Wie sich Schlaf auf die Anfälligkeit für Krankheiten auswirkt
Wer zu viel oder zu wenig schläft, kann häufiger krank werden. Zu diesem Ergebnis kommt ein norwegisches Forschungsteam, das im Rahmen einer aktuellen Studie das Schlafverhalten und die Anfälligkeit von Krankheiten bei rund 2.000 Personen analysierte.
Forschende des Norwegian Institute of Public Health zeigten, dass Personen, die weniger als sechs oder mehr als neun Stunden schlafen, ein höheres Infektionsrisiko hatten als Personen, die regelmäßig mehr als sechs und weniger als neun Stunden schlafen. Die Ergebnisse wurden nun in dem Fachjournal „Frontiers in Psychiatry“ vorgestellt.
Schlaf scheint das Infektionsrisiko zu beeinflussen
Ein gesunder Schlaf von mehr als sechs, aber weniger als neun Stunden kann laut der aktuellen Studie dazu beitragen, dass allgemeine Risiko für Infektionen zu senken. Die Arbeitsgruppe befragte rund 2.000 Probandinnen und Probanden in Arztpraxen aus Norwegen nach ihren Schlafgewohnheiten und nach kürzlich aufgetretenen Infektionen.
Mehr Infektionen bei schlechtem Schlaf
Sowohl diejenigen, die regelmäßig weniger als sechs Stunden schliefen als auch diejenigen, die mehr als neun Stunden schliefen, waren mit größerer Wahrscheinlichkeit in den letzten drei Monaten krank gewesen. Betroffene mit chronischen Schlafproblemen benötigten zudem häufiger Antibiotika als Menschen, die ihren Schlaf als erholsam bezeichneten.
Wie wirkt sich die Schlafdauer auf das Infektionsrisiko aus?
Das Schlafen von mehr als neun Stunden war sogar mit einem höheren Infektionsrisiko verbunden als das Schlafen von weniger als sechs Stunden. Befragte, die regelmäßig weniger als sechs Stunden schliefen, waren 27 Prozent häufiger von einer Infektion innerhalb der letzten drei Monate betroffen als Personen mit ausreichend Schlaf.
Bei Menschen, die regelmäßig mehr als neun Stunden schliefen, war die Wahrscheinlichkeit, dass sie in den letzten drei Monaten von einer Infektion betroffen waren, sogar um 44 Prozent höher. Dafür war bei den Personen mit weniger als sechs Stunden Schlaf die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie in der letzten Zeit Antibiotika einnehmen mussten.
Hinweise aus früheren Studien
Die Ergebnisse der Befragung stimmen laut der Arbeitsgruppe mit Hinweisen aus früheren Studien überein. Beispielsweise wurden im Rahmen einer früheren Untersuchung Personen absichtlich mit Rhinoviren infiziert, die Erkältungen auslösen können.
Diejenigen, die ausreichend schliefen, wurden mit geringerer Wahrscheinlichkeit durch die Viren krank als diejenigen, die zu wenig oder zu viel schliefen.
Zugrundeliegender Mechanismus noch unbekannt
Warum es einen Zusammenhang zwischen der Schlafdauer und dem Infektionsrisiko gibt, ist allerdings noch unklar. Der zugrundeliegende Mechanismus muss in weiteren Studien aufgeklärt werden.
Die Forschenden betonen, dass Schlafstörungen weit verbreitet sind und dass an dieser Stelle ein bislang noch weitgehend ungenutzter Hebel zur Reduzierung von Infektionen und Antibiotika-Einnahmen verborgen sein könnte.
„Das höhere Infektionsrisiko bei Patienten mit chronischer Schlaflosigkeit deutet darauf hin, dass schlechter Schlaf anfälliger für Infektionen machen kann“, resümiert die korrespondierende Studienautorin Dr. Ingeborg Forthun. Dieser Zusammenhang muss nach Ansicht des Forschungsteam in kommenden Studien eingehender untersucht werden. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- frontiers Science News: Sleep too much or too little and you might get sick more, scientists find (veröffentlicht: 02.03.2023), blog.frontiersin.org
- Ingeborg Forthun, Knut Eirik Ringheim Eliassen, Knut Erik Emberland, et al.: The association between self-reported sleep problems, infection, and antibiotic use in patients in general practice; in: Frontiers in Psychiatry (2023), frontiersin.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.