Hirnaktivität zeigt Risikobereitschaft an
05.02.2014
Ungefähr drei Prozent macht das menschliche Gehirn vom Körpergewicht aus und mit seinen rund 100 Milliarden Nervenzellen beansprucht es etwa 15 Prozent des gesamten Energiebedarfs. Es ist wahrlich das Meisterstück der Evolution und bei weitem noch unerforscht.
Noch nie waren die Menschen in der Lage, so viel zu entscheiden wie heute. Philosophen aber auch Wissenschaftler gehen dabei schon seit längerem der Frage nach, was genau unser Risikoverhalten beeinflusst und warum wir in manchen Situationen mehr Risiko eingehen, als es sonst der Fall wäre. Wissenschaftler der University of Texas in Austin könnten dabei der Antwort ein Stück näher gekommen sein. In einer Studie, die im Fachmagazin „Proccedings of the National Academy of Science“ (PNAS) veröffentlicht wurde, erklären die Forscher, dass bestimmte Areale aktiver sind, wenn wir risikofreudigere Entscheidungen treffen.
Zahlreiche Studien in der Vergangenheit hatten bereits das Zusammenspiel von Hirnregionen und Entscheidungsprozessen untersucht. Von besonderem Interesse war dabei die Frage, ob sich über die Aktivitäten in einzelnen Hirnarealen, die getroffene Entscheidung vorhersagen lässt. Bisherige Studien konnten belegen, dass bestimme Regionen im Gehirn des Menschen dabei helfen, verschiedene Wahlmöglichkeiten zu bewerten, also für die Fähigkeit der Reflexion verantwortlich sind.
Für die aktuelle Studie haben die Wissenschaftler um Sarah Helfinstein 108 Männer und Frauen im Alter zwischen 21 und 50 Jahren mit einem funktionellen Magnetresonanztomografen (fMRT) untersucht und deren Hirnaktivität während eines speziellen Tests aufgezeichnet. Im Interesse der Wissenschaftler stand dabei wie sich das Risikoverhalten im Gehirn nachweisen lässt.
Weiterpumpen oder aufhören?
Frühere Studien konnten aufzeigen, dass Menschen, die sich im BART-Test riskant entschieden haben, auch im wirklichen Leben eher risikofreudiger sind. In der Regel rauchten sie gerne, nahmen eher Drogen, hatten öfter ungeschützten Sex und legten auch einen riskanteren Fahrstil an den Tag.
Während des Versuchs pumpten die Teilnehmer im Schnitt 18 Ballons auf, wobei sie elfmal rechtzeitig vor dem Platzen stoppten. Die aufgezeichneten Daten zeigten den Forschern welche Hirnregionen vor der Entscheidung zum Aufhören aktiv waren und welche beim Entschluss mehr Luft hineinzupumpen.
72 Prozent der Entscheidungen konnten vorhergesagt werden
Mittels eines Algorithmus konnten die Daten gefiltert werden. Den Forschern gelang es dadurch fast 72 Prozent der gefällten Entscheidungen anhand des Aktivitätsmusters im Gehirn korrekt vorhersagen. An der Entscheidung sich Risikobereiter zu Verhalten sind aber viel Hirnareale beteiligt so die Forscher. Neben der Inselrinde zeigen sich auch Startum, Thalamus und der Parietallappen aktiver als sonst. Ob sich in Zukunft auch anderes Verhalten durch Aufzeichnen der Hirnaktivität vorhersagen lässt, ist ein interessanter Gedanke und könnte Stoff für so manche Dystopie liefern. (fr)
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