentwicklung der Gesellschaft und dank heutiger innovativer Therapieverfahren der kardialen Grunderkrankungen der Herzschwäche ist mit einer stetigen Vergrößerung dieser Patientinnen und -Patientengruppe zu rechnen.
Hinzu kommen Risikokrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen, Adipositas (Fettleibigkeit), Infektionskrankheiten und neuerdings COVID-19, die direkt beziehungsweise indirekt zu einer Schädigung des Herzmuskels (Myokarditis, Kardiomyopathie) und einer dauerhaften Herzmuskelschwäche führen können.
Am Ende kann der „Worst Case“ einer schweren Herzinsuffizienz und einer notwendigen Herztransplantation oder ein Herzersatz durch Herzkreislaufunterstützungssysteme stehen.
Nicht nur durch einen gesunden Lebensstil vorbeugen
Die häufigsten Ursachen der Herzschwäche sind vorangegangene Herzinfarkte, die dauerhafte Schäden am Herzmuskel hinterlassen haben, Bluthochdruck sowie Diabetes mellitus.
Daher kann der Herzinsuffizienz nicht nur durch einen gesunden Lebensstil mit viel körperlicher Aktivität, Nikotinverzicht und gesunder Ernährung vorgebeugt werden, was gleichzeitig die Häufigkeit von Herzinfarkten und das Auftreten von Bluthochdruck verhindern kann.
Auch das rechtzeitige und konsequente Behandeln von Hypertonie und Diabetes mellitus sowie von erhöhten Cholesterinwerten kann das Entstehen einer Herzinsuffizienz verhindern oder zumindest das Fortschreiten günstig beeinflussen.
Wissenschaftliche Studien der letzten Jahre haben laut den Fachleuten allerdings auch eindrucksvoll die große Rolle sowohl von Herzklappenerkrankungen wie der Mitralklappeninsuffizienz und Aortenklappenstenose, sowie von Herzrhythmusstörungen, wie dem Vorhofflimmern, bei Entstehung und Fortschreiten der Herzinsuffizienz verdeutlicht.
Die Herzschwäche ist zudem mit einer hohen Last durch Begleit- und Grunderkrankungen wie Bluthochdruck, Nierenschwäche, Diabetes und Übergewicht sowie koronare Herzkrankheit (KHK) und Vorhofflimmern verbunden.
Nach wie vor nicht heilbar
Herzinsuffizienz ist noch immer nicht heilbar, sondern kann nur in ihrem Fortschreiten verlangsamt werden. „Das gelingt allerdings mit den uns zur Verfügung stehenden Medikamenten immer besser“, berichtet Prof. Dr. med. Stephan Baldus, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK).
Den Angaben zufolge empfehlen die aktuellen Behandlungsleitlinien aus dem Jahr 2021 eine Strategie, die auf vier Säulen beruht. Dazu gehören folgende vier Wirkstoffgruppen: ACE-Hemmer/Sartane oder ARNI (Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitor), Betablocker, Mineralkortikoid-Rezeptorantagonisten sowie SGLT2-Hemmer.
Bei Erkrankten, die unter Wassereinlagerungen leiden, kommen auch noch Diuretika hinzu. Zusätzlich müssen gegebenenfalls zugrundeliegende Krankheiten wie eine KHK, Vorhofflimmern oder auch zu hohe Cholesterinwerte medikamentös behandelt werden.
Wenn medikamentöse Therapien keine ausreichende Verbesserung des klinischen Bildes bringen, muss häufig ein sogenanntes CRT-System zur kardialen Resynchronisationstherapie eingesetzt werden. Dieses besondere Schrittmachersystem dient dazu, die Kontraktion der Herzkammer zu synchronisieren und somit die Pumpfähigkeit des Herzens zu verbessern.
Konsequentes präventives sowie therapeutisches Vorgehen
„Damit eine stabile Herzinsuffizienz sich nicht verschlechtert und es dauerhaft vermehrt zu einer Klinikeinweisung wegen Entgleisung der Symptome (Dekompensation) kommt, müssen im Fokus aller medizinischen Maßnahmen stets auch die Grund- und Begleiterkrankungen der Herzschwäche sein“, sagt Prof. Dr. med. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung.
Die Ärztin oder der Arzt sowie die Erkrankten müssen konsequent an einem Strang ziehen, um das Therapieziel zu erreichen: „durch Einhalten eines gesunden Lebensstils mit regelmäßiger Ausdauerbewegung, durch gesunde Ernährung, Rauchstopp, das Senken hohen Blutdrucks oder das Einstellen von LDL-Cholesterin und Blutzucker auf Normwerte“, so der Experte.
Konsequentes präventives sowie therapeutisches Vorgehen sei allerdings auch bei den Begleiterkrankungen von essenzieller Bedeutung.
Langzeitüberleben verbessert
Für Patientinnen und Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz im Endstadium ist die Herztransplantation eines Spenderorgans Goldstandard. Für das menschliche Herz gibt es derzeit keinen kompletten Kunstherzersatz.
Erfreulicherweise leben circa 60 Prozent der Patientinnen und Patienten zehn Jahre und länger nach einer Herztransplantation. Dank stetig weiterentwickelter und innovativer Medikamente, vor allem Immunsuppressiva, verbessert sich das Langzeitüberleben der Herztransplantierten kontinuierlich. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Herzstiftung: Herzbericht 2021: Was ist wann bei schwerer Herzschwäche notwendig?, (Abruf: 17.09.2022), Deutsche Herzstiftung
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.