Tödliches Kiffen? Zwei Männer starben nach einem Joint an Herzversagen
Die Todesfälle von zwei jungen Männern, die überraschend gestorben sind, werden von deutschen Medizinern auf den Konsum von Cannabis zurückgeführt. Experten zweifeln jedoch an der Analyse der Ärzte. Die Verstorbenen hatten offenbar nur wenig THC im Körper.
Cannabis-Konsum aus medizinischen Gründen oder zur Entspannung
In den vergangenen Wochen wurde beinahe täglich über das Thema Marihuana berichtet. Aufhänger war in der Regel eine Gesetzesänderung, die es schwer kranken Patienten erleichtert, Cannabis auf Rezept zu erhalten. Die Droge hilft bei zahlreichen Krankheiten, wie Multipler Sklerose (MS) oder chronischen Schmerzen. Der Großteil der Menschen, die Marihuana konsumieren, tun dies jedoch nicht aus medizinischen Gründen, sondern um sich zu entspannen beziehungsweise zu berauschen. Das kann der Gesundheit jedoch schaden – und laut deutschen Medizinern im Extremfall sogar tödlich enden.
Folgen für die körperliche Gesundheit
Wissenschaftler von der Duke University in Durham (USA) haben im letzten Jahr eine Studie veröffentlicht, die zu dem Ergebnis kam, dass das Konsumieren von Marihuana ohne wesentliche Folgen für die körperliche Gesundheit bleibt.
Deutsche Experten kommen jedoch zu anderen Schlüssen. So berichtet der Deutsche Hanfverband auf seiner Webseite über einen einige Jahre zurückliegenden Fall, in dem bei zwei jungen Männern der Tod durch Cannabis festgestellt wurde.
Allerdings wird diese Diagnose von anderen Fachleuten angezweifelt. Es kämen auch andere Todesursachen in Frage.
Cannabis als Todesursache
Nach Angaben des Universitätsklinikums Düsseldorf konnte bei einem 23-Jährigen und einem 28-Jährigen Cannabis als Todesursache zweifelsfrei festgestellt werden – den Wissenschaftlern zufolge weltweit erstmals.
Wie es in dem Bericht aus dem Jahr 2014 heißt, brach der 23 Jahre alte gesunde Mann in einem öffentlichen Verkehrsmittel zusammen. Nach 40 Minuten hatten die Ärzte den Versuch aufgegeben, ihn wiederzubeleben.
Als der Verstorbene, bei dem Marihuana gefunden worden war, obduziert wurde, stellten die Wissenschaftler des rechtsmedizinischen Instituts der Uniklinik Düsseldorf fest, dass er an Herzversagen durch Cannabis-Konsum gestorben war.
Bei einem 28-Jährigen, der tot von seiner Freundin gefunden wurde, gehen die Forensiker von der gleichen Todesursache aus.
Andere Ursachen ausgeschlossen
Wie die Rechtsmediziner um Benno Hartung im Jahr 2014 in der Fachzeitschrift „Forensic Science International“ erklärten, ist ihnen damit nach eigenen Angaben weltweit erstmals gelungen, Todesfälle komplett nach den damaligen wissenschaftlichen Standards auf den Konsum von Cannabis zurückzuführen.
Den Angaben zufolge seien dazu toxikologische, histologische, immunhistochemische und genetische Untersuchungen angestellt worden. Auf diese Weise seien genetische Ursachen eines plötzlichen Herztodes ausgeschlossen worden.
Darüber hinaus sei anhand von Gen-Untersuchungen geprüft worden, ob die Männer angeborene Herzrhythmusstörungen gehabt hatten. Laut den Medizinern blieb anhand des wissenschaftlichen Ausschlussverfahrens die erhöhte THC-Konzentration im Blut als einzige mögliche Ursache.
Experten sehen keinen Beweis für die Schlussfolgerung
Hartung zufolge zeige die Studie, dass die Droge nicht nur wie allgemein angenommen „einen euphorisierenden Effekt ohne Nebenwirkungen“ auslöse, sondern in einigen Fällen zu einem tödlichen Herzversagen führen könne.
Zwar seien diese Fälle sehr selten, er gehe aber davon aus, „dass es jeden Cannabis-Konsumenten treffen kann“, zitierte die Rheinische Post (RP) den Forscher.
Andere Experten halten die These jedoch für unhaltbar. Die „Zeit Online“ zitierte damals Frank Mußhoff vom Forensisch Toxikoloischen Centrum München: „Da nach den Analysen nichts anderes mehr auftauchte, haben sich Hartung und sein Team auf Cannabis verstiegen.“
„Das ist aber kein Beweis, höchstens eine Erklärung“, sagte der Wissenschaftler. Das Team habe nicht besonders viel von der Substanz Tetrahydrocannabinol (THC), die den Rausch auslöst, im Körper der beiden jungen Männer gefunden.
„Die gefundenen Abbauprodukte sprechen zudem nicht dafür, dass die toten Männer regelmäßige Cannabisnutzer gewesen sind.“
Hinweise auf Herzerkrankungen
Laut „Zeit Online“ findet sich in der Studie aber ein entscheidender Hinweis: „Wir haben auch Befunde, die in Richtung Herzerkrankungen deuten.“ Demnach hatte der 23-Jährige einen vergrößerten Herzmuskel. Außerdem fand sich ein Blutgerinnsel in einem kleineren Herzgefäß.
Maximilian Plenert, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Deutschen Hanf-Verband (DHV) hatte damals erklärt: „Wir zweifeln an, ob man aus dem Ausschluss anderer Ursachen einen Beweis für Cannabis als Ursache ableiten kann.“
Zu den möglichen Motiven für die Schlussfolgerung der Mediziner sagte er: „Vielleicht war es nur die wissenschaftliche Neugier, vielleicht haben die Forscher auch erkannt, dass sie damit groß in die Öffentlichkeit kommen.“
Es sei jedoch verwunderlich, welchen Widerhall die Studie fand. „Die Forscher sagen ja selbst, dass das Risiko sehr klein ist. Bei jedem Berlin-Marathon stirbt statistisch gesehen auch jemand.“ Ihn wundere, dass die Rolle des Nikotins in dem Fall nicht thematisiert wurde.
Doch dafür gäbe es gute Gründe. Denn Cannabis sollte ausschließlich ohne Tabak geraucht werden, um die gesundheitlichen Folgen für die Nutzer zu mindern. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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