Erster Malaria-Impfstoff soll bald kommen
Weltweit leben etwa 3,3 Milliarden Menschen in Malaria-Risikogebieten. Fast 600.000 Todesopfer fordert die gefährliche Infektionskrankheit jedes Jahr, vor allem in Afrika. Nun keimt aber neue Hoffnung: Erstmals haben Forscher einen wirksamen Impfstoff gegen Malaria an Menschen getestet.
Mögliche medizinische Revolution
Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge leben weltweit etwa 3,3 Milliarden Menschen in Malaria-Risikogebieten. Noch immer sterben jedes Jahr fast 600.000 Menschen an der Infektionskrankheit, die durch die weibliche Anopheles-Mücke übertragen wird. Rund 90 Prozent der Todesopfer sind laut WHO in Afrika südlich der Sahara zu beklagen. Dies habe auch damit zu tun, dass “Prophylaxe und ärztliche Behandlung im wohlhabenderen Asien und in Lateinamerika deutlich besser seien”. Nun wird über eine mögliche Revolution in der Medizin berichtet: Ärzten steht offenbar erstmals in der Geschichte ein Impfstoff gegen Malaria zur Verfügung, der bald in Afrika zum Einsatz kommen soll.
Erster Malaria-Impfstoff der Wirksamkeit zeigte
Im Kampf gegen die tödliche Tropenkrankheit zeichnet sich ein wichtiger Fortschritt ab: Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet, haben “Forscher erstmals einen wirksamen Impfstoff gegen Malaria an Menschen getestet”. Rund 15.500 Säuglinge und Kleinkinder in sieben afrikanischen Staaten bekamen das Mittel bei einer vierjährigen Feldstudie. Dies teilte der Tropenmediziner Peter Kremsner kurz vor dem Weltmalariatag am 25. April am Freitag in Tübingen mit. Je nach Alter der Kinder lag der Impfschutz demnach zwischen 26 und 36 Prozent, berichtet das internationale Forscherteam im Fachmagazin „The Lancet“. „RTS,S“ sei somit der bislang “erste Malaria-Impfstoff, der in einer Feldstudie Wirksamkeit gezeigt habe”.
Ergebnisse „doch eher enttäuschend“
Andere Wissenschaftler hingegen halten das Mittel aufgrund der geringen Schutzrate von rund 30 Prozent für keinen wirklichen Durchbruch. Es sei zwar erstmals gezeigt worden, dass ein Malaria-Impfstoff zu einem „zwar begrenzten aber nachweisbaren Schutz“ führen könne, wie der Tropenmediziner Thomas Löscher von der Münchner Uniklinik bestätigte, doch insgesamt seien die Ergebnisse „doch eher enttäuschend und liegen weit unter den ansonsten von Impfungen erwarteten Schutzraten“. Allerdings könne die Forschung auf der Studie aufbauen.
Wegen Ebola ist Malaria etwas in Vergessenheit geraten
Menschen in Afrika entwickeln mit dem Alter eine natürliche Immunität, so dass ältere Kinder und Erwachsene nur noch selten erkranken. Wegen der Ebola-Epidemie in Westafrika ist die Plage Malaria leider etwas in Vergessenheit geraten. Erst kürzlich wurde berichtet, dass Experten davon ausgehen, dass es viel mehr Malaria-Tote wegen Ebola gegeben habe. Kremsner meinte, was die Häufigkeit und die Zahl der Todesfälle angehe, sei „Malaria ein Gigant und Ebola eine Zwergameise“. Der Tübinger Forscher war an der wissenschaftliche Koordination der Studie beteiligt.
Zulassung möglicherweise noch in diesem Jahr
Es handle sich bei „RTS,S“ um einen Impfstoff für afrikanische Kinder, nicht für Afrika-Reisende wie etwa aus Europa. Ein Teil der untersuchten Säuglinge und Kleinkinder wurde laut den Forschern mehrmals mit dem Stoff geimpft. Sie erkrankten den Angaben zufolge spürbar seltener an Malaria als nicht-geimpfte Kinder einer Vergleichsgruppe. „Das ist das Resultat aus 100 Jahren Forschung an einer Malaria-Impfung“, so Kremsner. Er erklärte weiter: „Die Impfungen werden sehr gut vertragen.“ Es hätten sich kaum Nebenwirkungen gezeigt. Manche der geimpften Kinder seien an einer Hirnhautentzündung erkrankt. Auch wenn die Tübinger Wissenschaftler keine Erklärung dafür haben, bezweifeln sie aber einen Zusammenhang mit dem getesteten Impfstoff. Als „sehr wichtigen Schritt“ bezeichnete der Tübinger Tropenmediziner Benjamin Mordmüller die Ergebnisse. Nun wird die Zulassung des Impfstoffs von der Europäischen Arzneimittel-Agentur und der WHO geprüft. Es besteht die Hoffnung, dass „RTS,S“ noch “in diesem Jahr zugelassen und in die nationalen Impfprogramme der afrikanischen Länder aufgenommen wird”. Die Tübinger Forscher setzen dann auf öffentliche Geldgeber, damit das Mittel auch die Bevölkerung erreicht. (ad)
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