Viele Menschen, die an Diabetes mellitus leiden, müssen immer wieder ihren Blutzucker messen. In den vergangenen Monaten ist auch das Messen des Glukosespiegels bei gesunden Personen immer populärer geworden. Dieses Blutzucker-Tracking soll beim Abnehmen helfen und dabei, fitter zu werden. Was ist aber dran an diesem Trend?
Regelmäßig den Blutzucker messen, müssen normalerweise nur Personen mit Diabetes. Doch in den sozialen Medien wird immer wieder darauf hingewiesen, dass Blutzucker-Tracking unter anderem helfen soll gegen Müdigkeit, für eine bessere Konzentrationsfähigkeit oder um abzunehmen. Der VerbraucherService Bayern im KDFB e.V. (VSB) erklärt in einer Mitteilung, warum dieses Tracking auch negative Folgen haben kann.
Wichtiger Teil der täglichen Behandlung
Viele Menschen mit Diabetes mellitus messen eigenständig ihren Blutzucker, heißt es auf dem Portal „www.gesundheitsinformation.de“ des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
Für diejenigen, die mehrmals am Tag Insulin spritzen, ist die Kontrolle des Zuckerwerts mit einem Blutzuckermessgerät ein wichtiger Teil ihrer täglichen Behandlung.
Doch für nicht-Diabetikerinnen und -Diabetiker ist dieses Tracking laut dem VSB nicht von Vorteil.
Erhöhtes Risiko für Stoffwechselerkrankungen
Bei gesunden Menschen steigt die Glukosekonzentration im Blut, wenn sie durch die Nahrung Kohlenhydrate aufnehmen. Daraufhin wird vom Körper Insulin ausgeschüttet, um den Blutzuckerspiegel wieder zu senken.
Bei kohlenhydratreichen Lebensmitteln wie etwa Weißbrot oder Reis steigt der Blutzuckerspiegel rasch und stark an. Wenn dieser dann wieder rasch absinkt, verlangt der Körper nach neuer Energie und es kommt zu Heißhunger.
Langfristig steigt so das Risiko für Stoffwechselerkrankungen wie zum Beispiel Adipositas (Fettleibigkeit), Diabetes oder Bluthochdruck. Die Reaktion auf die einzelnen Lebensmittel ist dabei sehr individuell.
Problematische Werbeversprechen
Um den Überblick über die eigene Blutzuckerkurve zu behalten, bieten immer mehr Unternehmen sogenannten „Continuous Glucose Monitors“ an: kleine Sensoren, die Verbraucherinnen und Verbraucher dauerhaft am Oberarm tragen und die mithilfe eines Metallfadens den Blutzuckerwert im Gewebe messen.
Der Sensor ist unter einem Pflaster angebracht und muss etwa alle zehn bis 14 Tage gewechselt werden. Die Implantation lässt sich einfach zu Hause selbständig durchführen. Die Blutzuckerwerte kommen dann per Bluetooth auf das Smartphone. Außerdem alarmiert das System bei Über- oder Unterzuckerung. Mithilfe einer App lassen sich die gewonnen Daten dann auswerten.
Ursprünglich für Menschen mit Diabetes konzipiert, nutzen auch Gesundheits-Enthusiasten und -Enthusiastinnen oder Abnehmwillige die Technik.
Das Werbeversprechen der Anbieter lautet „je flacher die Glukosekurve, desto besser für die Gesundheit“, so der VSB.
Unter anderem sollen Energietiefs, Stimmungsschwankungen, PMS, Hitzewallungen, Schlafstörungen und Gewichtszunahme mithilfe des Blutzucker Trackings behandelt werden können.
Insbesondere Frauen erhalten hierdurch Versprechen. Symptome von Hormonschwankungen seien durch Schwankungen im Blutzuckerspiegel verursacht und wären mithilfe des Trackens zu verhindern.
Nach aktuellen wissenschaftlichen Kenntnissen nicht nötig
Nach aktuellen wissenschaftlichen Kenntnissen ist das Tracking für gesunde Menschen aber nicht nötig. Denn ein gesunder Körper ist in der Regel selbst in der Lage, die Konzentration des Blutzuckers zu messen und die Bauchspeicheldrüse reagiert dann je nach Glukosemenge entsprechend schnell.
Außerdem gibt es vielfältige andere Gründe für Symptome wie Müdigkeit, PMS oder Schlafstörungen.
Für die bewusste Wahrnehmung der Ernährung und zum Kennenlernen der Stoffwechselvorgänge kann ein Tracking vorübergehend auch für Menschen, die nicht an Diabetes leiden, interessant sein, ein dauerhaftes Messen kann aber auch negative Folgen mit sich bringen.
„Die negativen Folgen überwiegen hier den Nutzen“, meint Elisa Neutatz, Ernährungsexpertin beim VSB. „Durch die ständige Überwachung des eigenen Körpers kann eine zwanghafte Kontrolle entwickelt werden.“ Zudem werden die Daten aus den Trackern häufig falsch interpretiert.
„Nur durch einen konstanten Blutzuckerspiegel allein verlieren wir kein Gewicht“, erläutert Neutatz. Hier sind viele andere Faktoren maßgeblich beteiligt. Eine individuelle Beratung von Ernährungsfachkräften kann dabei helfen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- VerbraucherService Bayern im KDFB e.V. (VSB): Abnehmen durch Blutzucker-Tracking?, (Abruf: 10.03.2024), www.verbraucherservice-bayern.de
- VerbraucherService Bayern im KDFB e.V. (VSB): Fragwürdiger Trend: Abnehmen durch Blutzucker-Tracking, (Abruf: 10.03.2024), www.verbraucherservice-bayern.de
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: Blutzucker und Zucker im Urin selbst messen, (Abruf: 10.03.2024), www.gesundheitsinformation.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.