Weit mehr als ein Bewegungsmelder: Hightech für Demenzkranke
14.02.2015
Rund eineinhalb Millionen Menschen in Deutschland leiden an Demenz. Eine Heilungsmethode für die neurodegenerative Erkrankung ist nicht in Sicht. Betroffene brauchen viel Hilfe von Angehörigen und Pflegern. Doch auch Hightech kann ihnen das Leben erleichtern, wie bald auf der Cebit in Hannover zu sehen sein wird.
Demenzkranke sollen länger in eigener Wohnung leben können
Mit Hilfe von Hightech sollen demenzkranke Menschen in Zukunft länger in ihren eigenen vier Wänden leben können. Wie die Nachrichtenagentur dpa mitteilt, will die Technische Universität Chemnitz auf der Cebit in Hannover (16. bis 20. März 2015) ein System auf Basis sogenannter 3-D-Sensoren vorstellen, welches Patienten in deren Wohnung lokalisieren und auch an bestimmte Dinge erinnern kann. Angaben der Uni zufolge arbeitet das System bildlos und kommt ohne Kameras aus.
Patient erhält akustisches Signal
Genau dies sei bei Technik für Demenzkranke bislang der Knackpunkt, weil Bilder von innen an eine Zentrale übermittelt werden müssen, wenn eine Wohnung von außen überwacht werden soll. Und damit greift man in die Privatsphäre der Betroffenen ein. Der dpa zufolge wird das Smart-Sensor-Netzwerk aus Chemnitz derzeit in einer Laborwohnung der Uni getestet. Forscherin Julia Richter erläuterte, dass die gesammelten Daten dabei die Wohnung nicht verlassen müssten. Wenn der Wohnungsinhaber zum Beispiel stundenlang vor dem Fernseher sitzt oder am Morgen das Bad nicht benutzt, erhalte er ein akustisches Signal.
Pfleger und Angehörige können informiert werden
Darüber hinaus können die Sensoren auch dazu dienen, Pfleger oder Angehörige zu informieren. „Wenn der Patient Bildübertragungen ausdrücklich wünscht, ist das gleichfalls möglich“, so Richter. Dabei gehe es darum, alle Aktivitäten des täglichen Lebens zu erfassen und auch zu analysieren: „Der Sensor informiert darüber, ob die Leute ausreichend Wasser trinken, sich bewegen oder ihrer persönlichen Hygiene nachkommen.“
Technik kann menschlichen Kontakt nicht ersetzen
Von der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft wird die Entwicklung von technischen Assistenzsystemen, die dazu beitragen, dass Menschen mit Demenz möglichst lange ein selbständiges Leben zu Hause führen können, befürwortet. „Allerdings sind beim Einsatz ethische Fragen zu beachten und es ist zu klären, ob die Menschen ein solches Hilfsmittel auch wollen“, erklärte Geschäftsführerin Sabine Jansen. Den menschlichen Kontakt könnten solche Systeme sicherlich nicht in jeder Hinsicht ersetzen.
Zahl der Demenzkranken in Deutschland wird sich verdoppeln
Derzeit sind nach Schätzungen weltweit etwa 44 Millionen Menschen von Demenz betroffen. Die Tendenz ist steigend. Die demografische Entwicklung lässt auch in Deutschland immer mehr Kranke erwarten, weil die Wahrscheinlichkeit einer Demenz mit dem Lebensalter steigt. Im vergangenen Jahr hatte die Deutsche Alzheimer-Gesellschaft bekannt gegeben, dass hierzulande bereits rund 1,5 Millionen Menschen an Demenz leiden und die Zahl sich bis 2050 auf etwa drei Millionen erhöhen könnte. Eine Heilungsmethode für die neurodegenerative Erkrankung ist trotz wiederholter Meldungen über vermeintlich durchbrechende Erfolge bislang nicht in Sicht. Untersuchungen deuten jedoch darauf hin, dass eine aktive Lebensweise dazu beitragen könne, den Ausbruch einer Demenz hinauszuzögern. (ad)
Bild: Sigrid Rossmann / pixelio.de
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