Kein Rückgang bei HIV-Neuinfektionen in Deutschland
Weltweit leben derzeit fast 37 Millionen Menschen mit dem Aids-Erreger HIV. Zwei Millionen von ihnen haben sich im vergangenen Jahr infiziert. In Deutschland waren 2015 rund 3.200 HIV-Neuinfektionen zu verzeichnen. Die Zahl ist gegenüber den Vorjahren unverändert.
3.200 HIV-Neuinfektionen im vergangenen Jahr
Die Vereinten Nationen haben sich vor kurzem auf einen ehrgeizigen Plan geeinigt: Die globale Aids-Epidemie soll bis 2030 beendet sein. Schon im Vorjahr hatte die UN eine Trendwende verkündet und mitgeteilt, dass weltweit rund 40 Prozent weniger HIV-Todesopfer zu beklagen waren. Doch noch immer leben fast 37 Millionen Menschen mit dem Aids-Erreger HIV. Und noch immer kommt es zu Neuinfektionen. Weltweit haben sich im vergangenen Jahr rund zwei Millionen Menschen neu mit HIV angesteckt, in Deutschland waren es etwa 3.200.
Präventionsstrategie muss weiterhin konsequent umgesetzt werden
Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin anlässlich der neuen RKI-Schätzung zum HIV/AIDS-Geschehen in Deutschland mitteilte, haben sich 2015 bundesweit rund 3.200 Menschen neu mit HIV infiziert. Die Zahl ist gegenüber den Vorjahren unverändert.
„Das ist eine auch im Vergleich zu vielen anderen Staaten positive Nachricht, aber andererseits ist der ausbleibende Rückgang ein Beleg dafür, dass die HIV-Präventionsstrategie der Bundesregierung weiterhin konsequent umgesetzt werden muss“, meinte RKI-Präsident Lothar H. Wieler in einer Pressemitteilung.
Gesundheitsrisiko in Deutschland
Insgesamt lebten laut RKI Ende vergangenen Jahres etwa 84.700 Menschen in der Bundesrepublik mit dem Immunschwächevirus. „HIV/AIDS ist weiterhin ein Gesundheitsrisiko in Deutschland“, so Wieler.
Die am stärksten von HIV betroffene Gruppe sind noch immer Männer, die Sex mit Männern haben (MSM). Von den 3.200 Neuinfektionen im Jahr 2015 erfolgten demnach 2.200 bei MSM, diese Zahl sinkt seit einigen Jahren leicht, 750 wurden auf heterosexuellem Wege übertragen, 250 bei intravenösem Drogenkonsum. Im Jahr 2015 gab es geschätzte 460 Todesfälle bei HIV-Infizierten.
Viele wissen nichts von ihrer Infektion
Dem RKI zufolge wissen geschätzte 12.600 der 84.700 HIV-Infizierten nichts von ihrer Infektion. Mit Spätdiagnosen sind nicht nur eine höhere Sterblichkeit und Behandlungskosten verbunden, die Infektion kann auch unbeabsichtigt weitergegeben werden. Laut den Experten müssten angesichts dieser Gefahr die Hürden, sich auf HIV testen zu lassen, abgebaut werden.
Auch bei der medizinischen Versorgung gibt es wohl Zwangsbarrieren, die erkannt und abgebaut werden müssten. Denn es wird angenommen, das knapp 11.000 HIV-Infizierte zwar von ihrer Infektion wissen, sie aber keine Medikamente nehmen.
HIV verursacht lange keine auffälligen Beschwerden
Laut den Zahlen, die im aktuellen „Epidemiologischen Bulletin“ veröffentlicht wurden, sind unter den 84.700 Menschen mit HIV in Deutschland etwa 11.750 Personen mit einer Herkunft aus dem Ausland, die sich auch im Ausland mit HIV infiziert haben.
Das Institut wies darauf hin, dass die geschätzten Neuinfektionen nicht zu Verwechseln sind mit den beim RKI gemeldeten Neudiagnosen. „Da HIV über viele Jahre keine auffälligen Beschwerden verursacht, kann der Infektionszeitpunkt länger zurückliegen“, so die Experten.
Mit Kondomen schützen
„Die Empfehlung, Kondome zu verwenden, bleibt Grundpfeiler der HIV-Prävention und hat nichts an Aktualität verloren“, heißt es in der Mitteilung. Möglicherweise könnte in Zukunft auch die Heilung von Aids möglich sein, meinen Forscher.
Erst vor wenigen Wochen berichteten britische Wissenschaftler über eine HIV-Heilung bei einem 44-jährigen Mann. Er sei mit einem neuartigen Therapieansatz behandelt worden, der dazu führte, dass das HI-Virus in seinem Blut nun nicht mehr nachweisbar sei.
Und auch in der Vorbeugung ist die Forschung mittlerweile weit vorangekommen. So gelang es, ein Medikament zu entwickeln, das die Anzahl von HIV-Neuinfektionen bei Männern massiv reduzieren kann. Das Mittel zum Schutz vor Aids wird künftig auch in der EU zugelassen. (ad)
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