Narzissten werden zu wohltätigen Spendern, wenn sie sich selbst als bedürftig vorstellen
Menschen mit einer narzisstischen Störung gelten als selbstverliebt, geltungsbedürftig und eitle Persönlichkeiten, die oft wenig Gefühle für andere aufbringen können. Dennoch können sie zu wohltätigen Spendern werden – und zwar, wenn sie sich selbst als bedürftig vorstellen. Das hat ein internationales Forscherduo nun herausgefunden.
Manche Menschen sind deutlich großzügiger
Manche Menschen sind erstaunlich großzügig; sie machen anderen gerne Geschenke, laden einen zum Essen ein oder spenden an wohltätige Organisationen. Generöses Verhalten ist fast immer auch mit Kosten verbunden. Geld auszugeben fällt manchen Menschen leichter als anderen. So haben Verhaltensexperimente gezeigt, dass sich Frauen großzügiger verhalten als Männer, wenn sie einen Geldbetrag verteilen können. Narzissten gelten eigentlich nicht als große Spender, konzentrieren sie sich doch vor allem auf sich selbst. Doch die Spendenbereitschaft von Personen mit dieser Persönlichkeitsstörung lässt sich durch eine egozentrische Perspektive deutlich erhöhen, wie Forscher nun herausgefunden haben.
Selbstverliebt und geltungsbedürftig
In den westlichen Ländern sind immer mehr Menschen krankhaft selbst verliebt. Auch viele Kinder werden von ihren Eltern zu Narzissten erzogen, mahnen Experten schon seit langem.
Für viele Menschen ist diese Entwicklung erschreckend, schließlich gelten Menschen mit einer narzisstischen Störung als selbstverliebte und geltungsbedürftige Menschen, die oft kaum Gefühl für ihre Gegenüber aufbringen können.
Anderen etwas zu geben gehört daher auch nicht zu den typischen Angewohnheiten von Narzissten.
In einer neuen Untersuchung hat sich nun aber gezeigt, dass eine narzisstische Persönlichkeit ein wohltätiger Spender sein kann, wenn er oder sie sich selbst in die Situation des Bedürftigen hineinversetzt.
Die Studie des Forscherduos Dr. Esther Kang (Lehrstuhl für Consumer Psychology and Behavior an der WiSo-Fakultät der Uni Köln) und Professor Dr. Arun Lakshmanan (Lehrstuhl für Marketing, State University of New York at Buffalo) ist kürzlich in der Fachzeitschrift „Personality and Social Psychology Bulletin“ erschienen.
In die Situation von Bedürftigen hineinversetzen
Wie es in einer Mitteilung der Universität zu Köln heißt, waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studie als potentielle Spenderinnen und Spender vorher mit dem „Narcissistic Personality Inventory“ in ihrer Ausprägung eines narzisstischen Persönlichkeitszuges eingestuft und eingeteilt worden.
In der anschließenden Untersuchung wurde ein fingierter Spendenaufruf eingesetzt, der die Situation eines syrischen Flüchtlingskindes in Jordanien zeigte.
Die Autoren verglichen Daten von zwei verschiedenen Methoden der Spendenkampagne: die erste Methode „Vorstellen des Empfängers“ regt an, sich die Lebensbedingungen des Bedürftigen vorzustellen, wohin gegen die zweite Methode darauf abzielt, sich selbst in die Situation des Bedürftigen hineinzuversetzen und sich an seiner Stelle zu sehen.
Narzisstische Persönlichkeiten als potentielle Spender erreichen
Das Ergebnis war, dass sich Spender mit einem ausgeprägten narzisstischen Persönlichkeitszug besser vorstellen konnten, selbst bedürftig zu sein, und dann auch höhere Beträge spendeten.
Laut den Autoren können narzisstische Persönlichkeiten, die eine starke egozentrische Perspektive haben, mit der ersten Methode, sich die Situation durch die Augen einer anderen Person vorzustellen, nicht viel anfangen.
So spielten die Gefühle und Bedürfnisse anderer Menschen für Narzissten eine nachgeordnete Rolle.
Wird in der Spendenkampagne jedoch darauf abgezielt, dass sich der Spender selbst in die Situation hineinversetzt, wird die egozentrische Perspektive genutzt, um die Bedürftigkeit „am eigenen Körper“ zu spüren.
„Die richtige Art von selbstbezogenen Bildern und Texten könnte für Spendenkampagnen eine effektive Methode sein, um narzisstische Persönlichkeiten als potentielle Spender zu erreichen“, so die Empfehlung von Studienleiterin Dr. Esther Kang. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.