Ist Hörverlust bald heilbar?
Durch eine Neuprogrammierung von Zellen im Innenohr ist einer aktuellen Studie zufolge eine Regeneration von sensorischen Haarzellen und anderen wichtigen Innenohrzellentypen möglich. Solch ein Vorgang könnte auftretenden Hörverlust rückgängig machen.
Bei der aktuellen Untersuchung des Massachusetts Eye and Ear wurde festgestellt, dass eine Neuprogrammierung von bestimmten Zellen im Ohr dazu beitragen kann, dass Hörverluste rückgängig gemacht werden. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Nature Communications“ veröffentlicht.
Erfolge in Versuchen mit Mäusen
Die Forschenden sind der Entwicklung von Behandlungsmethoden gegen Hörverlust einen Schritt näher gekommen. Durch eine Neuprogrammierung waren Innenohr-Zellen von Mäusen in der Lage sich zu regenerieren. Diese Zellen waren für auftretende Hörverluse verantwortlich.
Funktioniert die Behandlung auch beim Menschen?
Die neue Strategie zur Induktion der Zellteilung ermöglicht eine Neuprogrammierung von Zellen des Innenohrs, die für das Hören wichtig sind. So könnten in Zukunft sensorische Haarzellen und andere wichtige Innenohrzellentypen bei Menschen mit Hörverlust regeneriert werden.
Ergebnisse schaffen Grundlage zur Behandlung von Hörverlust
Bei der aktuellen Untersuchung wurden erstmals Innenohrzellen von Säugetieren dazu gebracht, sich zu teilen und so zu Haarzellen zu werden, welche für das Hören benötigt werden. Diese erneute Zellproliferation und Haarzellbildung in einem voll ausgereiften Innenohr bilden die Grundlage für eine Behandlung gegen Hörverlust.
Wie kommt es zu einem dauerhaften Hörverlust?
Hörverlust ist eine der häufigsten Formen von sensorischen Defiziten bei Menschen. Innenohrzellen von Menschen und anderen Säugetieren sind eigentlich nicht in der Lage sich zu teilen oder zu regenerieren. Daher führt eine Schädigung des Innenohrs, insbesondere der Haarzellen, zu einem dauerhaften Hörverlust.
Dauerhafter Schaden an den Ohren durch Lärm
Haarzellen sind spezialisierte Innenohrzellen, welche für die Umwandlung von Vibrationen in elektrische Signale verantwortlich sind, die dann an das Gehirn weitergeleitet werden. Eine Reihe von genetischen Faktoren und Umweltfaktoren, beispielsweise die Überbelastung durch laute Geräusche und auftretende Alterung, zerstören diese Schlüsselzellen im Hörsystem. Es gibt derzeit keine pharmazeutischen Behandlungen für Hörverlust.
Warum können Menschen Haarzellen im Ohr nicht regenerieren?
Frühere Untersuchungen an Mäusen haben gezeigt, dass nur Innenohrzellen von Neugeborenen dazu angeregt werden können, Haarzellen nach einer Schädigung zu teilen und zu regenerieren. In voll ausgebildeten Ohren geht jedoch die Fähigkeit zur Zellteilung verloren. Eine Regeneration der Haarzellen findet dann nicht mehr statt. Beim Menschen ist selbst bei Neugeborenen das Innenohr schon voll ausgereift.
Studie beseitigt grundlegendes Problem zur Behandlung von Hörverlust
Der wichtigste Aspekt der aktuellen Studie ist die Tatsache, dass das voll ausgereifte Innenohr eines Säugetiers immer noch die Fähigkeit hat sich zu teilen und zu regenerieren, wenn bestimmte Zellen umprogrammiert werden. Dies beseitigt eine grundlegende Barriere, welche für die Wiederherstellung des Gehörs notwendige Regeneration des Innenohrs verhindert hat.
Können in Zukunft auch andere Zellen regenerieren?
Die Forschenden hoffen, dass ihre Studie als Modell für die Regeneration anderer Gewebe mit ähnlichen Eigenschaften dienen kann, die eigentlich nicht in der Lage sind, Zellen nachwachsen zu lassen, wie beispielsweise in der Netzhaut und im zentralen Nervensystem. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Yilai Shu, Wenyan Li, Mingqian Huang, Yi-Zhou Quan, Deborah Scheffer et al.: Renewed proliferation in adult mouse cochlea and regeneration of hair cells, in Nature Communications (Abfrage: 05.12.2019), Nature Communications
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.