Schutzwirkung des Körperfetts vor Herzerkrankungen?
Frauen mit einem höheren Körperfettanteil scheinen besser vor Herzerkrankungen geschützt zu sein, wobei die Muskelmasse der Frauen keine Rolle zu spielen scheint. Sollten Frauen also an Körperfett zunehmen, um sich so vor Herzerkrankungen zu schützen?
Frauen mit einem hohen Körperfettanteil sind besser vor Herzerkrankungen geschützt, als dies bei Frauen mit weniger Fett der Fall ist, so das überraschende Ergebnis einer Untersuchung unter Beteiligung von Forschenden der University of California, Los Angeles (UCLA). Die Studie wurde in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Journal of American Heart Association“ (JAHA) publiziert.
42 Prozent reduziertes Risiko für Tod durch Herzerkrankung
Die Forschenden analysierten für ihre Untersuchung die Gesundheitsdaten von rund 11.500 Personen, welche über einen Zeitraum von insgesamt 15 Jahren gesammelt wurden. Die Teilnehmenden wurden anhand ihrer Körperzusammensetzung in vier verschiedene Gruppen eingeteilt: geringe Muskelmasse und geringes Körperfett, geringe Muskeln und hohes Fett, hohe Muskelmasse und geringes Fett sowie hohe Muskelmasse und hohes Körperfett.
Die Forschenden berechneten anschließend für diese Gruppen die Sterblichkeitsrate im Zusammenhang mit Herzerkrankungen. Dabei zeigten sich nicht nur Unterschiede zwischen den Gruppen, sondern auch deutliche Abweichungen zwischen Männern und Frauen. Zwar war bei beiden Geschlechtern eine höhere Muskelmasse mit einem niedrigeren Mortalitätsrisiko durch kardiovaskuläre Erkrankungen verbunden, doch bei Männern war das Risiko in der Gruppe mit hoher Muskelmasse und niedrigem Körperfett am geringsten, während bei Frauen in der Gruppe mit hohem Körperfett und hoher Muskelmasse das geringste Risiko vorlag.
Die Sterblichkeit durch Herzkrankheiten lag bei Frauen mit hoher Muskelmasse und hohem Körperfettanteil um 42 Prozent niedriger, als bei Frauen mit geringer Muskelmasse und geringem Körperfettanteil, berichten die Forschenden. Insgesamt scheine bei Frauen ein hoher Fettanteil, unabhängig von der Muskelmasse, mit einem niedrigeren Mortalitätsrisiko durch Herz-Keislauf-Erkrankungen verbunden zu sein.
Sterben mehr Männer oder mehr Frauen an Herzerkrankungen?
Die American Heart Association schätzt, dass jährlich etwa fünf Millionen Männer und drei Millionen Frauen einen Herzinfarkt erleiden. Trotz dieser starken geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Anzahl der Ereignisse sterben nach Angaben der AHA jedoch ungefähr gleich viele Männer und Frauen an einem Herzinfarkt.
Herzinfarkte nehmen bei Frauen im mittleren Alter zu
Darüber hinaus sei die Sterblichkeit bei Frauen in den letzten fünf Jahrzehnten langsamer gesunken als bei Männern, und die Häufigkeit von Herzinfarkten scheine bei Frauen im Alter zwischen 35 und 54 Jahren zuzunehmen, berichten die Fachleute. Zudem habe neuere Forschung ergeben, dass Frauen vermehrt bestimmte signifikante Risikofaktoren aufweisen, die mit Herzerkrankungen assoziiert sind, fügt das Team in einer Pressemitteilung der University of California, Los Angeles hinzu.
Physiologische Unterschiede berücksichtigen
Es ist sehr wichtig, physiologische Unterschiede zwischen Frauen und Männern zu erkennen, wenn es um die Körperzusammensetzung und das Risiko geht, an einer Herzerkrankung zu versterben. Dies gilt insbesondere im Hinblick darauf, wie Unterschiede im Körperfett dieses Risiko verändern können, betonen die Forschenden.
Die Ergebnisse der aktuellen Forschungsarbeit unterstreichen die Notwendigkeit, geschlechtsspezifische Richtlinien in Bezug auf Bewegung und Ernährung als präventive Strategien gegen die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erarbeiten, erklären die Fachleute.
Auch wenn derzeit der Schwerpunkt auf einer Reduzierung von Fett liege, um das Krankheitsrisiko zu senken, könnte es für Frauen wichtig sein, sich mehr auf den Aufbau von Muskelmasse als auf die Gewichtsabnahme zu konzentrieren, fügt das Team hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Preethi Srikanthan, Tamara B. Horwich, Marcella Calfon Press, Jeff Gornbein, Karol E. Watson: Sex Differences in the Association of Body Composition and Cardiovascular Mortality, in Journal of American Heart Association (veröffentlicht 23.02.2021), JAHA
- University of California, Los Angeles: In women, higher body fat may protect against heart disease death, study shows (veröffentlicht 16.03.2021), UCLA
Wichtiger Hinweis:
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