Wechselhaftes Wetter sorgt für stark schwankende Pollenbelastung
Die wechselhaften Wetterlagen der vergangenen Wochen brachten für Allergiker turbulente Zeiten mit sich. „Sprunghaft präsentiert sich die Belastungslage für AllergikerInnen, denn der Pollenflug schwankt durch die unbeständigen Temperaturen“, so die Mitteilung der MedUni Wien. Zudem seien die Pollen angesichts des milden Winters dieses Jahr früher als sonst in der Luft.
Auch die Birke, auf deren Pollen besonders viele Menschen allergisch reagieren, werde ab Ende März mehr Pollen in die Luft abgeben als im Vorjahr, berichtet die MedUni Wien. Menschen mit Pollenallergie sollten hierauf vorbereitet sein. Auch ist bei vermeintlichen Erkältungsbeschwerden wie Schnupfen und Niesen zu bedenken, dass statt einer Erkältung ebenfalls eine Allergie vorliegen könnte. Bei letzterer sollte die Therapie früh beginnen, „um belastendes Asthma oder die Entstehung weiterer Allergien zu verhindern“, betont die MedUni Wien. Wie eine Allergie erkannt und therapiert werden kann, erläuterten Allergie-Experten bei einer Pressekonferenz des Österreichischen Pollenwarndienstes der MedUni Wien gemeinsam mit der Informationsplattform IGAV (Interessensgemeinschaft Allergenvermeidung).
Extrem facettenreiches Frühjahr
Unter Berufung auf die Daten der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik berichtet die MedUni Wien, dass der aktuelle Winter der zweitwärmste in der knapp 250-jährigen Messgeschichte war. Zuletzt haben sich auch die wechselnden Kalt- und Warmfronten auf die Pollensaison ausgewirkt und für „ein äußerst facettenreiches Frühjahr“ gesorgt, erläutert Katharina Bastl vom Österreichischen Pollenwarndienst der MedUni Wien. Zwar wäre theoretisch infolge des milden Winters ein noch früherer Blühbeginn von Erle und Hasel möglich gewesen, dieser wurde durch die Kälteeinbrüche aber immer wieder gebremst, erläutert die Expertin.
Pollenflugsaison deutlich verlängert
Durch die Ausbreitung der Purpurerle habe sich die Pollensaison grundsätzlich verlängert. Diese blühe „durch ihre sibirischen Gene bis zu zwei Monate vor ihren heimischen Verwandten und bereitet AllergikerInnen daher bereits ab Mitte Dezember Probleme“, so die Mitteilung der MedUni Wien. Angesichts ihre Verwandtschaft mit Hasel und Birke führe die Purpurerle nicht selten auch bei Menschen mit diesen Allergien schon so früh Beschwerden. „Dort wo die Purpurerle verbreitet ist, verkürzt sich die pollenfreie Zeit somit auf nur noch zwei Monate im Jahr“, betont Katharina Bastl.
Eschen- und Birken-Blüte stehen bevor
Mit dem Beginn der Eschen-Blüte, der vereinzelt an günstigen Standorten bereits eingesetzt hat, erwartet Allergiker laut Aussage der Expertin die nächste Belastungswellle. Allerdings sei „kein explosionsartiger Saisonbeginn zu erwarten, dafür ist das Wetter noch zu unbeständig“, so Bastl. Für die Birke werde ebenfalls ein etwas früherer Beginn des Pollenfluges vorhergesagt. „Abhängig vom Wetter der nächsten Woche müssen AllergikerInnen ab Mitte / Ende März mit ersten Belastungen rechnen“, berichtet die MedUni Wien. Die Pollenmenge werde dabei voraussichtlich deutlich über dem üblichen Schnitt liegen.
