Hodenkrebs: Wie jeder Einzelne Vorsorge treffen kann
Hodenkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei jungen Männern zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. Auch bei diesem Krebs gilt: Je früher er diagnostiziert wird, desto besser sind die Heilungschancen. Jugendliche und Männer können durch eine Selbstuntersuchung zur Früherkennung beitragen. Fachleute erklären, wie diese funktioniert.
In den vergangenen Monaten waren mehrere Fälle von Hodenkrebs bei Profi-Fußballern bekannt geworden. Besteht bei diesem Sport aber wirklich ein höheres Erkrankungsrisiko? Und wie kann jeder Einzelne Vorsorge treffen? Das wird in einer Mitteilung des Berufsverbandes der Deutschen Urologen e.V. (BvDU) und der Deutschen Gesellschaft für Andrologie e.V. (DGA) erklärt.
Kein Beleg für höheres Risiko bei Profi-Fußballern
Nach derzeitigem Stand gibt es keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass bei Profi-Fußballern ein höheres Risiko für Hodenkrebs besteht, so dass aktuell von einer Koinzidenz ausgegangen wird. „Durch die gehäuften Fälle im Profi-Fußball innerhalb nicht einmal eines halben Jahres wurde die Öffentlichkeit sensibilisiert“, sagt Catrin Steiniger, Präsidentin des BvDU e.V. und Fachärztin für Urologie.
„Auch ohne bewiesenen Zusammenhang bleibt die generelle Gefahr einer Hodenkrebs-Erkrankung, bisher größtenteils ein Tabu-Thema, bestehen – insbesondere für jüngere Männer. Die meisten jungen Männer wissen gar nicht, dass sie die Altersgruppe sind, die Hodentumore bekommen kann.”
Ein Umstand, der sich jedoch dank des offenen Umgangs der Fußballer mit ihrer Krankheit derzeit zu ändern scheint.
„Neben dem Alter gibt es weitere Risikofaktoren für eine Hodenkrebserkrankung, die alle jungen Männer kennen sollten“, so die Präsidentin der DGA, Prof. Dr. Sabine Kliesch, Chefärztin des Centrums für Reproduktionsmedizin und Andrologie (CeRA), Universität Münster.
Die häufigste Krebserkrankung junger Männer
Den Angaben zufolge stellt Hodenkrebs die häufigste Krebserkrankung junger Männer dar. Rund 4.000 Neuerkrankungen werden hierzulande jedes Jahr gezählt. Am häufigsten erkranken Männer zwischen dem 20. und dem 44. Lebensjahr.
Ein erhöhtes Risiko besteht laut den Fachleuten nach einer Vorerkrankung mit einseitigem Hodenkrebs, einem Hodenhochstand in der Kindheit, Hodenkrebserkrankungen von Vater oder Brüdern sowie Unfruchtbarkeit.
Eine Früherkennungsuntersuchung für junge Männer im Rahmen des gesetzlichen Krebsfrüherkennungsprogramms gibt es in Deutschland bislang nicht. Daher ist es wichtig, eigenverantwortlich zu handeln.
Denn auch bei Hodenkrebs gilt – je früher der Krebs erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Etwa 95 Prozent der Männer mit Hodenkrebs werden wieder gesund.
Hoden regelmäßig einmal im Monat abtasten
Der BvDU verweist auf die bereits seit Jahren erfolgreiche Kampagne „Hodencheck“ in Kooperation mit der wissenschaftlichen Fachgesellschaft, der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU), für die Früherkennung von Hodenkrebs.
Allen Jungen und Männern zwischen 14 und 45 Jahren wird empfohlen, die Hoden regelmäßig einmal im Monat abzutasten. Bei Auffälligkeiten sollte eine Untersuchung bei einer Urologin oder einem Urologen zur Abklärung erfolgen.
Männern mit den zuvor genannten Risikofaktoren wird zu besonderer Aufmerksamkeit geraten. Sie sollten nicht nur auf die regelmäßige Selbstuntersuchung der Hoden achten, sondern zusätzlich auch eine fachärztliche urologische Abklärung wahrnehmen. „Urologinnen und Urologen sind bereit für die Untersuchungen“, sagt BvDU-Präsidentin Catrin Steiniger.
Bei Veränderungen schnell ärztliche Hilfe suchen
Die Selbstuntersuchung der Hoden sollte am besten im Stehen unter der warmen Dusche oder nach einem warmen Bad stattfinden, weil die Haut des Hodensacks dabei entspannt und die Hoden gut zu fühlen sind. Auf www.hodencheck.de wird erklärt, wie´s geht:
- Zuerst den Hodensack und die Hoden in der geöffneten Handfläche von unten betasten und leicht auf und ab bewegen. Dabei entsteht ein Gefühl für Gewicht sowie Größe der Hoden.
- Anschließend jeden Hoden einzeln abtasten: Dafür die Hoden zwischen Daumen (oben) und Zeige- und Mittelfinger (unten) hin und her rollen. So sind Unebenheit oder Knoten leicht zu spüren.
- Tastbar sind auch die Nebenhoden, welche wie eine Mütze oben auf und an der Außenseite der Hoden liegen und leicht mit einem auffälligen Befund verwechselt werden können.
- Zuletzt noch in einem Spiegel prüfen, ob eine Schwellung im Bereich des Hodensacks auffällig ist.
Bei Veränderungen an den Hoden sollte ohne Aufschub unbedingt eine Urologin oder ein Urologe aufgesucht werden. Mit einer Tast- und Ultraschalluntersuchung sowie einer Blutuntersuchung kann die Ärztin oder der Arzt einen Verdacht auf einen Hodentumor abklären. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Gesellschaft für Andrologie e.V.: Berufsverband der Urologen und Deutschlands Andrologen appellieren: Mehr Aufmerksamkeit für Hodenkrebs und die Selbstuntersuchung, (Abruf: 01.11.2022), Deutsche Gesellschaft für Andrologie e.V.
- Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V.: Selbstuntersuchung der Hoden: So geht's, (Abruf: 01.11.2022), www.hodencheck.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.