Fallen Kinder durch weit überdurchschnittliche intellektuelle Fähigkeiten und Interessen auf, wird normalerweise von einer „Hochbegabung“ gesprochen. Betroffene Kinder fühlen sich daher in der Schule oft nicht wohl, sind unterfordert und langweilen sich. Oft wird in diesem Fall ein Schuljahr übersprungen, in der Hoffnung, dass das Kind in der höheren Klasse besser aufgehoben ist und sich die Situation dadurch verbessert. Doch diese Maßnahme ist aus Expertensicht längst nicht für alle hochbegabten Schüler geeignet.
Pro und Contra Argumente genau abwägen
„Wäre es nicht besser, wenn mein Kind eine Klasse überspringt?“ „Oder überfordern wir es damit?“ Diese Fragen werden häufig diskutiert, wenn bei einem Kind weit überdurchschnittliche Fähigkeiten und Interessen erkennbar werden. Doch auch wenn der Eindruck entsteht, dass sich das Kind in der Schule langweilt und unterfordert ist, sollte eine solche Entscheidung nicht vorschnell getroffen werden. Stattdessen empfiehlt Ulric Ritzer-Sachs von der Onlineberatung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke), gemeinsam mit dem Lehrer genau abzuwägen, ob der Klassenwechsel für den Sohn oder die Tochter das Richtige ist.
Selbstbewusstsein des Kindes hat eine hohe Bedeutung
„Nicht jedes Kind mit einem IQ von 130 sollte eine Klasse überspringen”, so der Experte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur „dpa“. Denn neben den intellektuellen Fähigkeiten spiele auch das Selbstbewusstsein eine wichtige Rolle. „Gerade weniger reife Kinder können in der höheren Klasse einen sehr schweren Stand haben“, erklärt Ritzer-Sachs. Dementsprechend sei es wichtig, die Entwicklung des Kindes genau zu berücksichtigen, zudem reiche es nicht, wenn nur in einem Fach überdurchschnittliche Ergebnisse erzielt werden.
Probeweise Teilnahme kann Aufschluss bringen
In vielen Schulen würden Kinder daher erst mal „probeweise“ am Unterricht in der höheren Stufe teilnehmen, indem sich zunächst auf ein einziges Fach konzentriert wird. So kann das Kind testen, ob es den neuen Lernstoff gewachsen ist und gleichzeitig feststellen, ob ihm die neue Umgebung gefällt. Denn „das Lernumfeld ist entscheidend für den Schulerfolg, das Kind muss sich wohlfühlen”, betont Ritzer-Sachs.
Zeigt sich, dass das Überspringen für das Kind vorerst nicht geeignet ist, könnten alternative Möglichkeiten für die Förderung eingesetzt werden. Ist das Kind z.B. in Mathe völlig unterfordert, sei „es auf alle Fälle gut, auch daheim Materialien dazu anzubieten oder vielleicht an einem Wettbewerb teilzunehmen”, so der Tipp des Experten. Auf diese Weise könne die Begabung des Kindes gefördert werden, ohne dass es sich „verloren“ oder in anderen Bereichen überfordert fühlt.
Etwa 3 Prozent aller Kinder gelten als hochbegabt
Laut der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind (DghK) verfügen etwa 3 Prozent aller Kinder über weit überdurchschnittliche intellektuelle Fähigkeiten und gelten somit als hochbegabt. Im Allgemeinen wird bei einem Intelligenzquotienten von 130 und mehr von einer Hochbegabung ausgegangen, bei einem IQ zwischen 115 und 130 wird von einer „überdurchschnittlichen Begabung“ gesprochen, so die Information der DghK. Hochbegabte Kinder sind Gleichaltrigen in Teilgebieten oft beträchtlich voraus, wobei dies z.B. den logisch-mathematischen, sprachlichen, musikalischen oder sportlichen Bereich – sowie in einigen Fällen auch mehrere dieser Bereiche gleichzeitig betreffen kann. (nr)
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