Der Augenschlag sagt mehr als Worte
„Man kann nicht nicht kommunizieren“, stellte bereits Paul Watzlawick in seinen Grundregeln über die menschliche Kommunikation fest. Diese These zeigt sich auch in einer aktuellen Studie über das Blinzeln. Forschende des Max-Planck Instituts für Psycholinguistik untersuchten, wie Teilnehmende reagieren, wenn ihr Gesprächspartner entweder in kurzen oder in längeren Intervallen blinzelt.
Eine aktuelle Studie des Max-Planck Instituts für Psycholinguistik legt nahe, dass die Pausen zwischen dem Augenschlägen Einfluss auf die Reaktion des Gesprächspartners haben kann. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass längere Pausen zwischen dem Blinzeln dem Gegenüber suggeriert, dass man versteht, was einem erzählt wird. Kurze Blinzel-Pausen signalisieren eher ein Unverständnis. Die Studienergebnisse wurden kürzlich in dem Fachjournal „Plos one“ veröffentlicht.
Die nonverbale Kommunikation mit dem Augenschlag
Pro Minute blinzelt ein Mensch zehn bis 15 mal. Trotz der Häufigkeit des Augenschlags nimmt kaum jemand diese Bewegung bewusst wahr – und doch scheinen wir unserem Gegenüber mit der Häufigkeit der Lidschläge etwas mitzuteilen. Das Redeverhalten wird unter anderem dadurch beeinflusst, wie oft wir blinzeln, so das Forschungsteam um Studienleiter Paul Hömke. In Kommunikationstests zeigte sich, dass häufiges Blinzeln zu längeren Antworten des Gegenübers führte und lange Blinzel-Pausen eher zu kürzeren Antworten animieren.
Ablauf der Studie
Das Team um Hömke ließ 35 Teilnehmende mit computergenerierten Gesprächspartnern kommunizieren, ohne dass die Probandinnen und Probanden wussten, worum es in der Studie geht. Dabei stellten die digitalen Gesprächspartner, von den Forschenden Avatare genannt, den Teilnehmenden bestimmte Fragen wie: „Was hast du am Wochenende gemacht?“
Die unbewusste Rückmeldung über den Augenschlag
Während die Teilnehmenden antworteten reagierten die Avatare entweder mit kurzen oder langen Pausen zwischen den Augenschläge. Dabei zeigte sich, dass die Antworten im Durchschnitt mehrere Sekunden kürzer ausfielen, wenn der Avatar lange Pausen zwischen den Augenschlägen machte. Dagegen waren die Antworten länger, wenn mehr geblinzelt wurde.
Was der Augenschlag vermittelt
Die Linguistik-Forschenden haben eine Theorie, wie das Blinzeln den Gesprächsverlauf beeinflusst. Lange Wimpernschläge würden dem Gesprächspartner eher das Gefühl vermitteln, verstanden worden zu sein, wodurch der- oder diejenige eher zu einer kurzen Ausführung neige. Kurze Pausen suggerieren dagegen, dass man das Gesagte nicht verstanden hat, wodurch der Gegenüber eher eine ausführlichere Version erzählt. Laut den Forschenden ist dies ein neuer Faktor für das gegenseitige Verständnis in der alltäglichen sozialen Interaktion. (vb)
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