Verlauf der Pollenflugsaison noch unklar
Das Ausmaß der Allergie-Beschwerden wird Bastl zufolge in den nächsten Wochen vor allem davon abhängen, wie die Saison beginnt und verläuft. „Wird es kontinuierlich wärmer, startet die Saison zwar früh, dafür aber gemäßigt“, erklärt die Expertin. Sollten die starken Temperaturschwankungen jedoch weiterhin anhalten, beginne der Pollenflug sehr plötzlich oder steige die Pollenmenge während der Flugzeit immer wieder sprunghaft an, sei zwar der Beginn hinausgezögert, die Belastungen würden „jedoch bedeutend stärker erlebt als bei einem langsam ansteigenden Pollenflug.“
Diagnose erfolgt häufig zu spät
In der Pressemitteilung der MedUni Wien erläutert der Leiter des Österreichischen Pollenwarndienstes, Uwe E. Berger, dass oftmals zu viel Zeit verstreiche, bis bei Heuschnupfen-Patienten eine entsprechende Diagnose gestellt wird. „Acht bis neun Jahre dauert es im Schnitt, bis AllergikerInnen zu einer fachärztlichen Diagnose und adäquaten Therapie kommen. Das ist definitiv zu lange“, so Berger. Dem Experten zufolge ist eine nähere Untersuchung dringend geboten, wenn Beschwerden wie juckende Augen, eine rinnende oder verstopfte Nase und Niesattacken nach einer Woche nicht abklingen und jedes Jahr etwa zur gleichen Zeit auftreten. „Um AllergikerInnen die Entscheidung für einen Arztbesuch zu erleichtern, haben wir einen klinisch geprüften Selbsttest in unsere App und die Webseite integriert“, berichtet der Experte. Mit diesem Service soll die Zeit vom Auftreten der ersten Beschwerden bis zu einer sinnvollen Therapie verkürzt und das Auftreten von Asthmaerkrankungen verhindert werden.
Folgen einer Pollenallergie nicht unterschätzen
Den Experten zufolge werden Allergien häufig unterschätzt. Die möglichen Folgen seien vielen Menschen nicht bewusst. So könne sich eine allergische Entzündung in Richtung der Lunge ausweiten und die Entstehung neuer Allergien bedingen. Dies habe zur Folge, dass Betroffene nicht nur während des Pollenflugs, sondern das ganze Jahr über ihren belastenden Symptomen ausgesetzt sind. „Je früher eine Allergie erkannt wird, desto eher kann sie adäquat therapiert und eine Verschlechterung der Beschwerden verhindert werden“, mahnt daher Erika Jensen-Jarolim vom Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung an der MedUni Wien. Besonders treffsicher, wenig belastend und als Screening-Methode bei Pollenallergien bestens geeignet sei der Allergen-Mikrochip mit über 100 Allergen-Molekülen. „Der Test ist allerdings nicht überall möglich, denn er erfordert spezielles Wissen für die Interpretation der umfassenden Ergebnisse“, so Jensen-Jarolim.
Drei Säulen der Therapie
Ist die Pollenallergie diagnostiziert, folgt eine Behandlung auf Basis drei wesentlicher Säulen, berichtet die MedUni Wien. Dies seien: „Allergie-Auslösern aus dem Weg gehen, Symptome mit antiallergischen Medikamenten lindern und die Krankheitsursache sozusagen mit den eigenen Waffen schlagen – im Fall einer Pollenallergie mit Pollenallergenen“ (Spezifische Immuntherapie; SIT). Je früher mit der Behandlung begonnen werde, desto besser sei die Allergie behandelbar. Reinhart Jarisch, stellvertretender Leiter des Floridsdorfer Allergiezentrums (FAZ), erläutert in der Pressemitteilung der MedUni Wien bezüglich der dritten therapeutische Säule, dass hierbei das krankmachende Allergen über einen Zeitraum von etwa drei Jahren in Form von Spritzen, Tropfen oder Tabletten zugeführt werde. Durch die langsame Steigerung der Dosis entstehe ein Gewöhnungseffekt und das Immunsystem lerne, „die Allergie-Auslöser wieder zu tolerieren.“ (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.