Forschende warnen vor schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen des Klimawandels
Nicht erst seit den verheerenden Waldbränden in Australien beherrscht das Thema Klimawandel die Medien. Wassermangel und Nahrungsknappheit – mit diesen drohenden Folgen der globalen Erwärmung haben sich Forschende bereits ausführlich auseinandergesetzt und auch die meisten von uns wissen inzwischen um diese Risiken. Doch nun warnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor weiteren Gefahren, die die steigenden Temperaturen mit sich bringen.
Hitze als Risikofaktor für die Gesundheit
Professor Rexford S. Ahima, Direktor der Abteilung für Endokrinologie, Diabetes und Stoffwechsel an der renommierten Johns Hopkins Universität für Medizin, erläutert in einem aktuellen Artikel die fatalen Auswirkungen zunehmender Hitze auf den menschlichen Körper.
Der Artikel erschien im „Journal of Clinical Investigation“. Ahima belegt darin, dass Hitze bereits heute die größte gesundheitliche Bedrohung aller Wetterkatastrophen darstellt. In den USA sterben jährlich durchschnittlich 1.500 Menschen an den Folgen extremer Hitze, deutlich mehr als beispielsweise durch Kälte, Stürme oder Überflutungen. Steigt die globale Temperatur weiter, wird es auch häufiger zu großer Hitze und in der Folge zu deutlich mehr Todesopfern kommen.
Der menschliche Körper benötigt eine relativ stabile Temperatur, um gut zu funktionieren: „Die Kerntemperatur, durchschnittlich 37°C, wird in einem Bereich von 33,2°C bis 38,2°C streng kontrolliert, was eine optimale physiologische Funktion gewährleistet“, erklärt Professor Ahima. Durch Schwitzen und andere natürliche Maßnahmen kann sich unser Körper nur bis zu einem gewissen Grad an Hitze anpassen.
Hält die Hitze länger an, ist sie zu stark oder der Körper ohnehin schon geschwächt, kann es zu einer gefährlichen Überwärmung kommen. Ahima beschreibt Hitzekrämpfe, durch Hitze ausgelöste Erschöpfung und Hitzschlag als mögliche körperliche Reaktionen. Ohne weitere Hilfsmittel wie zum Beispiel Klimaanlagen, Ventilatoren oder kühlende Auflagen steigt die Körpertemperatur zu stark, was im schlimmsten Fall tödlich endet.
Professor Ahima zeichnet ein düsteres Bild für die Zukunft: „Da Hitzewellen häufiger, schwerer und länger werden, erwarten wir mehr hitzebedingte Krankheiten und Todesfälle, insbesondere bei Kindern, älteren Menschen, Menschen mit chronischen Gesundheitsproblemen und armen oder unterversorgten Gemeinden.“
Neue Krankheiten durch veränderte Temperaturen
Weltweit steigende Temperaturen bedrohen die Menschheit jedoch noch auf eine weitere Art: Sie könnten dazu führen, dass sich Krankheitserreger verändern und so neue, gefährliche Infektionskrankheiten entstehen. Davor warnt Arturo Casadevall, Professor für molekulare Mikrobiologie, Immunologie und Infektionskrankheiten an der Johns Hopkins University, in einem ebenfalls im „Journal of Clinical Investigation“ erschienenen Artikel.
„Da sich Mikroben an höhere Temperaturen anpassen können, besteht die Sorge, dass die globale Erwärmung Mikroben mit einer höheren Hitzetoleranz hervorbringen wird“, so Casadevall. An diese neuen Erreger sei die menschliche Immunabwehr noch nicht angepasst, die Immunantwort der Temperaturerhöhung (erhöhte Temperatur, Fieber) greife bei diesen Erregern aufgrund ihrer Hitzeanpassung nicht.
„Wenn diese Bedrohungen eintreten, wird die Medizin mit neuen Infektionskrankheiten konfrontiert werden, mit denen sie keine Erfahrung hat. Obwohl die Erfahrungen mit Borreliose, HIV, SARS-Coronaviren, Zika-Virus und C. auris zeigen, dass Medizin und Wissenschaft schließlich erfolgreich mit neuen Diagnostika, Kontrollmaßnahmen und Therapeutika auf bisher unbekannte Mikroben reagieren können, brauchen wirksame Reaktionen Zeit, und in der Zwischenzeit sind unzählige Menschenleben verlorengegangen.“
Vorbeugende Maßnahmen
Die beiden Wissenschaftler nennen in ihren Artikeln einige konkrete Maßnahmen, mit denen sich die Menschheit auf die kommenden Herausforderungen vorbereiten kann. Dazu gehört etwa eine verstärkte Seuchenkontrolle, um neue Krankheiten schneller erkennen und dagegen vorgehen zu können. Die wichtigste Vorbeugemaßnahme wäre jedoch, den Klimawandel zu stoppen. Und dafür kann jeder und jede Einzelne von uns etwas tun.
Indem Sie zum Beispiel Ihre Heizung ein wenig drosseln, öfter das Auto stehen lassen und stattdessen auf öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad ausweichen, leisten Sie bereits einen kleinen Beitrag. Zusätzlich könnten Sie häufiger auf Fleisch verzichten und Lebensmittel aus regionalem Bio-Anbau kaufen.
Verglichen mit den möglichen Folgen in der Zukunft, wie Tausende zusätzliche Hitzetote und gefährliche neue Infektionskrankheiten, ist ein wenig Verzicht in der Gegenwart doch eindeutig das kleinere Übel. (kh)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Johns Hopkins Medicine, Newsroom: Johns Hopkins Researchers: Climate Change Threatens to Unlock New Microbes and Increase Heat-Related Illness and Death, (veröffentlicht 22.01.2020), Johns Hopkins Medicine, Newsroom
- Rexford S. Ahima: Global warming threatens human thermoregulation and survival; in: The Journal of Clinical Investigation (veröffentlicht 06.01.2020), JCI
- Arturo Casadevall: Climate change brings the specter of new infectious diseases; in: The Journal of Clinical Investigation (veröffentlicht 06.01.2020), JCI
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.