Wie der Körper HIV in Schach halten kann
04.11.2014
Vielfach gingen in der Vergangenheit Nachrichten über ein vermeintliches Heilmittel gegen Aids um die Welt, doch bislang ist noch immer keine Heilung der Autoimmunkrankheit möglich. Zwar können die Patienten mit Hilfe moderner Arzneien oftmals ein weitgehend normales Leben führen, die Erkrankung jedoch bleibt. Neue Hoffnung wecken nun die Berichte über zwei Männer, die sich vor Jahren mit HIV infiziert hatten, deren Körper die Erreger allerdings auf sonderbare Weise in Schach halten konnte.
Das Forscherteam um den französischen Wissenschaftler Didier Raoult vom Institut für Infektions- und Tropenkrankheiten (Urmite) in Marseille ist laut Bericht des Nachrichtenmagazins „Spiegel Online“ der Auffassung, das die beiden infizierten Männer durch die „Integration des veränderten, inaktiven Virus-Gencodes in deren DNA“ nicht an der Autoimmunkrankheit erkrankten. Hier eröffne sich möglicherweise auch ein neuer Therapieansatz. Im Fachmagazin „Clinical Microbiology and Infection“ stellten die „Forscher neue Erkenntnisse vor, die ihrer Meinung nach tatsächlich zu einer Heilung führen könnten“, so die Mitteilung von „Spiegel Online“.
Zwei Männer trotz HIV-Infektion nicht erkrankt
Den Angaben der Wissenschaftler zufolge waren die beiden Patienten bereits seit Jahren mit HIV infiziert, doch obwohl sie nie eine Behandlung erhielten, brach die Erkrankung nicht aus. Laut Angaben der Nachrichtenagentur „AFP“ ließ sich die Infektion zwar im Blut der Patienten mit den herkömmlichen Tests nachweisen, dennoch entwickelten die Männer kein Aids. Ihr Körper hatte ohne Unterstützung einen Weg gefunden, die Viren einzudämmen. Durch den Einbau des veränderten, inaktiven Gencodes der HI-Viren in die eigene DNA habe sich der Erreger nicht vervielfältigen können, sei jedoch „im Inneren der DNA der Patienten erhalten“ geblieben. Der Studienleiter Didier Raoult wird in dem Beitrag mit der Aussage zitiert, dass „diese Beobachtung ein denkbarer Ansatz für eine Heilung“ sei.
Spezielles Enzym unterbindet Vervielfältigung der Viren
Den Erkenntnissen der Forscher zufolge wurden "die Aids-Erreger durch eine Unterbrechung der Informationen aus ihren Genen ausgeschaltet." Diese sei "vermutlich auf das Enzym Apobec zurückzuführen, dessen Wirkung gegen HIV bereits in anderen Studien erforscht werde". Bisher allerdings ohne weiterführenden Erfolg, da das Enzym „normalerweise durch ein Protein des HI-Virus inaktiviert wird“. Bei den beiden infizierten Männer war dies offensichtlich nicht der Fall. Hier sehen die Studienautoren auch neue Chancen für eine Heilung durch die Nutzung beziehungsweise gezielte Stimulierung dieses Enzyms. Zudem seien die Erkenntnisse Grund genug, die bisherigen Behandlungsansätze und die Erforschung neuer Therapien zu überdenken. Denn bislang seien diese ausschließlich darauf ausgerichtet, den Körper vom HI-Virus zu befreien, berichtet Didier Raoult.
Der aktuellen Studie lag die Annahme zu Grunde, dass sich HI-Viren ähnlich wie andere Retroviren verhalten, welche sich in der DNA von Tieren und Menschen festsetzen, berichtet „Spiegel Online“. Beispielsweise sei bei Koala-Bären festgestellt worden, dass diese gegen ein Virus resistent waren, nachdem sie es neutralisiert und in ihre DNA integriert hatten. Dabei werde die Resistenz auch an die Nachkommen vererbt. So habe der Verdacht nahe gelegen, dass bei HI-Viren vergleichbare Resistenzen auftreten können. (fp)
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