Änderung der Leitlinien für HIV-Tests: Ergebnis ist bereits nach sechs Wochen da
Wer bisher in Deutschland einen HIV-Test gemacht hat, musste drei Monate warten, bis ihm das endgültige Ergebnis mitgeteilt wurde. Das soll sich nun ändern. Der Deutschen Aids-Hilfe zufolge wird das Prozedere durch eine Änderung der Leitlinien für HIV-Tests zukünftig bereits nach sechs Wochen eine sichere Diagnose liefern. „Eine gute Nachricht: Mit modernen HIV-Tests hat man früher Gewissheit. Das ist für viele Menschen eine Erleichterung und kann zum Test motivieren“, wird Armin Schafberger, Medizinreferent der Deutschen Aids-Hilfe, in einer Mitteilung des Vereins zitiert.
Kombinationsverfahren bei HIV-Test ermöglicht schnellere Diagnose
Wer nach einer Risikosituation befürchtet, sich mit HIV infiziert zu haben, muss zukünftig nur noch sechs Wochen auf das Test-Ergebnis warten. „Bisher hat man den Leuten gesagt: Ihr müsst drei Monate warten, sonst ist es nicht sicher“, berichtet Holger Wicht, Sprecher der Deutschen Aids-Hilfe, gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. Das Ergebnis ist nicht sofort abrufbar, weil die Zahl der Viren und Antikörper erst allmählich zunimmt. Experten zufolge reichten dafür aber in den meisten Fällen sechs Wochen aus. Die zuständigen medizinischen Fachgesellschaften verkürzten nun entsprechend die erforderliche Frist.
„Das ist für viele Menschen eine Erleichterung und kann zum Test motivieren“, so Schafberger im Gespräch mit der Nachrichtenagentur. Ermöglicht wird das kürzere Zeitfenster durch ein empfindlicheres und kombiniertes Verfahren sowie mehrere Überprüfungen dieses Tests. Bei diesem sogenannte Ag-Ak-Kombinationstest wird geprüft, ob Antigene (Ag) und Antikörper (Ak) im Blut des Betroffenen vorhanden sind. Im Vergleich zu älteren Versionen ist mit diesem Verfahren ein früherer und sicherer Nachweis von Antikörper möglich. Zudem kann der Kombinationstest ein Antigen, das Protein p24 des Aidserregers, anzeigen. Dieses ist zwar nur vorübergehend im Blut nachweisbar, kann jedoch bereits nach etwa zwei bis drei Wochen nach einer Infektion festgestellt werden. „Da aber die Infektion individuell verschieden verlaufen kann, sind p24 und Antikörper in seltenen Fällen erst etwas später nachweisbar. Sicher ausschließen kann man eine Infektion darum erst nach sechs Wochen“, teilt die Deutsche Aids-Hilfe mit.
Bisher gültige Drei-Monats-Frist bei HIV-Tests diente der Sicherheit
Diese Verfahren gibt es der Deutschen Aidshilfe zufolge bereits seit 1997 und wird mittlerweile von fast allen Labors eingesetzt. Es galten jedoch jedoch längere Fristen für Menschen, die sich auf HIV testen lassen wollen. „Die Drei-Monate-Frist, die bisher galten, waren einfach ein Sicherheitsfaktor“, erläutert Jörg Hofmann, Virologe am Berliner Uniklinikum Charité, gegenüber der Nachrichtenagentur. „Man möchte natürlich sicher sein, dass der Test niemanden als HIV-negativ ausweist, der sich doch angesteckt hatte – nur, weil man zu früh getestet hat.“ Es seien viele Untersuchungen notwendig gewesen, um zu bestätigen, dass der Test bei den meisten Menschen bereits nach sechs Wochen ein sicheres Ergebnis liefert.
Die Deutsche Vereinigung zur Bekämpfung von Viruskrankheiten (DVV) und die Gesellschaft für Virologie (GfV) folgen mit ihrer Stellungnahme den europäischen Richtlinien, die bereits vor einem Jahr entsprechend angepasst wurden. In Großbritannien beträgt die Diagnose-Frist für den Kombi-Test sogar nur noch vier Wochen.
Hierzulande ändert sich neben des verkürzten Zeitfensters noch etwas anderes. Denn die Betroffenen können zukünftig auch schneller eine Bestätigung bekommen. Bisher war im ersten Test, wenn dieser Hinweise auf eine Infektion lieferte, nicht zu erkennen, ob er wegen Antikörpern anschlug oder wegen Antigenen, die noch vor Bildung der Antikörper im Blut vorhanden sind. Handelte es sich um das Antigen, konnte es das bisherige Bestätigungsverfahren, der Western-Blot-Test, nicht erkennen. Für die Betroffenen bedeutete das eine Zeit voller Ungewissheit, bis auch Antikörper nachweisbar waren.
Eine Blutprobe reicht zukünftig für HIV-Test aus
Die neuen Richtlinien sehen deshalb bei einem negativen Western-Blot-Test zukünftig einen Erbgut-Nachweis (per PCR) vor. Dieser kann eine HIV-Infektion ohne Antikörper bestätigen. Zwar würden viele Ärzte das Verfahren bereits in der Praxis einsetzen, „das hat aber bisher auf den Meldebogen nicht gegolten“, erläutert Schafberger. „Man will aber die Infektion gleich dem Robert Koch-Institut melden und dem Patienten gleich ein sauberes Ergebnis geben.“
Die Ungewissheit ist für die Betroffenen belastend. „Deshalb ist es psychologisch gut, wenn man früher Bescheid weiß“, sagt Klaus Überla, Leiter des Virologischen Instituts am Universitätsklinikum Erlangen, zur Nachrichtenagentur. Ein weiter Vorteil bestehe darin, dass zukünftig eine Probe für beide Tests, den Suchtest und die Bestätigung, ausreiche. „Dann muss der Betroffene nicht noch mal angeschrieben werden, noch einmal Blut abgeben.“ (ag)
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