Erhöhte Ruheherzfrequenz verstärkt das Risiko vorzeitig zu versterben
Der Ruhepuls kann offenbar unsere relative Lebenserwartung anzeigen. Schwedische Wissenschaftler konnten anhand einer Studie ermitteln, dass eine durchschnittliche Ruhefrequenz von über 75 Schlägen je Minute das Sterberisiko verdoppeln kann. Jeder Schlag mehr zeigte ein erhöhtes Risiko von 3 Prozent. Eine Senkung des Ruhepulses ist beispielsweise durch regelmäßigen Ausdauersport möglich.
Bei einer aktuellen Untersuchung der University of Gothenburg konnte jetzt festgestellt werden, dass eine Ruhepulsfrequenz von 75 Schlägen pro Minute im mittleren Alter auf das Risiko eines vorzeitigen Todes hindeutet. Die Ergebnisse der Studie wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „Open Heart“ des British Medical Journal publiziert.
Wie wirkt sich die Ruheherzfrequenz auf die Gesundheit aus?
Wenn Männer nach ihrem 50. Lebensjahr eine Ruheherzfrequenz von 75 oder mehr hatten, verstarben sie doppelt so häufig innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte, verglichen mit Männern, welche eine Ruheherzfrequenz von 55 oder weniger hatten, berichten die Autoren der Studie. Jeder zusätzliche Ruheherzschlag pro Minute war mit einem um drei Prozent höheren Risiko vorzeitig zu versterben verbunden, berichten die Forschenden weiter. Zusätzliche Herzschläge waren auch mit einem um ein Prozent höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einer um zwei Prozent höheren Wahrscheinlichkeit für eine koronare Herzkrankheit verbunden.
Was ist die Ruheherzfrequenz?
Die sogenannte Ruheherzfrequenz gibt an, wie oft das Organ pro Minute schlägt, wenn Sie sich nicht besonders anstrengen oder trainieren. Ein normaler Wert liegt zwischen 50 und 100 Schlägen pro Minute (bpm). Eine niedrigere Herzfrequenz zeigt im Allgemeinen eine bessere kardiovaskuläre Gesundheit und allgemeine Fitness an.
798 Männer nahmen an der Studie teil
Um herauszufinden, wie Veränderungen unserer Herzfrequenz das Risiko eines frühen Todes beeinflussen können, analysierten die Forschenden die Daten von 798 Männern. Die Teilnehmenden wurden alle im Jahr 1943 geboren. Die Männer füllten bereits im Jahr 1993 einen Fragebogen über ihren Lebensstil, vorliegenden Stress und jegliche familiäre Vorgeschichte von Herzkrankheiten aus. Sie wurden außerdem auch einer medizinischen Untersuchung unterzogen, zu der die Messung der Ruheherzfrequenz gehörte. Die Teilnehmenden wurden dann in vier Gruppen eingeteilt: Personen mit einer Ruheherzfrequenz von 55 bpm oder weniger; 56 bis 65 bpm; 66 bis 75 bpm und mehr als 75 bpm. Die Ruheherzfrequenz wurde in den Jahren 2003 und 2014 erneut unter den Männern gemessen, die zu diesem Zeitpunkt noch am Leben waren und weiter an der Studie teilnehmen wollten.
Was ist die koronare Herzkrankheit?
Eine sogenannte Koronararterienerkrankung tritt auf, wenn die Hauptblutgefäße, die das Herz mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen, beschädigt werden. Dies ist in der Regel normalerweise auf Plaque und Entzündungen zurückzuführen. Wenn sich Plaques aufbauen, verengt dies die Arterien, wodurch der Blutfluss zum Herzen verringert wird. Im Laufe der Zeit kann dies zu Angina pectoris führen, während eine vollständige Blockade sogar einen Herzinfarkt auslösen kann. Viele Menschen haben anfangs keine Symptome, aber wenn sich die Plaques aufbauen, bemerken sie möglicherweise Brustschmerzen oder Atemnot, wenn sie trainieren oder gestresst sind. Andere Ursachen sind Rauchen, Diabetes und ein inaktiver und sesshafter Lebensstil.
Wie kann ich eine koronare Herzkrankheit verhindern?
Eine koronare Herzkrankheit kann verhindert werden, indem Sie das Rauchen aufgeben, Beschwerden wie Diabetes oder Bluthochdruck kontrollieren, aktiv bleiben, gesund essen und Stress vermeiden. Medikamente können helfen, den Cholesterinspiegel zu senken und Aspirin kann beispielsweise das Blut verdünnen, um das Risiko von Blutgerinnseln zu reduzieren. In schweren Fällen können auch Stents in die Arterien eingeführt werden, um sie zu öffnen, und bei der koronaren Bypassoperation wird ein Gefäß von anderer Stelle des Körpers transplantiert, um die blockierten Arterien zu umgehen.
Welche Ergebnisse wurden festgestellt?
Während der 21-jährigen Studienzeit starben 119 der Teilnehmenden (knapp 15 Prozent) vor ihrem 71. Geburtstag. Und 237 Männer (fast 28 Prozent) entwickelten Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dies ist ein allgemeiner Begriff für Zustände, die das Herz oder die Blutgefäße betreffen. Etwa 113 Teilnehmende (etwas über 14 Prozent) entwickelten eine koronare Herzkrankheit, bei der die Durchblutung des Herzens durch die Koronararterien blockiert oder unterbrochen wird. Die Ergebnisse zeigten, dass Personen mit einer gemessenen Ruheherzfrequenz von 75 oder mehr im Jahr 1993 innerhalb von 21 Jahren doppelt so häufig verstarben, verglichen mit Patienten mit einer Herzfrequenz von 55 bpm oder darunter.
Bei einer stabilen Ruheherzfrequenz zwischen dem Jahr 1993 und dem Jahr 2003, als die Männer 50 bis 60 Jahre alt waren, war das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in den nächsten elf Jahren um 44 Prozent geringer, verglichen mit Teilnehmenden, deren Herzfrequenz während dieses Alters anstieg. Männer mit einer Herzfrequenz von über 55 bpm im Jahr 1993 waren häufiger Raucher, sesshaft oder gestresst. Sie litten auch öfter unter typischen Risikofaktoren für Herzerkrankungen, wie beispielsweise Bluthochdruck oder Fettleibigkeit.
Weitere Forschung ist nötig
Es handelte sich bei der Untersuchung lediglich um eine Beobachtungsstudie, welche nicht die Ursachen feststellen konnte, berichten die Forschenden. Außerdem wurden nur Männer eines bestimmten Alters untersucht, somit könnten die festgestellten Ergebnisse nicht auf die allgemeine Bevölkerung zutreffen. Weitere Forschung zu diesem Thema ist dringend notwendig. Die Autoren hoffen jedoch, dass die Ergebnisse dazu führen werden, dass in Zukunft unsere Ruheherzfrequenz auf Veränderungen überwacht wird, welche dann unser Risiko für Herzkrankheiten aufdecken können. Wenn Sie sich vor Erkrankungen des Herzens schützen wollen, können Sie beispielsweise auch mehr Zimt zu sich nehmen. Eine Studie der Victor Babes University of Medicine and Pharmacy stellte vor kurzer Zeit fest, dass Zimt den besten Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen bietet. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.