Hormontherapie in den Wechseljahren erhöht das Eierstockkrebsrisiko
13.02.2015
Viele Frauen zeigen im Zuge der Wechseljahre Beschwerden wie Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen oder Schlafstörungen aufgrund der hormonellen Schwankungen. Hier bietet die sogenannte Hormonersatztherapie zwar Linderung, doch kann mit ihr gleichzeitig eine deutliche Erhöhung des Eierstockkrebsrisikos einhergehen, so das Ergebnis einer aktuellen, in dem Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlichten Studie.
Die britischen Wissenschaftler der „Collaborative Group on Epidemiological Studies of Ovarian Cancer“ berichten in dem Fachmagazin, dass die Anwendung der Hormonersatztherapie gegen die typischen Beschwerden der Wechseljahre sich in den 1990er Jahren zunächst rasch erhöht habe und anschließend in den 2000er Jahren nach Veröffentlichung erster kritischer Studienergebnisse abrupt auf die Hälfte abfiel. Die Anwendung halte sich seit 2010 in den USA und Großbritannien weitgehend stabil bei circa sechs Millionen Nutzerinnen – trotz bekannter Risiken. So hatten zum Beispiel zwei große US-amerikanische Studien ergeben, das Frauen infolge der Hormonbehandlung häufiger an Brustkrebs und Herz-Kreislauf-Leiden erkranken, berichtet „Spiegel Online“. In der aktuellen Studie der britischen Forscher wurde nun zudem eine Erhöhung des Eierstockkrebsrisikos festgestellt.
Vermehrt Eierstockkrebs bei Anwendung der Hormontherapie
Die Wissenschaftler um Richard Peto von der Oxford University werteten im Rahmen ihrer Studie die Datensätze der Einzelteilnehmerinnen (insgesamt 21.488) aus 52 epidemiologischen Studien aus Australien, Europa und Nordamerika aus. Sie suchten nach möglichen Zusammenhängen zwischen der Anwendung der Hormonersatztherapie und der späteren Entwicklung von Eierstockkrebs. Unter den berücksichtigten Teilnehmerinnen aus den prospektiven Studien entwickelten laut Angaben der Forscher 12.110 Frauen nach der Menopause Eierstockkrebs, wobei 55 Prozent (6601) zuvor eine Hormontherapie erhalten hatten. Insgesamt sei bei Frauen, die ab dem Alter von 50 Jahren für mindestens fünf Jahre ein Hormonersatztherapie erhielten, ein zusätzlicher Eierstockkrebs-Fall pro 1.000 Nutzerinnen der Hormontherapie festzustellen gewesen und ein zusätzlicher Todesfall pro 1.700 Nutzerinnen. Das erhöhte Eierstockkrebsrisiko war dabei weitgehend oder gänzlich kausal, schreiben die Wissenschaftler.
Auch kürzere Anwendung der Hormontherapie erhöht das Risiko
Des Weiteren stellten die Forscher bei der Datenauswertung fest, dass Frauen, die seit weniger als fünf Jahren eine Hormontherapie erhielten, ebenfalls ein erhöhtes Eierstockkrebsrisiko aufwiesen, berichtet „Spiegel Online“. Sowohl die Einnahme von Östrogen-Präparaten als auch die einer Östrogen-Progesteron-Kombination habe die Wahrscheinlichkeit einer entsprechenden Tumorerkrankung erhöht. Bei den verschiedenen möglichen Tumorarten war der Zusammenhang zwischen der Risikoerhöhung und der Hormontherapie allerdings durchaus unterschiedlich. In den prospektiven Studien zeigten sich als häufigste Tumorarten seröse und endometrioide Tumore, schreiben die Forscher. Obwohl die Auswirkungen der Hormontherapie auf das Eierstockkrebsrisiko eindeutig ausfallen, kommen Wissenschaftler des US-amerikanischen Institutes of Health in einem Kommentar des aktuellen Beitrags zu dem Schluss, dass dies keine grundsätzliche Neubewertung des Risikos der Hormontherapie zur Folge haben werde, so „Spiegel Online“. Nicht zuletzt weil Eierstockkrebs im Vergleich zu Brustkrebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen relativ selten sei und deren Risiko durch die Hormonersatztherapie schließlich ebenfalls erhöht werde.
Hormonersatztherapie in Deutschland
Hierzulande ist die Hormonersatztherapie bei Frauen in der Menopause allerdings ohnehin deutlich weniger beliebt als beispielsweise in den USA. Die gesundheitlichen Risiken werden äußerst kritisch bewertet, auch wenn sich durch die Hormontherapie eine Linderung der Beschwerden in den Wechseljahren erreichen lässt. Zu der Häufigkeit von Eierstockkrebs in Deutschland berichtet „Spiegel Online“ unter Berufung auf die Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI), dass im Jahr 2010 hierzulande 7.790 Frauen die Diagnose Eierstockkrebs erhielten und knapp 5.600 an einer Eierstockkrebserkrankung verstarben. Als Risikofaktoren würden neben der Hormontherapie auch Übergewicht und Kinderlosigkeit beziehungsweise Unfruchtbarkeit genannt. (fp)
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