Verbindung zwischen Bluthochdruck und Knochenalterung
Bluthochdruck und Osteoporose sind beides weit verbreitete Krankheiten. Viele Betroffene leiden unter beiden Erkrankungen gleichzeitig. In einer aktuellen Studie wurde eine mögliche Verbindung zwischen den Krankheiten aufgezeigt. Die mit Bluthochdruck einhergehenden Entzündungen scheinen die Knochen porös zu machen.
Auf einer Tagung der American Heart Association in San Diego (USA) wurden neuste Forschungsergebnisse vorgestellt, die eine Verbindung zwischen Bluthochdruck und einer beschleunigten Alterung der Knochen nahelegen.
Erhöhtes Osteoporose-Risiko nach Schlaganfall
Bereits im Jahr 2019 wurde im Rahmen einer Studie festgestellt, dass Patientinnen und Patienten, die einen Schlaganfall überlebten, im Vergleich zu gesunden Menschen ein erhöhtes Risiko für Osteoporose und Knochenbrüche aufweisen. In der aktuellen Arbeit wurde dieser Zusammenhang nun näher untersucht.
Bluthochdruck scheint Osteoporose zu begünstigen
Den Forschenden zufolge entwickeln Mäuse, die unter Bluthochdruck leiden, häufiger Osteoporose-artige Knochenschäden, die sonst nur bei Mäusen im fortgeschrittenen Alter beobachtet werden.
„Das Knochenmark ist der Ort, an dem sowohl neue Knochen als auch neue Immunzellen produziert werden“, erklärt Studienhauptautorin Elizabeth Maria Hennen von der Vanderbilt University in Nashville, Tennessee.
„Wenn wir verstehen, wie Bluthochdruck zu Osteoporose beiträgt, können wir vielleicht das Osteoporose-Risiko verringern und Menschen im späteren Leben besser vor Frakturen und einer geringeren Lebensqualität schützen“, betont Hennen.
Knochengesundheit in Abhängigkeit vom Blutdruck
Die Arbeitsgruppe verglich im Rahmen der Studie die Knochengesundheit von verschiedenen Mäuse-Gruppen, die entweder unter Bluthochdruck litten oder einen normalen Blutdruck hatten. Die Knochen der Tiere wurden per Mikro-Computertomografie analysiert, einem fortschrittlichen bildgebenden Verfahren.
Bei Bluthochdruck waren die Knochen weniger stabil
Dabei zeigte sich, dass junge Mäuse mit Bluthochdruck im Vergleich zu gleichaltrigen Mäusen ohne Bluthochdruck eine signifikante Verringerung des Knochenvolumenanteils um 24 Prozent aufwiesen.
Zudem dokumentierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine Verringerung der Knochendicke am Ende von langen Knochen wie dem Oberschenkelknochen um 18 Prozent. Daraus errechnete das Team, dass das Risiko für Knochenbrüche bei den Tieren mit hohem Blutdruck um 34 Prozent ansteigt.
Vorzeitig gealterte Knochen bei frühem Bluthochdruck
Die Knochenschäden durch Bluthochdruck waren bei den jungen Tieren vergleichbar mit den normalen Alterserscheinungen bei Mäusen im mittleren Alter.
„Bei diesen Mäusen ließ der Bluthochdruck in jüngeren Jahren die Knochen im Wesentlichen so altern, als wären sie 15 bis 25 Menschenjahre älter“, bestätigt Hennen.
Mehr Entzündungsmarker im Knochenmark
Um den Ursachen für die verminderte Knochendichte bei Bluthochdruck auf den Grund zu gehen analysierte das Team das Knochenmark der Tiere mithilfe der Durchflusszytometrie. Dieses Verfahren ermöglicht es, einzelne Zellen zu untersuchen und spezifische Immunzellen herauszufiltern.
Bei den jungen Mäusen mit Bluthochdruck, aber auch bei den älteren Mäusen, konnten die Forschenden einen Anstieg von Entzündungsmarkern im Knochenmark feststellen.
„Dieser Anstieg aktiver Immunzellen sagt uns, dass die älteren Mäuse insgesamt entzündeter sind und dass ein anhaltender Entzündungszustand, unabhängig davon, ob sie Bluthochdruck hatten oder nicht, einen Einfluss auf die Knochengesundheit haben kann“, resümiert Hennen.
Dies deutet der Forschungsgruppe zufolge darauf hin, dass der hohe Blutdruck bei den jungen Tieren den Knochenumbauprozess eher in Richtung Knochenverlust als in Richtung Knochenaufbau lenkte.
Haben Hypertonie-Betroffene ein erhöhtes Osteoporose-Risiko?
„Beim Menschen könnte dies bedeuten, dass wir bei Personen mit Bluthochdruck auf Osteoporose untersuchen sollten“, folgert die Studienautorin. Da die Ergebnisse jedoch auf Tierversuchen beruhen, müsste erst überprüft werden, ob die Erkenntnisse auf den Menschen übertragbar sind. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Eshita Kapoor, Peter C. Austin, Shabbir M.H. Alibhai, et al.: Screening and Treatment for Osteoporosis After Stroke; in: Stroke (2019), ahajournals.org
- American Heart Association: Many stroke patients not screened for osteoporosis, despite known risks (veröffentlicht: 25.04.2019), newsroom.heart.org
- American Heart Association: High blood pressure may accelerate bone aging (veröffentlicht: 07.09.2022), newsroom.heart.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.