Nobelpreisträger: „Virus“ im Rind könnte Auslöser für Darmkrebs sein
Darmkrebs gehört zu den häufigsten Krebsarten in Deutschland. Jedes Jahr sterben rund 26.000 Bundesbürger daran. Bei vielen Patienten spielt eine genetische Vorbelastung eine Rolle. Doch auch andere Faktoren können das Krankheits-Risiko erhöhen. Dem Nobelpreisträger Harald zur Hausen zufolge könnten bestimmte Substanzen in Rindern Auslöser von Darmkrebs bei Menschen sein.
Darmkrebs ist eine der häufigsten Krebsarten
Darmkrebs ist in Deutschland der zweithäufigste bösartige Tumor bei Männern und Frauen. Rund 26.000 Menschen sterben hierzulande pro Jahr daran. Gesundheitsexperten zufolge hat rund jeder fünfte Betroffene eine familiäre Vorbelastung. Zudem haben Menschen, die an chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa sowie Morbus Crohn leiden, ein erhöhtes Risiko. Auch das Alter spielt eine Rolle. Des Weiteren gelten Vorerkrankungen wie Diabetes Typ 2, Bewegungsmangel, Rauchen, Alkoholkonsum und Fehlernährung, wie eine sehr fett- und fleischreiche Kost, als Faktoren, die das Darmkrebsrisiko erhöhen. So zeigte etwa eine Studie aus den USA, dass Vegetarier seltener an Darmkrebs erkranken. Vor kurzem wurde zudem berichtet, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) möglicherweise verarbeitetes Fleisch wie Schinken, Speck und Salami als „wahrscheinlich krebserregend“ einstufen könnte. Allerdings wurde dieser Zusammenhang etwas überinterpretiert, wie kurz darauf gemeldet wurde.
Zusammenhang zwischen Fleischkonsum und Entstehung von Krebs
Es gibt aber noch mehr Experten, die einen Zusammenhang von Fleisch und der Entstehung von Krebs, vermuten. So hat der deutsche Nobelpreisträger Harald zur Hausen nun in einem Interview mit der „Berner Zeitung“ erklärt, dass bestimmte Substanzen in Rindern „hochgradig verdächtig“ seien, Krebs beim Menschen auslösen zu können. Bereits vor Jahren äußerte der Professor den Verdacht, Viren im Fleisch könnten Auslöser von Darmkrebs sein. Gegenüber der „Berner Zeitung“ sagte er nun: „Wir haben starke Hinweise, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Aber Hinweise sind keine Beweise.“
Impfung gegen Krebs
Er erläuterte weiter: „Wir zögern noch, die gefundene Substanz als Virus zu bezeichnen, denn noch haben wir keine Viruspartikel ausmachen können. Allerdings spricht vieles dafür, dass es sich um ein Virus handelt.“ Der Mediziner meinte, wenn es ihnen gelingen würde, das Virus zu charakterisieren, dann könnte über die Entwicklung eines Impfstoffs für Rinder nachgedacht werden. „Möglicherweise gelingt es, Rinder zu züchten, die kein Ernährungsrisiko darstellen. Aber das sind Wunschträume“, so zur Hausen. Womöglich könnte in Zukunft aber auch eine Impfung für Menschen zur Verfügung stehen, zumindest für bestimmte Darmkrebs-Arten. So berichteten Frankfurter Ärzte vor wenigen Monaten, dass sie die erste Impfung gegen Darmkrebs testen.
Viren allein reichen nicht
Seinen Angaben zufolge reiche eine Virusinfektion allein jedoch nicht aus, um Krebs auszulösen. Nur wenn die im Verlauf der Evolution entwickelten Schutzmechanismen außer Gefecht sind, kann Krebs entstehen. Wie auch schon bei einer früheren Forschungsarbeit zu Gebärmutterhalskrebs, gelte er auch bei der aktuellen als Querdenker. Harald zur Hausen meinte jedoch: „Sehr viele Daten, zum Beispiel über den Fleischkonsum, sind schon lange vorhanden, man hätte sie nur analysieren und in einen Zusammenhang bringen müssen. Wir haben es getan und dabei fiel der Verdacht auf einen Milch- und Fleischfaktor beim Rind. Nach diesem suchen wir nun bei uns im Labor.“ Sein privates Leben werde durch die Forschung über Viren nicht beeinflusst. Er esse „durchaus Fleisch und Joghurt, in welchem man die Substanz übrigens auch nachweisen kann. Dies allerdings im Bewusstsein, dass wir sowieso schon in früher Kindheit infiziert worden sind und eine jetzige Änderung der Lebensgewohnheit keinen Einfluss mehr auf mein Risiko für Dickdarmkrebs hat.” (ad)
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