Feinstaub fördert Schrumpfen des Gehirns
Seit langem ist bekannt, dass Feinstaub eine gesundheitliche Gefahr darstellt und bei hoher Belastung z.B. Krebs oder einen Herzinfarkt verursachen kann. Neben dem können die kleinen Partikel aber offenbar auch das Gehirn ernsthaft schädigen. Dies berichtet aktuell ein US-amerikanisches Forscherteam.
Durchschnittlich rund 47.000 Todesfälle durch Folgen der Staubbelastung
Der so genannte „Feinstaub“ sorgt immer wieder für ernste Diskussionen. Der Grund: Die winzigen Partikel stellen eine Gefahr für die Gesundheit dar, indem sie z.B. die Atemwege schädigen, Lungenerkrankungen wie Asthma oder Raucherlunge verschlimmern oder sogar einen Herzinfarkt oder Schlaganfall verursachen können. Allein hierzulande würden dadurch laut des Umweltbundesamtes durchschnittlich rund 47.000 Todesfälle auf eine Belastung mit Feinstaub zurück gehen.
Probanden weisen erkennbare Veränderungen der Gehirnstrukturen auf
Neben den bekannten Folgen könnte der Staub jedoch unter Umständen noch eine weitere, heimtückische Auswirkung haben. Denn wie Forscher vom Beth Israel Deaconess Medical Center und der Boston University School of Medicine herausgefunden haben, könnten die Partikel offenbar auch das Gehirn schädigen. Zu diesem Ergebnis kamen die Wissenschaftler im Rahmen einer Studie, in der sie das Gehirnvolumen der Teilnehmer mittels einer Magnetresonanztomographie (MRT) untersucht hatten.
Dabei zeigte sich, dass die Gehirnstrukturen der Probanden, die an Hauptverkehrsstraßen lebten, erkennbare Veränderungen aufwiesen, indem das Hirnvolumen durchschnittlich geringer war und „verdeckte“ bzw. symptomlose Hirninfarkte vorlagen. Bei einem Hirninfarkt handelt es sich um die häufigste Variante des Schlaganfalls, der durch eine plötzliche Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff und/oder Nährstoffen auftritt und dadurch auch als „ischämischer“ oder „weißer“ Schlaganfall bezeichnet wird.
Schmutzige Luft erhöht Risiko für stillen Schlaganfall um 46%
Die Forscher fanden heraus, dass das Gehirn umso älter erschien, je stärker es der Feinstaubbelastung ausgesetzt war. Dementsprechend hatten Probanden, die in einer Gegend mit etwa zwei Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft lebten, ein um 46% erhöhtes Risiko für einen „stillen“ Schlaganfall. „Das ist besorgniserregend, da wir wissen, dass stille Infarkte das Risiko für offene Schlaganfälle, die Entwicklung einer Demenz, Probleme beim Laufen und Depressionen erhöhen“, so Prof. Sudha Seshadri von der Boston University School of Medicine in einer Mitteilung des Beth Israel Deaconess Medical Centers.
Straßenverkehr als hauptsächliche Staubquelle
Offen sei jedoch noch die Frage, auf welche Weise die Luftverschmutzung einen Einfluss auf die Hirnalterung nehme, so die Mitteilung weiter. Denn Feinstaub stammt aus verschiedenen Quellen wie z.B. Emissionen aus Kraftfahrzeugen, Kraft- und Fernheizwerken oder Öfen und Heizungen in Wohnhäusern. Neben dem kann er aber auch natürlichen Ursprungs sein, z.B. als Folge von Bodenerosionen. In Großstädten ist jedoch der Straßenverkehr die hauptsächliche Staubquelle, wobei der Staub nicht nur aus (Diesel-)Motoren, sondern auch durch Bremsen- und Reifenabrieb und Aufwirbelungen von der Straße in die Luft gelangt.
Dementsprechend müssten nun weitere Studien folgen, so Prof. Sudha Seshadri weiter. „Wir planen nun eine stärkere Beobachtung der Auswirkungen der Luftverschmutzung über einen längeren Zeitraum sowie deren Effekt auf empfindliche MRI Messungen, auf die Schrumpfung des Gehirns im Zeitverlauf und andere Risiken, die einen Schlaganfall und Demenz einschließen.“ (nr)
Bild: Joerg Trampert / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.